Puppenspielpremiere
Wodo mal anders „Des Kaisers neue Cluster“
Mit der ungewohnten Altersangabe „ab 7 Jahren“ war klar, dass die „Projektinszenierung Des Kaisers neue Cluster“ keine übliche Wodo Puppenspiel-Marionettentheaterinszenierung werden würde. Die beiden Puppenspieler entwickelten mit der Regisseurin Hannah M. Stratmann und dem für Dramatik und Musik zuständigen Cristián Carrasco eine hoch politische Inszenierung vor einem Monitor.
Herr Kaiser ist der Chef der Hamborn-Mülheimer Versicherung und auf der Suche nach einem Versicherungsprodukt, das noch niemand hat und möglichst alle benötigen. Da weder ihm noch seine Assistentin etwas einfällt handeln sie nach dem Motto „wenn du nicht mehr weiter weist, gründe einen Arbeitskreis oder suche Berater*innen. Sie finden Frau Weber und Herrn Schneider, zwei fesche Ökonomen, die Problemlösungen versprechen.
Mal ist auf dem Monitor ein schlichtes Bild mit Briefklammern, welches das Büro der Versicherung andeutet, mal läuft ein Film über von der Menschheit stets benötigte Dinge (Essen, Energie, Impfstoff).
Weber und Schneider lassen Kaiser warten und kosten ihre bevorzugte Stellung aus, liefern aber dann doch. Eine Kampagne für eine Versicherung, die das Atmen versichert.
Wie eine Zellwucherung (Cluster) breitet sich die neue Versicherung aus. Fast alle Menschen wollen sicher sein, stets atmen zu können, um alt zu werden. Rührend das alte Ehepaar auf der Gartenbank, das darüber schwadroniert, dass sie nur so alt geworden seien, weil sie die Atemversicherung abgeschlossen hatten und nach den Empfehlungen der Versicherung leben. Doch die Versicherung wird immer teurer, die Menschen müssen verzichten, um sich die Versicherung leisten zu können. Armut nimmt zu. Ein Kind stellt unbequemen Fragen, die Menschen fangen an die Versicherung in Frage zu stellen. Der auf einem Thron sitzende Nachrichtenmoderator stellt kritische Fragen. Ob die breite Menschheit kritisch wird, bleibt offen. Am Ende sieht man auf dem Monitor das Bild eines Kleinkindes vor einem Laptop und überall sind Fragezeichen. Was bringt die Zukunft? Vergessen wir, aus Sicherheitsgründen zu leben?
Kein übliches Stück des Mülheimer Figurentheaters und mit Hilfe von Neustart Kultur und Fonds Darstellende Künste ein erster Schritt in einen neuen Bereich. Als Geschäftsführer des Fördervereins des Theaters ist mir bekannt, dass man zukünftig den Fokus auch auf große Kinder und Erwachsene legen will. Auch für mich ungewohnt, aber interessant, dass das Agieren der Marionetten vor dem Monitor ein überzeugendes Gesamtbild bietet. (Text Helge Wallmeier)
Autor:Wolfgang Kaup-Wellfonder aus Mülheim an der Ruhr |
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