Aussterbende Wörter:
Ungewöhnlich

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Wörter aussterben oder ungewöhnlich wirken, weil sie nicht mehr zum gewöhnlichen Wortschatz gehören. Beispielsweise wird das früher gewohnte Wort „ungewöhnlich“ immer öfter durch ein Substantiv der mittelalterlichen Rittersprache ersetzt: Herausforderung! Dabei ließe sich in vielen Fällen gelassener an das Nichtgewohnte herangehen, etwa gegen die Folgen eines ungewöhnlich langen Regens, ungewöhnlich niedriger Arbeitslosenzahlen usw. . Für viele ist das Herausforderndste daran die lästige Arbeit, die damit verbunden ist.
Ich persönlich fand „ungewöhnlich“ gewöhnlich gut. Fast schon ungewöhnlich gut, weil dieses Wort sowohl im positiven als auch im negativen Sinne funktioniert. Die „ungewöhnliche Fähigkeit“, die „ungewöhnliche Stille“. Man konnte es wohlwollend verwenden wie bei der ungewöhnlichen Begabung, während das Grundwort „gewöhnlich“ für gewöhnlich eher abschätzig gebraucht wird.
Für mich wäre aber das Verschwinden von „ungewöhnlich“ eine äußerst gewöhnungsbedürftige Entwöhnung von einem ungewöhnlich vielseitigen Wort, das selbst unsere Dichter verwendeten und von dem ich mir wünschte, dass es die Herausforderung des Aussterbens übersteht, und dessen Rückkehr ich feiern würde mit den Worten unseres Johann Sebastian Goethe: „Welch ungewöhnliches Getümmel! Ein Jauchzen tönet durch die Himmel.“

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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