Im Heerlager der Rechten
Abendlanduntergänge

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Schon Oswald Spengler meinte 1918, dass der „Untergang des Abendlandes“ bald fällig wäre. Das sei halt so eine Gesetzmäßigkeit mit dem Auf und Ab der Hochkulturen. Es könne ja nicht immer nur Fortschritt geben. Leuchtet ein. Nur wann? Das ist die Frage. Sein Buch war bekannt und ich las es ungefähr 50 Jahre später. Und war beeindruckt.
„Das Heerlager der Heiligen“ wurde von Jean Raspail 1973 geschrieben und ist überhaupt nicht bekannt. Ich las es jetzt erst, ungefähr 50 Jahre später. Erst 2015 wurde es ins Deutsche übersetzt, wohl aus aktuellem Anlass von jemandem aus der rechten Szene. Ich wollte aber trotzdem wissen, was drinsteht. Soviel kann ich vorwegnehme: Leider auch hier kein Datum des kommenden Untergangs!

Man sollte sich auf jeden Fall als erstes wirklich das 20. Kapitel der Apokalypse (Johannes-Offenbarungen) ansehen, das Raspail sozusagen als Motto voranstellt. Dort ist von dem immer wieder erwähnten Tier und dem Heerlager der Heiligen die Rede.
Die Frage, ob dieser Roman lesenswert ist, ist nicht einfach zu beantworten. Er beginnt wie ein beklemmender Schocker und endet als dahinplätschernder Monty Python-Verschnitt. Überraschend hellsichtige Passagen wechseln mit abstoßend drastischen Schilderungen. Und ständig schaukelt es zwischen Prophetie mit Gegenwartsbezug und Tragigkomödie für alte weiße Männer hin und her.
Wegen dieser Doppelbödigkeit greift jeder Rassismusvorwurf zu kurz. Es ist doch mehr die Masse als die Rasse, die da anrollt. Weniger Religion als (Bevölkerungs)-Explosion. Auch Spengler dachte übrigens rechtsautoritär.
Und wie das bei denen so üblich ist, muss eine Untergangshymne her: „Nein, ich bereue nichts“ wird von den verbliebenen 20 Widerständlern am Ende angestimmt. Raspail ist Franzose und hat nicht nur die Offenbarung des Johannes sondern auch die der Piaf inhaliert. - Deutschland kommt nicht vor. Was würde man singen?

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Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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