Preis ohne Schweiß
Von der Sprachstellerei


Vorspann: Es ist jetzt 6 Uhr an diesem prophezeiten Hitzetag. Da ich seit einer Stunde wach liege, bin ich schon etwas müde. Keine guten Voraussetzungen, um die Anforderungen, die die Hitze in wenigen Stunden an mich stellen wird, zu meistern. Ich mach mal ganz leise WDR 3 an und  habe plötzlich die Idee, wie schön es sein müsste, wenn man bei der Hitze einfach so vor sich hin spricht und das Ganze automatisch  in Text umgewandelt wird, den man nur geringfügig korrigieren müsste, und schon hat man einen Beitrag fertig. Ich hatte das vor Jahren schon mal versucht, aber da war das Korrigieren aufwendiger als das Selbsteintippen. Aber jetzt: Windowszeichen + H , schon ist man in der Spracherkennung und kann gleich zugucken, wie das Gesprochene geschrieben wird. Sogar mit Punkt und Komma, was willst du mehr ?

Sie hören mich schon die ganze Zeit sprechen und wundern sich, dass niemand sonst im Raum ist? Nein, ich übe mich nicht im Rezitieren, ich mache auch keine Sprachaufnahme. Nein, ich schreibe gerade. Genauer gesagt: ich lasse schreiben! Der Schriftsteller ist mein PC. Meine Wörter befehlen ihm gerade, gesprochene Wörter zu Buchstaben zu wandeln. Das macht er toll. Sogar mit Satzzeichen, wenn ich sie mitspreche. Meine Enkelchen singen schon: „Hoppe, hoppe Reiter, wenn er redet, schreibt er!“
Wie von Geisterhand erscheinen die gar nicht mal übertrieben artikulierten Wörter in korrekter Rechtschreibung auf dem Schirm. Gut, es gibt Ausnahmen, aber erstaunlich wenig.
Da hat sich was getan in der Spracherkennung und deren Umsetzung.
Ob das jetzt ein Meilenstein der Schriftstellerei, Entschuldigung: der Sprachstellerei, darstellt, ich weiß es noch nicht.
Ob ich sozusagen beim Brabbeln im Schlaf ganz nebenher mein nächstes Buch schreibe und es beim Morgenbummel schon in den Buchhandlungen liegen sehe bzw. mir von Amazon bereits mit Prime-Zustellung geliefert wurde, das scheint wahrscheinlicher denn je.
Und ich habe den Verdacht, dass einige Bücher, die ich in letzter Zeit nach kurzem Anlesen widerwillig beiseitegeschoben habe, auf diese Art entstanden sind.
Jedenfalls in der Hitze jetzt für mich genau das Richtige. Kein schwitziges Herumhacken mit dem Zeigefinger, einfach auf dem Rücken liegen und reden. Solange wie mir noch was einfällt.
Jedenfalls gilt fortan: Was man schreibt, kann man auch reden.

Aber warum reden? Auch das ist ja noch ein Umweg und ich bin sicher, dass man bereits in 10 Jahren eine USB-Buchse direkt am Kopf hat.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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