Wenn Scheitern gewünscht ist... Projekt "SchlimmCity" beginnt am 14. September
Turbulenzen, Aufstände und Eskalationen werden die Stadt Mülheim bald unweigerlich ereilen. Und es scheint dabei kein Zurück mehr zu geben.
Bevor jedoch falsche Schlüsse gezogen werden könnten: Es wird weder ein Krieg über die Stadt hereinbrechen noch kommt ein neuer Film über das Mittelalter in die Kinos. Kein Grund zur Beunruhigung also, denn es handelt sich einzig und allein um das Stadtprojekt „SchlimmCity“, das der Ringlokschuppen vom 14. September bis zum 9. Oktober in der Innenstadt realisieren wird. „Das Gespenst von SchlimmCity kriecht bereits durch die leeren Straßenzüge von Mülheim“, freut sich der Initiator und künstlerische Leiter des Ringlokschuppens, Holger Bergmann, auf die bevorstehenden Ereignisse. Einerseits habe es zwar Anrufe der Entrüstung gegeben, andererseits aber auch viel Zuspruch. Wie dem auch sei, für Aufsehen hat „SchlimmCity“ in jedem Fall schon gesorgt.
Das Stadtspiel in Realversion wird rund drei Wochen lang mit 60 hiesigen und auswärtigen Künstlern an verschiedenen Orten der Stadt Begegnungsstätten definieren. Konkret, direkt und lebendig. Denn im Fokus steht der Dialog mit den Mülheimer Bürgern über ihre Stadt. Antworten und Lösungen sollen jedoch nicht gefunden werden, vielmehr sind Denkanstöße und Perspektiven gewünscht. „Es existieren verschiedene Wahrnehmungen, welche die Stadt als Verlust, als Niedergang von wahren Kulturen beschreiben“, erklärt Holger Bergmann, Initiator und künstlerischer Leiter des Ringlokschuppens. Mit „SchlimmCity“ solle nun eine Bestandsaufnahme gemacht und ferner Diskussionen durchgeführt werden. Aufführungen, Interventionen, Diskussionen und Konzerte tragen dazu bei, den Blick im Bild der Stadt auf das Zusammenspiel von Kunst, Konsum und Kommune lenken.
So fragt die Gruppe Ligna frei nach Bertolt Brecht (Wessen Welt ist die Welt?) „Wessen Stadt ist die Stadt?“ und möchte damit auf den Rathaussturm von 1923 anspielen. Mit einem interaktiven Hörstück, das zu bestimmten Handlungen auffordert, soll „der Aufstand geprobt werden“. „Dies kann aber auch im Scheitern enden“, verraten die Performancekünstler lächelnd. Für „Eskalation mit Substanz“ und Party ist hingegen Kay Shanghai verantwortlich. „Wir wollen in den Köpfen der Jugendlichen etwas wach rütteln“, erklärt der Künstler, „dies geht am besten mit Beats.“ Bei „SchlimmCity“ wird bewusst mit der Schreibweise von Begriffen gespielt, um Irritationen zu wecken. So wird der Ringlokschuppen beispielsweise zum Vorstadttheater und der ehemalige Kaufhof zur Leeranstalt.
Gezahlt wird im Übrigen nicht mit den handelsüblichen Euros, sondern, wie sollte es auch anders sein, mit „SchlimmCity Doller“, erwerbbar in Wechselstuben. Wer genau aufs Geld schaut, werde hier mehr entdecken...
Auftakt:
Den Auftakt von „SchlimmCity“ bildet am Mittwoch, 14. September, um 19.30 Uhr, die Lesung des Autors Feridun Zaimoglu, der mit seinem Buch „Ruß“ an diesem Abend Deutschland-Premiere feiert. Ort: Leer-Anstalt (ehemaliger Kaufhof). Eintritt: 250 SchlimmCity Doller (7 Euro).
Autor:Nina Heithausen aus Bottrop |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.