Buchempfehlung
Alraune - das Mädchen vom Rhein
So wichtig das Thema ist, ich schaffe es einfach nicht, mich 12 Stunden am Tag mit Impfen zu befassen.
Es muss auch noch etwas Zeit für Kulturelles übrigbleiben und da ist mir meine Kategorie „Was ich immer schon mal lesen wollte“ in letzter Zeit - auch wetterbedingt -sehr ans Herz gewachsen.
Seit meinen Kindertagen in den 1950ern war das Wort „Alraune“ in meinem Kopf, ich wusste aber nie etwas damit anzufangen. Damals hatte ich aufgeschnappt, Hildegard Knef habe sich dafür nackt ausgezogen. Wer das war, erfuhr ich aber erst, als sie sich wieder angezogen hatte und rote Rosen regnen ließ. Und auch, dass der Skandalfilm nicht „Alraune“ war, sondern „Die Sünderin“ hieß und Alraune wohl der Hexenküche entstammte. Danach schlummerte das Kraut ganz tief unten in der Abteilung Sagen, Volksglauben und Märchen und erblickte 50 Jahre nie mehr das Licht des Tagesbewusstseins.
Bis ich vor einigen Tagen von einer Ausstellung mit Jugendstilkunst las und mich eine Abbildung so faszinierte, dass ich den Namen der Künstlerin googelte: Ilna Ewers-Wunderwald.
Ohne Titel, 1910
Der Name gehört einer Künstlerin vom Anfang des 20. Jahrhunderts, die mit Hanns-Heinz Ewers verheiratet war, welcher 1911 den berühmten Roman „Alraune“ verfasste. Sie selbst wurde beschrieben als „Alraune des Jugendstils“ wie auch ein Buchtitel heißt.
Ja, das war er nun, der richtige Anlass, die Künstlerin und ihren Gatten näher kennenzulernen und vor allem mal diesen Roman zu lesen. Endlich.
Eine beliebte aber ziemlich hilflose Beschreibung von Spannungszuständen ist ja: „das macht was mit einem“. Aber was`? Verschlungen hab ich ihn, den eigentlich viel zu klein gedruckten Roman, richtig fiebrig war ich dabei, es macht schon was mit einem, aber was?
Die größte Überraschung war aber nicht die künstliche Befruchtung und deren Folgen, sondern dass der Roman in meiner Geburtsstadt Bonn spielt. Das hätte man mir doch schon mal sagen können, damals, als ich noch da lebte und nichts Genaues über das Mädchen Alraune ten Brinken wusste.
Heute erfahren bereits Kinder, die Harry Potter lesen, etwas: Mandrake, der englische Name der Wurzel, gehört nämlich zur Grundausrüstung der Magischen Tiere (!), deren Nachbildung man für nur 34,90 € im Topf kaufen kann.
Im Übrigen ist es zunächst wirklich nur eine giftige Pflanze (mandragora officinalis), über die schon in der alten Bibel Mythisch-Magisches erzählt wird, wozu die gespaltene Form der Wurzel, die oft wie ein Männchen oder Frauchen aussieht, viel beiträgt.
Horror und Grusel der üblichen (billigen) Art ist es nicht, was einen beim Lesen packt. Eher schon die Faszination des Amoralischen in einem sprachlich und inhaltlich blumenreichen Phantasieroman.
Die Widmung des literarischen Schöpfers an seine menschgewordene Alraune lautet: „Von einem, Schwesterlein, der neben dem Leben herlief.“
Sich über das Thema ALRAUNE im worldwideweb zu informieren ist superleicht, es wimmelt vor Angeboten.
Autor:Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr |
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