Von der Holzbude in Eppinghofen zum Hauptbahnhof
Lange haben die Mülheimer mit dem Ambiente ihres Hauptbahnhofes gehadert, es in den letzten Jahren, samt Vorplatz und einer öffentlichen Toilette, zumindest aufgehübscht worden ist. Das Hadern an der Eppinghofer Bahnsteigkante ist nicht neu. Denn schon als der Bahnhof an der Eppinghofer Straße aus nahe liegenden Gründen noch Bahnhof Eppinghofen hieß, klagten die Bürger über sein Erscheinungsbild.
1874 beschwerte sich die örtliche Handelskammer bei der Rheinischen Bahn darüber, dass Mülheim eine Holzbude zugemutet werde, während in anderen Städten bereits prachtvolle Bahnhofsgebäude errichtet worden seien.
1910 wurde das heutige Bahnhofsgebäude eröffnet
Da stand der ursprünglich aus Holz erbaute Bahnhof gerade einmal acht Jahre. Doch auch mit dem heutigen, 1910 eröffneten Bahnhofsgebäude konnten sich die alten Mölmschen nicht so recht anfreunden. Die Mülheimer Zeitung beschrieb sein Portal damals als "ein wenig niederdrückend" und seine Räumlichkeiten als "nicht besonders groß, aber wahrscheinlich ausreichend." Obwohl er Mitte der 30er Jahre mit 383 000 Fahrgästen den damaligen Bahnhof Mülheim Ruhr , den heutigen Bahnhof West, deutlich überflügelt hatte, galt er immer noch als Stadtteilbahnhof.
Diese Bezeichnung war längst von der städtebaulichen Entwicklung überholt worden, die den Bahnhof Eppinghofen immer mehr ins Zentrum gerückt hatte und am 22. Mai 1955 ganz offiziell zum Bahnhof Mülheim Ruhr Stadt werden ließ. Dieser Namenszug ersetzte nicht nur am Portal, sondern auch in den Kursbüchern der Bundesbahn den alten Bahnhof Eppinghofen.
"Damit hat Mülheim endlich seinen Stadtbahnhof und nun liegt es nur noch an uns, dass sich dieser Name auch möglichst rasch einbürgert", heißt es im Stadtspiegel vom Mai 1955, der seine Leser aufforderte: "Seien wir ruhig ein bisschen stolz auf die neue Namensgebung, womit auch dem Fremden gesagt wird, dass er sich in der Stadt Mülheim befindet und nicht an einem Vorstadtbahnhof, wie die alte Bezeichnung es annehmen ließ."
Tatsächlich wurde der neue Stadtbahnhof, der im Krieg sein Dach verloren hatte und über den die Lokalpresse noch Ende 1949 schrieb: "Hier kommt keiner ohne nasse Füße raus", nach der Umbenennung aufgemöbelt. Bereits im Mai 1955 wurden erste Vorarbeiten für die 1957 vollzogene Elektrifizierung des Fahrbetriebs ausgeführt. Mit Hilfe eines privaten Investors konnte eine neue Stückguthalle errichtet werden. Und im Oktober 1955 berichtete die Lokalpresse dann über umfangreiche Renovierungs- und Modernisierungsmaßnahmen, die dazu geführt hätten, dass der Bahnhof "keine Tropfsteinhöhle mehr sein" werde. Dass nicht alles Gold war, was am neuen Stadtbahnhof glänze, lässt sich aus einem Pressebericht vom August 1959 herauslesen, in dem es unter anderem heißt: "Auf dem Bahnhof Mülheim-Ruhr-Stadt merkt man zwar, dass hier ein Bahnhof ist, aber von Großstadtbahnhof ist auch hier keine Spur."
Den Titel Hauptbahnhof sollte der Stadtbahnhof, der ab 1959 auch von D-Zügen angesteuert wurde, allerdings erst mit dem Start des S-Bahn-Verkehrs im Jahr 1974 bekommen. Thomas Emons
Autor:Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr |
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