Verschmähte, kleine Tanne

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Mit Riesenschritten ging es auf Weihnachten zu, heftiges Treiben in den Geschäften, die Straßen oft überfüllt, dann wieder wie leer gefegt. Trauben von Menschen tummelten sich oft an den vielen Ständen auf dem Weihnachtsmarkt. Es war auch interessant dort zuzusehen wie ein Glasbläser z. B. feine, zarte Kugeln herstellte und weihnachtliche Motive hin einritzte, oder sie fein und zart bemalte. Einfach toll war das, denn so etwas sahen die Kinder auch nicht alle Tage. Viele standen oft mit großen Augen und vor Staunen offenem Mund davor. Eisig kalt war es draußen, alles war dick zugeschneit, die Äste konnten die Schneelasten kaum mehr tragen, drohten unter dem Gewicht zu brechen.
Mama und Papa hatten so viel zu tun gehabt sodass bisher kein Weihnachtsbaum beschafft werden konnte, und Mäxchen hatte schon Sorge dass es dies mal keinen schön geschmückten Tannenbaum geben würde, festlichen Kerzenschein, festliche Lieder unter dem Baum. Das Geld war knapp und es war schon gut dass Mama und Papa Arbeit hatten, aber manchmal war der kleinen Junge doch traurig dass so wenig Zeit blieb einfach beieinander zu sein, sich die Freude beim Weihnachtsfest auszumalen, gemeinsam zu singen, dabei die ruhigen Kerzen des Adventskranzes anzuschauen, Gedichte und
Geschichten zu lesen oder auch mal einen Bummel zu machen um all die schönen verlockenden Auslagen zu betrachten.
Aber es gab ja noch so viele Bäume da würde man schon noch einen finden. Es war versprochen worden dass er ihn mit aussuchen dürfte, und so geschah es bei aller Hektik dass der HL. Abend da war, er aber immer noch keinen Baum irgendwo im Haus entdecken konnte.
Bei all dem Rummel auf dem Weihnachtsmarkt gab es noch so viel zu sehen und so wurde es später und immer später, und die Befürchtungen des kleinen Max wuchsen nun unendlich, und er wurde recht traurig. Papa versprach am nächsten Tag mit ihm danach zu schauen und hielt das Versprechen auch.
So viel man Tags zuvor noch gesehen hatte so leer waren die bekannten Plätze heute. Schleppend wurde er Gang des kleinen Jungen in der bitteren Kälte und nichts konnte ihn aufmuntern oder so recht fröhlich stimmen. „Tja dann werden wir wohl doch nichts Rechtes mehr finden,“ brummelte Vater in den Bart, und sie zogen weiter zum nächsten Platz. Selbst trotz der warmen gefütterten Handschuhe froren dem kleinen Burschen fast die Finger ab, oder war ihm nur so kalt weil er enttäuscht war? Er hatte sich so sehr auf den Lichterbaum gefreut, denn der zauberte immer eine ganz bestimmte Stimmung.
Ach gehen wir heim, dann trinken wir Kakao und zünden die Kerzen am Adventskranz an schlug Vater vor, dem offenbar auch recht
ungemütlich war, weil er seinen kleinen Sohn nun enttäuschen musste der nun lustlos, traurig und tief enttäuscht die Straße hinab schlenderte. Er wollte die Tränen nicht zeigen die ihm über das Gesicht kullerten, aber er war sehr traurig und enttäuscht, und auch etwas böse auf Papa.
„Sieh mal, da liegt eine kleine Tanne, die hat sicher jemand vergessen,“ rief er plötzlich aus, wurde wieder ganz lebendig und fuchtelte aufgeregt mit den Händen durch die kalte aber glasklare Luft. Der näher kommende Vater besah das kleine verwachsene Bäumchen und meinte nur: „die ist ja auch so klein, krumm gewachsen und hässlich, dass sie niemand haben will wenn man auch noch teuer dafür bezahlen soll.“
Max Gesichtchen aber erhellte sich und er bettelte: „Ach bitte, es ist aber ein Tännchen und sicher ebenso traurig wie ich, lass es uns doch mitnehmen hier liegt es so traurig und allein herum, das will doch keiner mehr. Der Baumverkäufer ist auch lange daheim, also ist das Bäumchen hier weggeworfen und zurückgelassen weil es niemand haben wollte, es kostet doch nun auch nichts mehr. Ist doch schon fast HL. Abend.“
Papa willigte nach längerem Zögern ein, konnte er doch auch den traurigen Blick des Kleinen nicht gut länger ertragen, außerdem hatte er ein etwas schlechtes Gewissen. „Gut nehmen wir ihn mit, mal sehen was man noch draus machen kann.“ So kam es dass am Abend das vorher so traurige Mäxchen ein schmuckes Tännlein in einem herrlichen Festtagskleid mit Lichtern geschmückt bewundern konnte wie immer.
Papa hatte sich große Mühe gegeben an den blanken Stellen Löcher in den kleinen Stamm zu bohren um dort die fehlenden Äste einzusetzen, sodass es am Ende ein ganz ansehnliches Bäumchen wurde. Das hatte er mit großem Geschick gemacht, wollte er doch auch dass sein kleiner Sohn glücklich war. Als das Silberglöckchen ertönte und sich die Türe zum Weihnachtszimmer dann schließlich öffnete, strahlte die kleine Tanne mit Mäxchen um die Wette, denn niemals hatte es ein so wunderschönes Weihnachtsgewand getragen, war so schön geschmückt mit Kugeln, Kerzen, Sternlein und Engelshaar, so schön hatte man es sich nicht vorstellen können.
War es doch der größte Wunsch der winzigen verwachsenen Tanne gewesen auch einmal zu einem strahlend schönen Weihnachtstännchen zu werden, das die Augen der Kinder leuchten ließ, sie Weihnachtslieder singen hören würde, und unter ihm die Geschenke finden und sich darüber freuen könnte.
Max ahnte nicht dass er der kleinen Tanne zum größten Wunsch verholfen hatte, und die kleine Tanne Mäxchen zu dem seinen. Jeder hatte die hässliche verwachsene Tanne verächtlich angeschaut und achtlos beiseite geworfen, sodass sie am Ende traurig und allein
zurückblieb. ´Dich nimmt keiner mit heim,` hatten die großen, gerade und schlank gewachsenen Tannen immer gesagt wenn sie stolz fort getragen wurden und die kleine arme Tanne war immer trauriger geworden. Sie würde wohl doch nie zum Weihnachtsbaum werden, die großen starken Bäume hatten wohl nur allein das Recht dazu. Und so lag es da frierend in der Kälte einsam und verlassen und stellte sich den Lichterzauber der anderen vor und wurde immer trauriger und wollte nur noch sterben, einschlafen und alles Böse was es gehört hatte vergessen.
Nun war es die stolzeste kleine Tanne die es je gegeben hatte, die krummen Äste sah man nicht, sie waren toll geschmückt. Papa und Mama hatten sich sehr bemüht, und nun wurde es geliebt und bewundert. Das war der schönste kleine Weihnachtsbaum den Mäxchen je gesehen hatte. Für alle wurde es ein recht glückliches Weihnachtsfest von dem sie noch später oft und gerne sprachen wenn sie an diesen HL. Abend zurück dachten der so unglücklich begonnen hatte.
So war das kleinste, schwächste und offenbar als hässlich angesehene Bäumchen zum aller schönsten geworden und es konnte gar nicht mehr aufhören zu strahlen vor lauter Glück.

Autor:

Evelyn Gossmann aus Mülheim an der Ruhr

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