Eindrucksvolle Ausstellung zu 50 Jahre Stadtarchiv
„Wenn Akten reden könnten...!“

Dr. Stefan Pätzold (l.) und Jens Roepstorff haben mit dem gesamten Team des Stadtarchivs zum "Gold-Jubiläum" eine imposante Ausstellung mit begleitender Festschrift auf den Weg gebracht.
Foto: Volker Flecht
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Ein Streit zwischen der Stadt Mülheim und der evangelischen Altstadtgemeinde über die Nutzung des Kirchplatzes erhitzte 1861 (!) die Gemüter. Beide beriefen sich auf Gewohnheitsrecht. Vermerkt und aufgeschrieben war nichts. Da wurde erstmals der Ruf nach einem geordneten Archiv laut.

Es sollte aber noch 111 Jahre dauern, bis die Idee in die Tat umgesetzt wurde. Zum 1. Januar 1972 wurde das Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr gegründet. Der Anfang war schwierig. Die Arbeit begann im Grunde genommen bei Null. In dem kleinen Raum, der dem Stadtarchiv als Dienstzimmer im 2. Obergeschoß der Stadtbücherei am Rathausmarkt zur Verfügung gestellt wurde, gab es weder Schreibtisch noch Bürostuhl. sondern nur einen einfachen Tisch und einen schweren, kaum zu verrückenden Stuhl. Selbst ein Telefon, so berichten Zeitzeugen, war zunächst Fehlanzeige.

Mühsam sammelte der erste Stadtarchivar als „Pionier der Aktensuche“ Schriftstücke, Bilder und Dokumente, die als „historisch wertvoll“ eingestuft wurden. So allmählich kamen Inhalte zusammen, die den Namen Archiv rechtfertigten. Meilensteine dieser Aufbauarbeit waren die Übernahme der Altaktenregistratur aus der Verantwortung des Hauptamts 1978 und zwei Jahre später der Umzug in das ehemalige Schulgebäude an der Aktienstraße.

Vergangenheit
trifft Zukunft

In den folgenden Jahren und Jahrzehnten entwickelte sich das Stadtarchiv zu einer aktiven Kultureinrichtung für die Mülheimer Stadtgesellschaft. Zusätzlich zu den archivischen Kernaufgaben übernahm das Team weitere Funktionen im Bereich der historisch-politischen Bildung und der Erinnerungskultur. Der heutige Archivleiter Dr. Stefan Pätzold meint dazu: „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft meistern.“

Nach dem Umzug von der Aktien- an die Von-Graefe-Straße 37 wurde dort 2013 das Haus der Stadtgeschichte eröffnet, wo gemeinsam mit der ebenfalls dort untergebrachten Musikschule ein Vortragssaal und mit dem Foyer ein eigener Präsentationsort für kleinere Ausstellungen zur Verfügung steht.

Ausstellung
und Festschrift

Und die aktuelle Ausstellung zum Jubiläum des Stadtarchiv ist beeindruckend. Bei der Eröffnung war nicht selten Staunen angesagt. Der Satz „Das habe ich vorher gar nicht gewusst“ machte die Runde. Noch bis zum 23. Dezember kann man montags bis freitags von 9 bis 21 Uhr neue Erkenntnisse über das alte Mülheim in Augenschein nehmen. Zudem gibt es eine begleitende Festschrift.

Die Publikation spiegelt das breite Tätigkeitsspektrum des Stadtarchivs als Abteilung des Kulturbetriebs wider. Der Beitrag des Archivleiters Dr. Stefan Pätzold bietet einen Überblick über die lange Mülheimer und Broicher Geschichte seit dem frühen Mittelalter sowie über die Archivalien, die an der Von-Graefe-Straße verwahrt werden und über diese Vergangenheit Auskunft geben.

Archivar Jens Roepstorff zeichnet den Weg „Von der Heimatbücherei zum Haus der Stadtgeschichte“ nach. Annett Fercho umreißt die Kernaufgaben des Stadtarchivs und bietet eine kommentierte Übersicht über dessen Bestände. Sarah Schiller stellt die Archivbibliothek vor.

Stöbern in
den Archiven

Der frühere Kulturdezernent Hans-Theo Horn schildert die Ideen und Planungen, die dem Haus der Stadtgeschichte zugrunde lagen. Dr. Thomas Emons betrachtet „Das Stadtarchiv als Teil der Mülheimer Kulturlandschaft“ und Dr. Dietrich Thier (Hagen) diskutiert die Bedeutung eines Stadtarchivs innerhalb des modernen Kulturangebots einer Kommune.

Was die Zukunft angeht, so intensivieren Pätzold und Roepstorff mit dem gesamten Archivteam die Digitalisierung der Bestände, erweitern die Online-Angebote und stöbern weiter eifrig in den Akten. Vielleicht entdecken ja auch sie etwas, dass sie vorher nicht gewusst hatten.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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