Sprachglosse
Antifikation
Antifikation
Es gibt viele modische Wörter, die man sich eigentlich nicht zu eigen machen möchte. Ich betrachte sie eher als lästigen Beifang. Oft hat man den Eindruck, diese Wörter sollen in Umlauf gebracht und dort gehalten werden. Da hilft es dann nur noch, ein bisschen humorvoll gegenzusteuern z. B. durch eigene kreative Deutungen. Portfolio? Ach, ist das nicht die Verpackung der Portweinflasche in eine von rosa Seide gebändigte Klarsichtfolie? Woke am Anfang eines Satzes könnte evtl. der Plural dieser gewölbten Pfannen sein. Ach nein, diese Rodelgeräte heißen Woks. Aber ein Narrativ, das weiß man ja, das kann nur eine tief ins Gesicht gezogene Narrenkappe sein. Eine Meta-Krise durchlaufen wir auch bei uns zeitweise, wenn der Nachschub von Metaxa ins Stocken gerät. Und Attitüden erinnern mich an die jugendrevolutionäre Wörterklitterei „Antifikation der Kontramedüse“, mit der wir jede blasierte Diskussion lahmlegten. Dickmamsell, nein, das sagen selbst wir schon lange nicht mehr, das ist, wie es hier wieder steht: das Plus-Size-Model.
In den abzuarbeitenden Modewortlisten dürfen keinesfalls Wörter wie hochvolatil, vulnerabel und prekär fehlen, sonst ist aber wirklich Sabbatical!
Dabei handelt es sich bei Sabattical eigentlich doch um den Schlussteil einer Musical-Trilogie, nach der Formel: Ouvertical, Musical, Sabbatical.
Autor:Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr |
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