Ohne Onlineverbindung keine Fahrpreiserstattung mehr bei der Ruhrbahn
Ärger über Servicemangel

Die (zum Teil ehrenamtlichen) Leitungskräfte der Seniorenbegegnungsstätten.  | Foto: Jörg Marx
  • Die (zum Teil ehrenamtlichen) Leitungskräfte der Seniorenbegegnungsstätten.
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Die Ruhrbahn hat die Fahrpreiserstattung auf ein reines Onlineverfahren umgestellt - mit der Folge, dass Menschen, die über keinen Computeranschluss oder keine Internetverbindung verfügen, zukünftig leer ausgehen.

Auf Nachfrage des Seniorenbeiratsvorsitzenden Helmut Storm bei der Geschäftsführung der Ruhrbahn, wie es gewährleistet werden könne, dass insbesondere ältere Menschen ohne Internetzugang eine Fahrkartenrückerstattung geltend machen könnten, schrieb der zuständige Abteilungsleiter, dass es „eine Vielzahl von Gründen“ gebe, warum die Ruhrbahn den Prozess aus den Kundencentern entfernt habe.

Sicher gäbe es auch im Zeitalter der Digitalisierung noch Menschen, die mit den digitalen Wegen nicht vertraut sind und sich dahingehend unsicher fühlten. Deshalb wolle man eine analoge Lösung anbieten und darum bitten, dass der Seniorenbeirat die Formulare für anfragenden Bürger ausfüllt und mit den Tickets zusendet.

Doch der Seniorenbeirat ist ein Gremium und keine Betreuungsstelle für von der Teilhabe ausgeschlossene ältere Erwachsene. Dennoch: Diese „Idee“ sollte den Leitungskräften der Senioren-Begegnungsstätten seitens des Seniorenbeirates vorgestellt und mit der Frage verbunden werden, ob sie bei dieser Formular- und Ticketversendung behilflich sein können.

Doch, bevor es dazu kam, stellte die Ruhrbahn am vergangenen Freitag klar, dass es mit der „anlogen“ Formular-Lösung doch nicht funktionieren könne, denn man sei auf die Schwierigkeit gestoßen, dass die Erstattungsanträge für das Pünktlichkeitsversprechen spätestens nach drei Werkstagen vorliegen müssten, damit sie „in das System eingegeben werden können“. Vielleicht könnten, um diese Drei-Tage-Frist einzuhalten, die Altentagesstätten die Anträge für die Ruhrbahn direkt im Internet erfassen.

"Teilnehmer waren empört"

Der Vorsitzende Helmut Storm antwortete darauf: „Ihren modifizierten Vorschlag habe ich – wie angekündigt – heute in der Arbeitsgemeinschaft der Altenvereine und Altentagesstätten vorgestellt. Die Resonanz war mehr als negativ. Alle Teilnehmer waren – gelinde gesagt – empört. Da bieten sich ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an, die Arbeit zu machen, die Sie eigentlich machen müssten, um eine einfache Lösung zu finden und dann gestalten Sie die Rahmenbedingungen so kompliziert, dass unser gut gemeinter Lösungsvorschlag in der Umsetzung unmöglich gemacht wird.“

Die Chancen zur Teilhabe am öffentlichen Leben allen Bevölkerungsgruppen zu ermöglichen und die Pflicht zur Vertragseinhaltung im Rahmen des öffentlichen Personennahverkehrs zu erfüllen, ist die zentrale Aufgabe der Kommune und der mit ihr verbundenen Unternehmen. Der Ausschluss von gut 40 Prozent der älteren Bevölkerung (das wären mehr als 20.000 Personen) von einem, wenn auch „freiwilligen“ Erstattungsanspruch sei aus Sicht des Seniorenbeirates ebenso wie aus Sicht der Sozialplanung der Stadt völlig inakzeptabel. Der Seniorenbeirat fordert von der Geschäftsführung der Ruhrbahn, insbesondere hilfebedürftigen Menschen den Zugang zum Erstattungsverfahren in den Kundencentern zu gewährleisten. Laut einer Studie aus dem Vorjahr gaben insgesamt 22,5 Prozent der befragten über 60jährigen an, mehrmals täglich das Internet zu nutzen – jedoch mehr als 42 Prozent erklärten, kein Internetnutzer zu sein.

Hintergrund

>> In Mülheim an der Ruhr beträgt die Zahl der heute 25- bis 60-Jährigen rund 81.000 und die Zahl der 60- bis über 100-Jährigen rund 52.000 Menschen.

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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