Zeitbegrenztes Wintermärchen

Am zugefrorenen See im kleinen Wäldchen
will ich der Stille lauschen.
Da hinten am Wäldchen muss die Eisbahn liegen,
umgeben von hoch aufragenden schneebedeckten Tannen,
immer schon ein beliebter Treffpunkt für verliebte Pärchen
die dort zur leisen Musik des Schneewalzers
Runden und Kringel ins Eis ritzen.
Ein schmaler Lichtschein dringt durch die Dunkelheit;
rasch erinnere ich mich, dass dort oft Fackeln aufgestellt waren
weil dann die Beleuchtung besonders romantisch war.
Zum Aufwärmen wurde heißer Tee getrunken,
dann sprühten die Kufen wieder Funken.
Ringsumher ist alles weiß,
Stille, Schneeflocken, Eiszapfen, ein winterlicher Märchenwald.
Brüchige Äste knacken leise,
weil sie die Schneelast kaum mehr tragen können.
Wie gespenstische Arme sehen sie aus
die dunklen, bizarren Formen,
die kahl und düster in den Himmel ragen.
Die kleine Hütte dagegen wirkt trotz der Finsternis anders.
Sie ist rundum mit Eiszapfen geschmückt,
die wie glänzende knorrige Finger geformt,
fast hexenähnliche Gebilde einen fast gruseln lassen.
Kostbar durchscheinend wie kristallene Unikate
üben sie eine unheimliche Anziehungskraft aus.
Kleine Lämpchen in den Bäumen
zaubern ein wunderschönes, märchenhaftes Bild.
Traumhafte Musik dringt an meine Ohren,
schon sehe ich elfengleiche Wesen ihre Kringel drehen,
fast störend ist das kratzende harte Geräusch der Kufen
das sagt, ich bin in der Wirklichkeit.
Tanzend fallen dicke weiße Flocken
aus einem ungewöhnlich gefärbten rosa Himmel.
Leise dringt helles Gebimmel vom Pferdeschlitten an meine Ohren.
Ich erkenne in dicke Decken warm eingepackte Gäste auf der Bank,
rote Nasen und Bäckchen bei den Kindern.
Strahlend sitzen sie da
und schauen mit großen Augen auf diese Schneepracht.
Die Pferde ziehen sie durch den Winterwald,
der kleine Hund vergnügt sich im Schnee,
versucht die Flocken zu fangen.
Beim Traben erklingen die Glöckchen ganz hell und fröhlich,
ein feines, zauberhaftes Wintermärchen,
zeitbegrenzt.