Unmut in Styrum über neues Gemeindezentrum

Das alte Gebäude an der Moritzstraße, das die Gemeinde als Moschee nutzt, ist zu klein geworden. | Foto: PR-Foto Köhring/KM
  • Das alte Gebäude an der Moritzstraße, das die Gemeinde als Moschee nutzt, ist zu klein geworden.
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So kann Miteinander auch aussehen. Miteinander von sehr unterschiedlichen Religionsgemeinschaften. Von Christen und Muslimen. In diesem Fall äußerst eindrucksvoll praktiziert im Stadtteil Styrum zwischen der katholischen Kirchengemeinde St. Maria Rosenkranz und dem Integrations- und Kulturverein Mülheim (IKV).

Der Verein hatte zu einer Infoveranstaltung in die katholische Kirche geladen. „Aufgrund der Platzverhältnisse, denn bei uns steht nicht so viel Platz zur Verfügung“, wie der Sprecher des IKF, Fatih Gügen, zur Begrüßung ausführte. Pfarrer Norbert Dudek freute sich „über diese Art der überkonfessionellen Zusammenarbeit“.
Rund 100 Personen hatten sich in der Kirche eingefunden, um die Infos zum Bau eines neuen Gemeindehauses des IKF an der Hohe Straße 18 in Styrum aus erster Hand zu erhalten. Der Verein existiert bereits seit 34 Jahren und hat seinen derzeitigen Sitz an der Moritzstraße. Er widmet sich nach eigenen Aussagen unter anderem der religiösen, sozialen und kulturellen Betreuung von Muslimen durch die Bereitstellung von Räumlichkeiten zur Verrichtung der täglichen Gebete. Eine weitere und wichtige Aufgabe ist aber auch die Betreuung und Förderung von Kindern und Jugendlichen durch Hausaufgabenhilfe und Nachhilfeunterricht. Er unterhält einen ständigen Dialog mit umliegenden Kindergärten und Schulen sowie den verschiedensten Organisationen wie Integrationsrat oder Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen. Zurzeit hat der Verein rund 60 Mitglieder, die über Mitgliedsbeiträge den Verein finanzieren. Weitere Einnahmequelle sind Spenden.

Sein jetziges Domizil ist mittlerweile in die Jahre gekommen und der Verein möchte sich größer, schöner, repräsentativer aber auch zweckmäßiger setzen. Dazu hat der Architekt Dr. phil. Oylar Saguner einen Entwurf gefertigt. Der Entwurf sieht zwei Gebäudetrakte vor, die sich einladend nach außen hin öffnen. Ein Trakt ist für die Gebetsvorrichtung vorgesehen, während der andere Trakt für Leseräume, Freizeitgestaltung und ähnliches zur Verfügung stehen soll. Die Gebetsräume (einer für Frauen, einer für Männer) haben je rund 200 Quadratmeter Fläche. Dies bedeutet, rein rechnerisch, dass über 400 Muslime zur gleichen Zeit ihre Gebete abhalten könnten. Und genau darin sah ein Großteil der Anwesenden das Hauptproblem. So meinte Hildegard Gehrmann, Anwohnerin der Jägerstraße, die in unmittelbarer Nähe der neuen Heimat des IKF liegt: „ Wie sollen die Straßen das verkraften?“ Denn, und dies ist Fakt, für das neue Gebäude brauchen nur 18 Parkplätze zur Verfügung gestellt werden. Das Baurecht gibt das her. Eigentlich eine Farce, aber die IKF ist rein rechtlich auf sicherem Terrain. Allerdings nicht auszudenken, was denn tatsächlich passiert, wenn das neue Gebäude stark frequentiert wird. Die Vorschläge aus der Versammlung, auf ein anderes Grundstück umzuziehen oder eine Tiefgarage einzuplanen, lassen sich nicht realisieren. Denn so Gügen: „Unsere Mittel reichen nicht aus, um das zu realisieren.“

Ausschlaggebender dürfte allerdings sein, dass bereits die Baugenehmigung vorliegt. Im Herbst 2011 wurde der Bauantrag gestellt und, so Architekt Saguner: „Im Dezember des vergangenen Jahres wurde die Baugenehmigung erteilt.“ Und dies scheint ein Knackpunkt zu sein. Es wurde lange Zeit mit verdeckten Karten gespielt und die Öffentlichkeit relativ spät einbezogen. Aber auch hier bewegen sich alle Beteiligten auf rechtlich sicherer Grundlage, denn, so Heribert Hömme vom Bauamt der Stadt Mülheim: „Die Verwaltung darf nicht informieren, das kann nur der Bauherr. Braucht es aber nicht.“ Vermutlich wäre es klüger gewesen, dies eher getan zu haben und so versuchte Gügen alle Bedenken mit dem Hinweis auf ein bisheriges reibungsloses Nebeneinander an der Moritzstraße zu zerstreuen. Zum neuen Bauvorhaben meinte er: „Die Tiefgarage scheitert an den Kosten. Wir handeln völlig rechtskonform und haben alles getan um die Normen und Auflagen zu erfüllen.“

Während der Versammlung gingen die Hinweise von Jürgen Grimm auf Zeitungsberichte des Kölner Stadt-Anzeiger unter, in welchem dem Dachverband des Vereins gewaltverherrlichende Aussagen sowie antiwestliches und antidemokratisches Verhalten vorgeworfen wird. Auch Gabriele K. „macht sich Sorgen um die Islamisierung im Stadtteil Styrum“.
Aber auch die Frage nach den Kosten und der Finanzierung für den Bau des neuen Gemeindezentrums blieb unbeantwortet. Architekt Saguner und Sprecher Gügen unisono: „Dazu machen wir keine Angaben.“

Bleibt festzuhalten, dass noch einiges und zwar von allen Seiten getan werden muss, damit sich ein friedliches Nebeneinander, wie durch die Bereitstellung der Kirche für den Infoabend eindrucksvoll praktiziert, auch in der Zukunft als tragfähig erweist.

Autor:

Heinz Haas aus Mülheim an der Ruhr

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