VHS Mülheim ist umgezogen - Kurse starten im September an neuem Standort Aktienstraße

PR-Foto Kšhring/SM
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Noch wird in vielen Zimmern gehämmert und geschraubt, die Umbauarbeiten liegen an dem neuen VHS-Standort an der Aktienstraße 45 in den letzten Zügen. Seit letzten Donnerstag haben 17 Mitarbeiter der VHS - Verwaltungsangestellte und Pädagogen - ihre Büroräume bezogen. Anmeldungen sind seit Montag nun auch persönlich möglich.

Annette Sommerhoff freut sich sichtlich. Nach zwei Semestern, in denen die Verwaltung nach der plötzlichen Schließung des VHS-Gebäudes an der MüGa den Interims-Betrieb aus dem Rathaus-Keller heraus unter großen Mühen aufrecht erhielt, kann man nun wieder das volle Programm anbieten - auch die Computerkurse, die mangels Fachräumen seit der Schließung komplett ausfallen mussten.

"Wir werden mit einer fast vollständigen Belegschaft in das Semester starten", betont Sommerhoff. 200 qualifizierte Dozenten leiten Kurse und Vorträge, nur fünf sind während der letzten Monate abgesprungen.

Insgesamt 17 Kursräume plus die Räume für Verwaltung und Dozenten verteilen sich auf den insgesamt 2000 Quadratmetern, die die Stadt von Investor Mohamad Itani angemietet hat. Darunter zwei Bewegungsräume, Multifunktionsräume, Fachräume und ein Veranstaltungsraum, der 70 Besucher fassen kann, bei Bedarf durch eine Trennwand auch zu zwei Kursräumen umfunktioniert werden kann.

"Wir haben eine gewisse Mitgestaltungsmöglichkeit gehabt, so dass vieles auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten ist", erklärt die VHS-Leiterin. Alle Räume, einschließlich der Toiletten, sind barrierefrei - teils auch durch einen Treppenaufzug wie in dem großen Kreativraum, der durch seine künftigen Nutzer noch gestaltet und verschönert werden kann. Kleine Terrassen an einigen Kursräumen lassen sich in Zukunft auch als Pausen- und Kommunikationsbereiche bei schönem Wetter einrichten. In einem Raum können die VHS-Teilnehmer an Automaten Getränke und Snacks ziehen.

Weitere Kursräume an der Bruchstraße

Weitere acht Kursräume sowie je einen Verwaltungs- und Dozentenraum gibt es an der Schule an der Bruchstraße, in der übergangsweise unter dem Namen Schule 2.0 Flüchtlingskinder unterrichtet wurden. Hier hat sich die Lage entspannt, die letzten Kinder wurden auf Regelschulen verteilt. Nun werden die Räume für den VHS-Sprachunterricht genutzt.

Das muss allerdings keine dauerhafte Lösung sein. "2019 zieht ein Mieter aus dem Komplex an der Aktienstraße aus, so dass wir spätestens 2020 weitere 600 Quadratmeter anmieten könnten und auch die Sprachkurse an die Aktienstraße holen können", weiß Immobiliendezernent Frank Mendack. Insgesamt hat die VHS nun fünf Kursräume weniger als in dem Gebäude an der MüGa. "Das sind vor allem die Räume für Werken und Nähen gewesen und damit Kurse, die weniger nachgefragt waren", weiß Sommerhoff.

Man verfüge auch über keine Gymnastikhalle mehr. Dafür gebe es zwei Bewegungsräume an der Aktienstraße, weitere Sportkurse finden in den Gymnastikhallen unter dem Südbad und an der Bruchstraße statt. Das Foyer für Großveranstaltungen fehlt an dem neuen Standort, aber hier greift die Kooperation mit der Realschule Stadtmitte, deren Aula man nutzen könne. Tagsüber werden zunächst 20 kostenpflichtige Parkplätze auf dem Gelände angeboten. während des Semesters werden es 50. Abends ab 17.30 Uhr stehen 150 Parkplätze kostenlos zur Verfügung.

2,5 Millionen Euro in den ersten fünf Jahren

Aber noch ist offen, wo die Mülheimer VHS dauerhaft angesiedelt wird. Bekanntlich hat der Rat im letzten Dezember beschlossen, ein Gutachten in Auftrag zu geben, in dem vier Varianten geprüft werden: Der Verbleib der VHS an der Müga, der Neubau auf einem städtischen und alternativ einem privaten Grundstück sowie die dauerhafte Anmietung von Räumen. Wenn das Gutachten 2019 vorliegen soll, wird die Diskussion anstehen, welche Lösung wirtschaftlicher ist.

Denn eines ist klar, wie Ulrich Ernst betont: Saniere man die VHS, dann müssten dringende Schulsanierungen nach hinten geschoben werden. "Das Geld ist nur einmal da. Wie es verteilt werden kann, wird der Rat entscheiden müssen." Schließlich darf die hochverschuldete Stadt nicht mehr als 10 bis 15 Millionen Euro pro Jahr investieren, soviel, wie sie an Zinsen tilgen kann.

Aus diesen Gründen, so betont Frank Mendack, ist der Mietvertrag an der Aktienstraße flexibel. Er läuft zwar über zehn Jahre, fix ist die Belegung aber nur die ersten fünf Jahre. Danach hat die Stadt die Möglichkeit, den Vertrag in jedem weiteren Jahr zu kündigen. Die Miete ist gestaffelt und mit 37.000 Euro pro Monat in den ersten beiden Jahren am höchsten. Vom dritten bis zum fünften Jahr bezahlt die Stadt monatlich 19.000 Euro, ab dem sechsten Jahr 21.000 Euro. Insgesamt 2,5 Millionen Euro nimmt die Stadt für den Standort in den ersten fünf Jahren an die Hand - inklusive Neben- und Betriebskosten.

Dass der neue Standort nicht dieselbe Funktion als Begegnungsstätte erfüllen kann wie das alte VHS-Gebäude an der MüGa, weiß auch Bildungsdezernent Ulrich Ernst. "Dafür gibt es hier nicht die entsprechenden freien Flächen." Aber die Option, sich an dieser Stelle auszudehnen, sei gegeben. Was den Dezernten eher stört, ist die Tatsache, dass die VHS in der öffentlichen Diskussion auf ein Gebäude reduziert wird. "Dabei ist die VHS nicht nur ein Haus, sondern sie lebt von den Dozenten und den Menschen, die sich hier engagieren". Und da sieht er an der Aktienstraße gute Rahmenbedingungen, um die Weiterbildung als eine der wesentlichen, tragenden Säule in der Mülheimer Bildungslandschaft weiterzuführen.

Hintergrund

Das umfangreiche Fabrikgelände wurde 1918 erbaut und von der AEG als Produktionsstätte für Generatoren für Thyssen genutzt. Lange Jahre lag das verlassene Betriebsgelände brach, bevor es 2014 von dem Unternehmer Mohamad Itani gekauft wurde. Damals mit nur wenigen Mietern, hat der Investor das Gelände nach und nach saniert. "Heute haben wir praktisch eine Vollvermietung mit Mietern aus de unterschiedlichsten Branchen, da passte die VHS gut hinein", weiß Peter Stratmann, stellvertretender Geschäftsführer bei Itanis Firma Inplan, die ebenfalls ihren Firmensitz von Oberhausen an die Aktienstraße verlegt hat. 

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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