Kino im Mülheimer Forum für immer geschlossen
„Zunehmend frustriert und zermürbt“
Kein Glanz und Glamour mehr auf den Leinwänden, kein Abenteuer, kein Liebesdrama oder Science Fiction in der Mülheimer Filmpassage. Das Kino im Forum in der Innenstadt ist für immer dicht.
„Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, denn wir lieben Kino“, sagt Betreiber Meinolf Thies im Gespräch mit der Mülheimer Woche. Nicht geliebt jedoch wurde nach seiner Überzeugung die Filmpassage allerdings von der Commerz Real AG, dem Forum-Eigentümer. „Das hat man uns spüren lassen und selbst gesagt“, so Thies. Er und seine Frau Anja seien zunehmend frustriert und zermürbt geworden.
Zudem habe Corona die Situation nicht gerade einfacher gemacht. Es gehe schon an die Nerven, wenn man freitags erfährt, dass es eine neue Verordnung gebe, die innerhalb einer Woche umgesetzt werden müsse, aber schon kurz nach dieser Mitteilung Politiker-Statements höre, dass die Maßnahmen wohl bald noch verschärft werden müssen. „Planungssicherheit und Verlässlichkeit sehen anders aus“, meint der Kino-Betreiber.
Keine Zukunft
für ein Kino
Eigentlich lief der Vertrag mit dem Forum noch bis Ende 2023. Aufgrund einer Passage im Vertragswerk gab es für die Eheleute Thies aber die Möglichkeit, bereits jetzt auszusteigen. „Das haben wir genutzt, weil wir hier für ein Kino keine Zukunft mehr sehen“, gehen die Betreiber auch auf die weitere Entwicklung des gesamten Centers ein. „Wer morgens dort einen Arzt oder Physiotherapeuten aufsucht, geht nicht unbedingt abends ins Kino.“
Die künftige Ausrichtung als Gesundheitszentrum sei möglicherweise für eine bestimmte Zielgruppe und den Eigentümer sinnvoll, für die Mülheimer Innenstadt ein Verlust an Attraktivität. Nicht zuletzt habe auch das Kino durch die Entwicklung und Zielsetzung im Forum an Attraktivität und verloren. „Wir haben da oben eine Dessert-Storm-Lage in einer Ghost Town, einer Geisterstadt“, beschreibt Meinolf Thies seine Gefühlslage.
Dass auch der Center-Manager die Flinte ins Korn geworfen habe, verdeutliche seiner Meinung nach, dass längst nicht alle an eine gute Zukunft des Forums glauben. Zudem sei das Miteinander mit dem Eigentümer immer schwieriger geworden. Man habe das Gefühl, dass man „einfach nicht mehr gewollt wird.“
"Es tropft
weiterhin"
Der Filmpassagen-Inhaber geht in unserem Gespräch noch einmal auf einen früheren Wasserschaden ein, der immer noch juristisch anhängig ist. „Es tropft zudem an einer Stelle weiterhin“, sagt er. „An einem Ortstermin wollten Vertreter des Eigentümers teilnehmen, sind aber ohne Absage nicht erschienen“, ergänzt er. „Was von denen bisher kam, war immer nur heiße Luft“, beschreibt er seine ganz persönlichen Erfahrungen.
Man habe deshalb die Reißleine gezogen. In einer schnell anberaumten Mitarbeiterversammlung habe man dem „engagierten und kompetenten Dutzend“ dann reinen Wein eingeschenkt, die Lage geschildert und die Entscheidung begründet. Thies ist überzeugt, dass das Team schnell neue Beschäftigungen finden wird.
Eigentümer
überrascht
Er und seine Frau schließen zudem nicht aus, dass man anderer Stelle, „wo das Umfeld stimmt“, Ausschau nach der Übernahme eines Kinos hält. Sechs Kinos betreiben Meinolf und Anja Thies, die in Essen leben und arbeiten, jetzt noch, und zwar in Lünen, Solingen, Kamp-Lintfort, Solingen, Osnabrück und in Bergen auf Rügen.
Für die etwa als Weihnachtsgeschenke erworbenen Gutscheine garantieren die Eheleute Thies eine Rückerstattung bis zum 30. Juni dieses Jahres, wobei eine Mail an blmh@filmpassage.de genüge.
Was der Eigentümer, die Commerz Real, zu der Kündigung sagt, lesen Sie hier.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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