Vor 60 Jahren nahm die Zeche Rosenblumendelle die modernste Brikettfabrik Europas in Betrieb – Führungen erinnern an den Bergbau
Im Jahr 1954 wurde auf der Mülheimer Zeche "Rosenblumendelle" die damals modernste Steinkohlen-brikettfabrik Europas zur Herstellung der im Hausbrand verwendeten „Eierkohlen“ in Betrieb genommen. 60 Jahre später erinnert die „Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Bergbau“ in diesem Jahr mit öffentlichen Führungen an die Geschichte des Mülheimer Bergbaus und auch an die damit verbundene Brikettierung.
Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Bergbau organisiert Führungen
Im Jahr 1954 wurde auf der Mülheimer Zeche "Rosenblumendelle" die damals modernste Steinkohlen-brikettfabrik Europas zur Herstellung der im Hausbrand verwendeten „Eierkohlen“ in Betrieb genommen. 60 Jahre später erinnert die „Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Bergbau“ in diesem Jahr mit öffentlichen Führungen an die Geschichte des Mülheimer Bergbaus und auch an die damit verbundene Brikettierung.
Die Steinkohlenbrikettierung
Über mehrere Jahrhunderte prägte der Bergbau bis zur Stilllegung der letzten Zeche „Rosenblumendelle“ im Jahr 1966 die Stadt Mülheim an der Ruhr. Doch neben den für eine Zeche typischen Förder- und Aufbereitungsanlagen gehörten auch noch Anlagenteile für die Weiterverarbeitung der geförderten Kohle zu den Bergwerken.
Zu den bekannteren dieser Anlagen gehören die Kokereien, in denen die Kohle durch einen Umwandlungsprozess zu Koks verarbeitet wird, der in der Stahlproduktion Verwendung findet. Die in Mülheim geförderte Steinkohle war für die Verkokung aufgrund Ihrer Kohlenart (Magerkohle) jedoch nicht geeignet, sodass es in Mülheim keine so genannten Zechenkokereien gab.
Eine weitere Verarbeitungsmöglichkeit für die Kohle war die Brikettierung. Während die stückige Kohle nach dem Durchlaufen der Kohlenaufbereitung zum Versand per LWK oder Eisenbahn gelangte, blieb die so genannte Feinkohle auf dem Werksgelände und gelangte in die Brikettfabrik. Hier wurde die Kohle mit erhitztem Pech vermischt und anschließend Walzenpressen zugeführt, die aus dem Pech-Kohle-Gemisch schließlich die bekannten, im Hausbrand zu Heizzwecken eingesetzten „Eierkohlen“ herstellten.
1954 wurde auf der Zeche „Rosenblumendelle“ durch die Maschinenfabrik Köppern aus Hattingen eine neue Brikettfabrik errichtet und in Betrieb genommen. Damals war sie die modernste Brikettfabrik Europas, die sich besonders durch ein groß angelegtes Abluftsystem auszeichnete. Nach der Stilllegung der Schachtanlage „Rosenblumendelle 1/2“ im Jahr 1966 blieb die Brikettfabrik noch bis 1968 in Betrieb und wurde anschließend abgebrochen.
Die erste Brikettfabrik im Ruhrgebiet wurde ebenfalls in Mülheim errichtet. 1861 nahm die Zeche Wiesche die Anlage in Betrieb, die sich jedoch bereits kurz darauf als unwirtschaftlich erwies.
Die Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Bergbau
Die „Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Bergbau“ befasst sich bereits seit Jahren ehrenamtlich mit der Geschichte des Mülheimer Bergbaus, um unter dem Motto „Der Vergangenheit eine Zukunft geben“ die Erinnerung an diesen bedeutenden Teil der Mülheimer Stadtgeschichte wach zu halten. Neben der theoretischen Vereinsarbeit in Form von Recherchen in Archiven und entsprechenden Dokumentationen bietet die Arbeitsgemeinschaft auch ein bergbauliches - und vor allem öffentliches – Führungs- und Veranstaltungsprogramm an.
Anlässlich des 60. Jubiläums der Inbetriebnahme der Brikettfabrik auf Rosenblumendelle, bietet der Verein eine Besichtigung des Produktionsbetriebes der „Maschinenfabrik Köppern“ in Hattingen an, die diese Brikettfabrik seinerzeit errichtet hat. Noch heute produziert die 1898 gegründete "Maschinenfabrik Köppern" Walzenpressen und -mühlen für die Brikettierung, Kompaktierung und Zerkleinerung stückiger Stoffe, auch wenn die Steinkohlenbrikettierung inzwischen nicht mehr das Haupttätigkeitsfeld ausmacht. Während der Führung „"Alles eine Frage des Drucks...!"“ am 09.05.2014 besichtigen die Teilnehmer die Produktion im Hattinger Werk.
Und wer wissen möchte, wo auf der Zeche „Wiesche“ die erste Brikettfabrik gestanden hat, der sollte sich bei der Bergbauwanderung „"Auf den Spuren der Zeche Wiesche...!"“ am 15.06.2014 dem Mülheimer Bergbauhistoriker Lars van den Berg anschließen. Er zeigt während der Führung einige ehemalige Standorte der Zeche und erklärt anhand von Fotos und Original-Exponaten Wissenswertes über die Geschichte der Zeche „Wiesche“ und den Bergbau in Mülheim an der Ruhr.
Und noch mehr Führungen
Über diese beiden Führungen hinaus hat die „Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Bergbau“ weitere Bergbautouren im Angebot. So wird – nach der erfolgreichen Premiere im letzten Jahr – die Bergbau-Stadtrundfahrt „Einmal Mülheimer Bergbau und zurück..!“ in diesem Jahr gleich an zwei Terminen angeboten. Während die Tour am 17.08.14 bereits ausgebucht ist, sind für die Fahrt am 24.08.14 noch Plätze frei.
Am 18.10.2014 können die Teilnehmer der Führung „Auf den nächtlichen Spuren der Kumpel..!“ einen interessanten Rundgang über und rund um die ehemalige Zeche Rosenblumendelle erleben. In diesem Jahr wird die Führung, die der Verein bereits seit 10 Jahren anbietet, erstmals bei Einbruch der Dämmerung beginnen. Für den geführten Rundgang erhalten die Teilnehmer Original-Bergbau-kopflampen, um in der nächtlichen Dunkelheit die Gebäude, die erhaltenen Relikte und die Geschichte der Zeche gemeinsam mit Mitgliedern des Vereins im Schein der Grubenlampen entdecken zu können.
Ebenfalls am 18.10.2014 besteht morgens außerdem die Möglichkeit an der Führung „Bergmann für einen Tag…!“ durch das Trainingsbergwerk in Recklinghausen teilzunehmen und einen Blick in die Welt untertage und deren Technik, wie sie heute vorherrscht, zu werfen.
Am 06.10.2014 geht es zu einer Besichtigung des Hüttenwerks Krupp Mannesmann nach Duisburg-Huckingen. „Wo der Pott noch kocht…!“ lautet der Titel dieser Führung, die u.a. in das Stahlwerk sowie das Walzwerk führt.
Und als letzte Tour in diesem Jahr steht am 24.10.2014 die Haldennachtwanderung „Wenn es Nacht wird im Revier…!“ auf dem Programm. Hier stehen der Bergbau im Ruhrgebiet und die Zeche Prosper-Haniel im Vordergrund. Mit Bergbau-Kopflampen ausgerüstet folgen die Teilnehmer Lars van den Berg auf die Bergehalde am Schacht „Franz-Haniel“ in Oberhausen-Königshardt und erfahren unter anderem, welche Funktionen die Bergbau-Exponate haben, die am Wegesrand aufgestellt wurden.
Informationen zu allen Führungen und den Anmeldungen gibt es auf der Website des Vereins unter www.bergbauverein.de. Für telefonische Auskünfte ist der Verein unter der Rufnummer 0157 / 77 24 64 83 erreichbar (i.d.R. montags-freitags 18.30 – 20.00 Uhr sowie samstags 15.00 – 18.00 Uhr).
Autor:Lars van den Berg aus Mülheim an der Ruhr |
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