Corona contra Karneval
"Wir fangen wieder bei Null an!"

Nicht nur, wie hier, beim Möhnensturm 2020 wurde die Vorsitzende der Röhrengarde Elli Schott zum karnevalistischen Teufelsweib. | Foto: Röhrengarde
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Elli Schott, Vorsitzende der Röhrengarde, und Markus Uferkamp, Präsident des Hauptausschusses Groß-Mülheimer Karneval, sind sich mit Blick auf die Zukunft des Karnevals einig: "Wir fangen wieder bei Null an!"

Bei den Karnevalisten stellen sie vor dem Beginn der Tollen Tage, die an diesem Jahr keine sein werden, eine Traurigkeit und Niedergeschlagenheit fest. Am 15. Februar wäre Rosenmontag. Normalerweise würde dann ein großer Narrenzug mit Tollitäten, Kamelle und Co durch die Innenstadt ziehen. 

Nicht zum ersten Mal Schluss mit lustig

1957 gründeten die damaligen Gesellschaften MüKaGe, Blau Weiß, Mölmsche Houltköpp und Mölm Boowenaan den Hauptausschuss Groß-Mülheimer Karneval. Ihr Ziel: Einen Rosenmontagszug auf die Straßen der Mülheimer Innenstadt zu bringen. Am Rosenmontag 1958 war es soweit. Prinz Erich I. (Ibing) und sein Gefolge konnten beim ersten Mülheimer Rosenmontagszug Kamelle und gute Laune unter das mölmsche Narrenvolk bringen. Wenn der Rosenmontagszug am 15. Februar Corona-bedingt ausfällt, wird dies nicht das erste Mal sein. 1990 und 2015 sorgten Stürme für einen Ausfall des Narrenzuges. 1991 mussten die Jecken vor dem Golfkrieg kapitulieren. Auch während des Zweiten Weltkriegs war für die Narren der 1937 gegründeten ersten Mülheimer Karnevalsgesellschaft MüKaGe Schluss mit lustig. Dass sich bereits zwei Jahre nach Kriegsende 1947 mit Blau Weiß eine neue Karnevalsgesellschaft gründete, mag den heutigen Karnevalisten Mut machen, dass der organisierte Frohsinn in Mülheim auch die Corona-Pandemie überleben wird.

Ohne Geselligkeit geht es nicht

Davon gehen auch Elli Schott und Markus Uferkamp überzeugt: "Der Karneval lebt von der Geselligkeit und den sozialen Kontakten. Wir wollen mit den Menschen feiern und ihnen Freude machen", sagen Sie im Gespräch mit dem Lokalkompass und mit der Mülheimer Woche.
Beide Karnevalisten machen sich aber keine Illusionen darüber, dass "wir wieder klein und bodenständig anfangen müssen, weil einige Sponsoren nach der Corona-Krise vielleicht nicht mehr da sein werden oder zumindest kein Geld mehr für Karnevalssponsoring übrig haben."
Deshalb freut sich Uferkamp über ein hoffnungsvolles Gespräch mit dem Groß-Sponsor Metro, "der uns auch in der nächsten Session unterstützen möchte."

Manche sind ausgestiegen

Elli Schott berichtet aus ihrer Gesellschaft, das zehn der bisher 85 Mitglieder abgesprungen sind, weil sie ihr Hobby Karneval zurzeit nicht mehr aktiv ausüben können." Schott und Uferkamp glauben aber angesichts der im Karneval nicht ungewöhnlichen Mitglieder-Fluktuation trotzdem daran, "dass wir auch wieder neue Freunde für den Karneval gewinnen können, sobald wir wieder mit Präsenzveranstaltungen öffentlich in Erscheinung treten können." Das aus der Corona-Not heraus geborene "Karnevalsstreaming" erkennen Schott und Uferkamp als eine gute Notlösung und als eine zusätzliche Kommunikationsmöglichkeit des Karnevals an. Doch beide sich sich sicher: "Das digitale Video-Streaming ist kein Ersatz für den gemeinsam und live erlebten Karneval im Saal oder auf der Straße."

Die Krise als Chance

Markus Uferkamp übt sich in Zweckoptimismus. "Vielleicht führt die Erfahrung der Corona-Pandemie ja auch dazu, dass wir alle wieder bodenständiger und zufriedener werden und nicht alles immer noch größer, noch schöner oder noch teurer werden muss, um beim Publikum anzukommen."

Auch hier kann ein Blick in die Geschichte den Corona-geschädigten Karnevalisten Mut machen. Denn nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Karneval nicht in großen Sälen, sondern in Lokalen und mit kleinen Stadtteilumzügen gefeiert. Doch ein Fragezeichen setzten Schott und Uferkamp hinter die kommende Session 2021/2022. Deren Durchführung hängt nach ihrer Ansicht vom Erfolg und vom zeitlichen Ablauf der jetzt begonnen Impfkampagne ab. Zumindest eine Frage müssen sich die Karnevalisten vor dem 11.11.2021 nicht mehr stellen, nämlich die nach dem Prinzenpaar. Denn die im November 2020 und im Januar 2021 nicht proklamierten mölmschen Prinzenpaare werden nach dem Motto: "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben" mit zwölfmonatiger Verspätung für Spaß an der Freude sorgen.

Virtuelle Karnevalserlebnisse

Karnevalsfans müssen aber auch in diesen nicht stattfindenden Tollen Tagen nicht ganz auf den Karneval verzichten. Denn die für Mülheimer Pflegeeinrichtungen und für die karnevalsbegeisterten Bewohner des Theodor-Fliedner-Dorfes aufgenommene Karnevals-Memory-Show der mölmschen Jecken wird am Karnevalssonntag (14. Februar) zwischen 14 und 16 Uhr unter: www.livestream-karneval.de. auch für andere Interessierte zu sehen und zu hören sein. Auf der gleichen Internetseite kann man am Karnevalssamstag (13. Februar) zwischen 14 und 16 Uhr eine Kinderkarnevalsparty und am Rosenmontag von 11.11 Uhr bis 19.19 Uhr einen digitalen Rosenmontagszug miterleben. Der noch amtierende Stadtprinz und neue Senatspräsident Dennis Weiler macht es mit seinem veranstaltungstechnischen Fachwissen möglich. Er bringt den Hauptausschuss Groß-Mülheimer Karneval ins Netz. Und die KG Blau Weiß, die den Beginn der ausgefallenen Session 2020/2021 im vergangenen November mit einem karnevalistischen Hoppeditz-Video eröffnete, wird auch am Karnevalssamstag (13. Februar) um 19.11 Uhr mit einer digitalen Prunksitzung auf ihrer Internetseite www.kgblauweiss1947kf.de sowie via Facebook und Youtube ins Netz gehen und so digital von sich hören und sehen lassen.

Mehr über den Mülheimer Karneval

Autor:

Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr

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