Pfarrerin Reinhilde Lüninghöner-Czylwik in den Ruhestand verabschiedet
33 Jahre auf kreativen Wegen
In 33 Jahren hat sich einiges verändert in Heißen und vieles davon hat Reinhilde Lüninghöner-Czylwik als Pfarrerin an der Gnadenkirche miterlebt, manches mitgestaltet. 1987 kam sie nach dem Vikariat in Remscheid und Hilfsdienst in Duisburg-Marxloh nach Mülheim, nun geht sie zum Ende des Monats in den Ruhestand.
„Man fühlt sich ein bisschen aus der Zeit gefallen“, meint die Theologin mit Blick auf die besonderen Umstände unter Corona. Eigentlich war ein Abschiedsgottesdienst in der Gnadenkirche geplant, natürlich mit einer Feierstunde danach. Dann kam alles anders und Pfarrerin Lüninghöner-Czylwik findet im nun ruhigen Gemeindehaus Zeit, zurückzublicken.
„Als ich 1987 nach Heißen kam, wohnten in der Mausegattsiedlung noch viele ehemalige Bergleute und Arbeiterfamilien rund um die Friedenskirche. Heißen-Mitte war eher geprägt von alteingesessenen Bauern und Kaufleuten; die Krupp-Siedlung „Heimaterde“ hatte noch einmal einen ganz eigenen Charakter. Dann wurden die Siedlungshäuser verkauft, in Neubaugebieten kamen, vor allem in den letzten Jahren, Akademikerfamilien dazu. So hat sich die Struktur und das Gesicht des Stadtteils verändert“, blickt Reinhilde Lüninghöner-Czylwik auf die sozialen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte zurück. Auch in der Gemeinde gab es Veränderungen: Pfarrbezirke wurden zusammengelegt, die Friedenskirche am Humboldthain musste aufgegeben werden. Die Kirchengemeinde und auch die Gnadenkirche am Heißener Markt feierten ihr 125-jähriges Bestehen.
„Ihre“ Gnadenkirche mag die Pfarrerin besonders gern. „Es ist eine schöne Kirche, die mir immer am Herzen gelegen hat“, sagt sie. „Man sieht viel Weiß und auch Hellblau im Innenraum. Wenn man nach oben schaut an die Kassettendecke, ist das fast wie ein Blick in den Himmel“. In den Gottesdiensten hat Pfarrerin Lüninghöner-Czylwik immer gerne Neues ausprobiert, etwa die Predigt im Dialog mit der Gemeinde gehalten oder Kinder von Tauffamilien mit eigenen Beiträgen in die Feier einbezogen. „Auch die Tauferinnerungsgottesdienste haben wir in Heißen begonnen“, erinnert sie sich „alle unter Sechsjährigen wurden eingeladen, das waren eine Menge Briefe.“ Ein anderer Moment, der in Erinnerung bleibt: „Für ein Gemeindefest haben wir den Kirchraum zu einem Schiff umgebaut, alle Bänke versetzt und in der Mitte sogar ein Segel gehisst.“ Gemeinsame Glaubensfeste gab und gibt es auch zusammen mit den katholischen Nachbarn von St. Joseph. „Wir erleben hier in Heißen eine große Offenheit für die Ökumene“, freut sich Pfarrerin Lüninghöner-Czylwik.
Weil ihr das Thema Gottesdienste am Herzen lag, machte sie eine Ausbildung zum Gottesdienst-Coach. „So haben Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit, dass einmal jemand anderes draufschaut“, erklärt die Theologin. Aktuell begleitet sie einen Prädikanten aus der Gemeinde in seiner Ausbildung im ehrenamtlichen Predigtdienst.
„Wenn man Pfarrerin ist, hat man einen Beruf, in dem man kreativ sein muss“, sagt Reinhilde Lüninghöner-Czylwik im Rückblick. „Das hat mir immer Freude gemacht“. Pfarrerin Lüninghöner-Czylwik holte auch andere Kreative in die Kirche. Regelmäßig stellten Künstlerinnen und Künstler in der Gnadenkirche aus, den Anfang machte der Mülheimer Maler Alfred Dade, andere folgten nach. Auch das dreigeteilte Altarbild, das man heute in der Kirche findet, war zuerst ein Exponat bei einer Ausstellung in der Kirche. Mit Heißener Gemeindemitgliedern stellte die Pfarrerin auch selber Kunst-Stücke her. „Ich mag die Steinbildhauerei, es ist einfach toll, körperlich aktiv zu sein und etwas zu schaffen, was dann, meistens jedenfalls, auch ganz schön anzuschauen ist. Mit einer Gruppe aus der Gemeinde zeigte sie eigene Arbeiten bei einer Veranstaltung zum Themenjahr „Bild und Bibel“ im Vorfeld des Reformationsjubiläums.
Auf mehr Zeit zum Kreativsein freut sich die Bald-Ruheständlerin nun. Nicht nur für die Bildhauerei, sondern auch, um meditative Texte zu schreiben, „dafür braucht man Ruhe, die der Alltag mir bisher so nicht bietet“. Mit Kirche und Gemeinde bleibt sie weiterhin in Kontakt: „Wenn es mal Not im Predigtplan gibt, helfe ich gerne aus, auch den Draht zu meinem Gesprächskreis in der Gemeinde werde ich halten. Sobald man wieder zu Weihnachtsbasaren einladen kann, trifft man mich im Advent wieder in der Gnadenkirche. Vielleicht kann ich mich auch ehrenamtlich in der Ladenkirche engagieren.“
Eine Neubesetzung der Pfarrstelle schreibt die Evangelische Kirchengemeinde Heißen nun in Kooperation mit der Lukaskirchengemeinde aus.
Autor:Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.