Mölmsch Platt
Toni kommt mal auf Möllm zu sprechen
Es gibt sie über jede Stadt, und sei sie objektiv betrachtet noch so unbedeutend, langweilig, ja hässlich: Die Lobeshymnen und Lieder! Und zwar aus einem triftigen Grund: Der Dichter ist dort geboren. Da verwandelt sich Vertrautheit in funkelnde Schönheit, Banales gewinnt schicksalshafte Bedeutung in wehmütiger Erinnerung und der Sinn des Lebens scheint sich einzig aus den schiefen Mauern von Häuseransammlungen zu ergeben.
Nicht selten ist man auf Du und Du mit seiner Stadt und redet mit ihr, grüßt sie, verabschiedet sich, als sei sie die Mutter, die Gebärerin.
Auch Mülheim kennt solche Hymnen zur Genüge, mit und ohne Melodien, manche extra komponiert, viele auf bereits bewährte Weisen gesungen. Die letzten wurden 2008 zum 200jährigen Stadtjubiläum ersonnen.
Hier versucht sich Toni Ulrich, der von seiner Plattrubrik her bekannte Redakteur der Mülheimer Zeitung. Zumindest formal originell durch die den Strophen jeweils angefügte reimlose fünfte Zeile. Der Sinn erschließt sich für jeden auch ohne eine Übertragung:
Wou ick aes Keind gespillt.
Wenn ick an ahl die Plätzkes dink,
Wou ick aes Ke-ind gespillt,
Mit Vader un mit Mouder chingk,
Gedollt, gelach, gehüllt, -
Ick kann die Stadt im Leewe nie vercheete.
Do üs dä Mark un do die School
Do knarrt dä Kirkehahn,
Dän dreihde ßich all dousendmol,
Do liät datt Schloß, do Saan,
Do flütt die Ruhr wie ßüß ßo ungebärdig.
Et üs kein Bousch am Kahlenberg,
Nie Wäch un Stein un Bank,
Et steiht kein Huus am Scharpenberh,
Wou ick nie chingk es lank
Un hätt datt liewe Bild nie mitgenohme.
So nett, wie minner Kindheit Laund
Ues nicks in aller Welt;
Do üs me alles liew, bekaunt,
Datt Hatten öwerquellt,
Kumm ick op Möllm, op Möllm mol es tu spreeke.
Toni Ulrich, 6. Januar 1913
Autor:Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr |
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