Glosse
Alterslockerheit

Den Kopf frei bekommt man, indem man sich täglich ein- bis zweimal hinsetzt und Sudoku macht, was oft mit Soduko verwechselt wird, was aber etwas völlig anderes ist. Wenn man dann erfolgreich sudokut hat, ist man völlig locker. Wenn nicht, nicht. Dann muss man tatsächlich aufstehen und ein paar Schritte in die entgegengesetzte Richtung gehen. Im Sitzen bloß Arme und Beine abschütteln reicht da nicht. Aber jetzt mal im Ernst: In einer Umgebung, wo sich die junge und mittlere Generation computergestützt optimal optimieren möchte, haben wir Alten gelernt, unsere Fehlerhaftigkeit und die der anderen(!) als zumutbar zu akzeptieren. Das macht uns locker. Als wäre der Sinn des Lebens unsere Effizienz! Ich könnte weinen, wenn ich sie sklavisch auf ihre Armbanduhren starren sehe. Diese besessene Sturheit der Jüngeren kontern wir mit unserer Alterslockerheit: Hineinhorchen in den Tag, mit und ohne Hörgerät, Freude am Lebendigsein, jawoll, das ist unser „carpe diem“. Und nicht die gemessene Leistung in Metern und Minuten und der abschätzige Blick zum ungesunden Nachbarn. Wir haben doch die modischen Lifestylewellen kommen und gehen sehen. Statt Hobbypathologisierung bei sich und anderen zu betreiben bleiben wir locker und dankbar für die Teilhabe am Lebendigen.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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