Rodion Bakum eröffnete Mülheimer Ausstellungen
Zwei neue Ausstellungen im Rahmen des Jahresthemas "Es lebe die Freiheit!" in der Villa Artis in der Stadt Mülheim
Gleich zwei Kunstausstellungen starteten am Wochenende in der Stadt Mülheim an der Ruhr.
Die berührende Eröffnungsrede des Lokalpolitikers Rodion Bakum geben wir hier im vollen Umfang wieder.
Die Doppelausstellung ist in der Villa Artis noch bis 1. Mai 2022 zu sehen - jeweils SA+SO von 13 bis 17 Uhr - der Eintritt ist frei.
Grußwort zur Ausstellungseröffnung der Ruhr Gallery am 10.04.2022
"Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde,
„Freiheit!“ – das ist das Jahresmotto des Mülheimer Kunstvereins KKRR hier in der Villa Artis mit der Ruhr Gallery. Wer hätte bei der Auswahl letztes Jahr ahnen können, dass dieses Motto so unfassbar aktuell und gleichzeitig tragisch wird. Der Krieg in der Ukraine hat uns die Selbstverständlichkeit unserer Freiheit auf unserem Kontinent genommen. Unsere Freiheit wird heute auch am Schwarzen Meer und am Dnjepr verteidigt. Für mich persönlich, der vor fast 30 Jahren mit seiner Familie aus der Ukraine nach Deutschland gekommen ist, bedeutet Freiheit heute auch: Leben zu dürfen, keine Waffe abfeuern zu müssen.
War diese Entwicklung doch absehbar? Künstler:innen und Kulturschaffende haben unglaubliche Antennen, sie sind am Puls der Gesellschaft und fühlen Entwicklungen, die der Mehrheit noch verborgen bleibt. Es kann daher kein Zufall sein, dass das Jahresmotto „Freiheit!“ heute aktueller denn je ist. Es ist kein Wunder, dass Herrschsüchtige und Diktatoren daher die Kunst und die freie Kultur und Meinungsäußerung mehr fürchten als jede Rakete. Künstler:innen erschaffen Neues. Neues kann die Menschen inspirieren. Neues kann die Mächtigen erzittern lassen.
Seit genau zwei Jahren debattieren wir in unserem Land den Begriff der Freiheit. Die einen wollen Freiheit von Pflichten, Zwang und vermeintlicher Gängelung. Die große Mehrheit will Freiheit für Gesundheit, Vernunft und Solidarität. Freiheit, das ist immer die Freiheit des Andersdenkenden. Doch die Grundvoraussetzung ist: Denken. Es heißt weder Andersfühlen, Andersmeinen oder Andersgehörtzuhaben. Denken, das ist Freiheit!
Ich war vor einigen Tagen in einer Schule. Dort hing vor dem Sekretariat ein großes Bild. Das Bild hat ein Schüler aus Syrien gemalt. Es zeigt einen Jungen, in einem Lichtstrahl, um ihn herum Zerstörung und Tod – Aleppo. Neben dem Jungen fliegt ein Ibis empor, der Nationalvogel Syriens. Der Legende nach war der Ibis das erste Tier, das die Arche Noah verlassen durfte. Der Ibis steht für Fruchtbarkeit und Hoffnung für die Menschen. Als die ersten ukrainischen Kinder in der Schule ankamen, fand eine Debatte im Lehrerzimmer statt. Sollte man dieses Bild nicht lieber abhängen und verstecken, da dieses das Leid und mögliche Traumata der Kinder aus der Ukraine verschlimmern könnte? Der Schulleiter entschied sich: Das Bild bleibt und es wird einen zentralen Platz im Schulgebäude bekommen.
Kunst kann aufwühlen, Kunst kann provozieren und verletzen. Aber eins schafft Kunst immer: Kunst heilt.
Unsere Gesellschaft und unser Staat haben daher die Aufgabe, den Künstler:innen und Kulturschaffenden, Freiheit zu geben. Freiheit von Sorgen um die Finanzierung, Freiheit von äußeren Einflüssen oder gar Unterdrückung. Wenn wir ehrlich sind, wir haben noch viel zu tun. Gerade in den vergangenen zwei Jahren ist uns doch bewusst geworden: Eine wohlhabende Gesellschaft ist reich an Kunst und Kultur. Ohne Kunst werden wir blind und stumm. Ohne Kultur wird es still und dunkel.
Lassen Sie uns heute ein kleines Stück Freiheit feiern und an diejenigen denken, die für unsere und ihre Freiheit kämpfen!
Glück auf!"
Ende des Zitats
Alle aktuellen Events rund um die Kunst finden mit der KultAppMH.
Alles über den Kulturort "VILLA ARTIS" findet man mit diesem Link:
Autor:Alexander Ivo Franz aus Mülheim an der Ruhr |
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