Zille und sein Berlin
Ausgewählte Werke von Heinrich Zille(1858-1929) präsentiert das Mülheimer Kunstmuseum. Das Besondere: Das Museum überließ den „Young Experts of Art“ die Zusammenstellung der ausgestellten Werke.
12 junge Kunstexperten der Young Art Experts-AG des Museums setzen mit Stadt-Landschaften, Freizeitgestaltung und Hobbies, Armut und soziale Situation und dem Künstler vier Schwerpunkte. Sie folgten damit dem vorgegebenen Thema „Stadt“.
„Wir haben uns zunächst theoretisch mit Zille beschäftigt“, erzählt die 17-jährige Katharina Stadtler während der Vorstellung der Ausstellung im Kunstmuseum.
Zille, der ärmlichen Verhältnissen stammt, ist in den bürgerlichen Kreisen verfemt. „Nicht zumutbar“, grantelt Wilhelm II.
Doch die Berliner lieben ihren Zille, der sich mit seinen derben bis hin zu pornographischen Werke immer wieder den Unmut der Obrigkeit zuzieht. Die „Hurengespräche“ datiert Zille sogar zurück und veröffentlicht ihn anonym.
Die liberale Berliner Künstlerszene unterstützt den Mann mit dem dunklen Humor, der seit 1907 als freischaffender Künstler seinen Unterhalt verdient. 1924 wird er Mitglied der Preußischen Akademie der Künste und erhält den Professorentitel.
Rund 400 Werke Zilles aus der Sammlung Karl Themels im Kunstmuseum sichteten die 13- bis 17-jährigen Schüler im Vorfeld der Ausstellung.
„Wir konnten uns die Situation der ärmeren Schichten schon vorstellen“, sagt Hanna Mathias, wenn „auch nicht eins zu eins.“ Zu unterschiedlich seien die Bedingungen zwischen heute und dem Berlin zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
„Aber Zille hat oft genau das abgebildet, was er sah“, meint die Jil Strehlke. „Das Leben fand draußen statt - ganz anders als heute“, fährt sie fort, „es waren so viele Kinder auf der Straße oder den Hinterhöfen.“
Seit Mitte Dezember vergangenen Jahres beschäftigten sich die Jugendlichen mit Zille. „Und sie hatten die Qual der Wahl, „denn sie mussten sich auf 30 bis 40 Werke beschränken“ erklärt Museumleiterin Dr. Beate Reese.
Sie ist sehr zufrieden mit der Auswahl der Young Experts und den vier Themenschwerpunkten mit ihren Fotografien, Feder- und Kreidezeichnungen, Collagen, Lithografien und Aquarellen.
Die Ausstellung ist dienstags und mittwochs von 11 bis 17 Uhr, donnerstags von 11 bis 21 Uhr und samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr.
Am Sonntag, 3. März, führt Dr. Gerhard Ribbrock ab 11 Uhr durch die Ausstellung „Heinrich Zille und sein Berlin“. Die Teilnahme kostet 6, ermäßigt 3 Euro.
Autor:Dirk-R. Heuer aus Hilden |
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