Zeitzeichen im Juni: Mülheimer Verbindungen zu den Schumanns
10. Juni 1818: Geburt des Komponisten Hubert Ferdinand Kufferath
Im Rahmen der Serie Mülheimer Zeitzeichen, einer Kooperation der Mülheimer Woche und des Stadtarchivs, blicken wir heute 200 Jahre zurück.
Von Jens Roepstorff,
Stadtarchiv
Die Kufferaths waren einst eine Mülheimer Musikerfamilie, deren Mitglieder im Laufe ihres Lebens und Wirkens europaweit ihre Spuren hinterließen. Stammvater der Dynastie war der Papiermacher Peter Kufferath, den es Mitte des 18. Jahrhunderts an die Ruhr verschlagen hatte. Sein Sohn Carl, Uhrmacher von Beruf, galt als Musikliebhaber und gab diese Leidenschaft - und offenbar auch eine gewisse Begabung - an seine Kinder weiter. Sieben seiner Söhne, von Zeitgenossen scherzhaft als „musikalisches Siebengestirn“ bezeichnet, machten im Gegensatz zu ihrem Vater die Musik zu ihrem Beruf. Freundschaftliche Kontakte verbanden die Kufferaths mit zahlreichen Größen der damaligen Musikwelt wie Robert und Clara Schumann, Johannes Brahms oder Felix Mendelssohn-Bartholdy.
Musikalische Familie
Hubert Ferdinand Kufferath (1818-1896) war der jüngste der sieben Brüder. Wie schon zuvor bei seinen Geschwistern kümmerte sich der Vater um seine musikalische Ausbildung. Im Alter von 16 Jahren ging der junge Ferdinand zu seinem Bruder Johann nach Utrecht, um bei diesem sein Geigenspiel zu perfektionieren. In Köln setzte er 1837 seine Studien fort.
Nicht als Geiger, sondern als Pianist trat Kufferath dann 1839 beim Niederrheinischen Musikfest in Düsseldorf auf, wo der Komponist Felix Mendelssohn-Bartholdy auf ihn aufmerksam wurde. Dieser holte ihn zu sich nach Leipzig, um ihn in den Kreis seiner Schüler aufzunehmen. Das Klavierspiel und die Komposition traten nun in den Vordergrund. Als musikalisches Ausnahmetalent und Zögling des berühmten Mendelssohn hatte Kufferath das Privileg, in der Konzertsaison 1840/41 im Leipziger Gewandhaus sowohl als Pianist als auch als Komponist in Erscheinung zu treten. Er erregte damit wiederum die Aufmerksamkeit von Robert Schumann und dessen Frau Clara – der Beginn einer langjährigen Freundschaft mit dem Musikerpaar.
1841 nahm Kufferath eine Stelle als Dirigent des Männergesangsvereins in Köln an. Offenbar erfüllte ihn diese Aufgabe jedoch nicht wirklich. Er blieb nur ein halbes Jahr und begab sich dann für zwei Jahre „auf Reisen“, d.h. er lebte von wechselnden Engagements. 1844 ließ er sich als Lehrer für Klavier und Komposition in Brüssel nieder und betreute ab 1847 den dortigen Männergesangsverein. Er organisierte Konzertreihen und lud Musiker aus seinem Bekanntenkreis nach Brüssel ein. Die Pianistin Clara Schumann war regelmäßig zu Gast und nutzte diese Besuche, um neben den öffentlichen Konzertauftritten mit ihrem Freund privat zu musizieren.
Standards gesetzt
Die Berufung zum Professor für Komposition am Königlich-Belgischen Konservatorium im Jahre 1872 bedeutete für Kufferath die Krönung seiner musikalischen Karriere. Wenngleich viele seiner Werke im Laufe Zeit in Vergessenheit gerieten, so hat doch ein von ihm verfasstes Lehrbuch die Zeit überdauert. Die „Praktische Choral-Schule“ wurde zu einem musikpädagogischen Standardwerk, das sich bei Studenten in Belgien und Frankreich nach wie vor größter Beliebtheit erfreut.
Einen Überblick über alle Zeitzeichen mit weiterführenden Links findet man auch im Internet auf der Seite des Stadtarchivs: www.stadtarchiv-muelheim.de Kufferaths
Autor:Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr |
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