Starke Stücke - Die 42. Mülheimer Theatertage
Bereits zum 42. Mal wird Mülheim im Mai zu einem Hingucker der deutschen Theaterszene: Bei den Mülheimer Theatertagen "Stücke 2017" und den "KinderStücken 2017" wird wieder der beste Autor mit dem Dramatikerpreis geehrt - vom 13. Mai bis zum 3. Juni lockt das Festival dann mit spannenden Stücken, Kooperationen und einem bunten Rahmenprogramm.
Von Sibylle Brockschmidt
Um für das Festival die besten Stücke der Saison zu nominieren, ist die Jury einmal quer durch Deutschland gereist. "Und dabei haben wir nicht nur diverse Ladekabel, Kosmetikartikel sowie Mützen sondern sogar einen Mantel und eine EC-Karte verloren", berichtet Cornelia Fiedler, Sprecherin des Auswahlgremiums und Kulturjournalistin, von ihrer Reise. Dafür hat die unabhängige Jury auf ihrer Tour aus fast 150 Sichtungen die sieben besten Stücke des Landes gewählt. Diese werden dann ab dem 13. Mai in ihrer wirksamsten Aufführung, meist der Uraufführung, in den verschiedenen Theaterstätten der Stadt zu sehen sein. Am Ende der Theatertage wird dann der mit 15000 Euro dotierte Dramatikerpreis an den besten Autor verliehen, den die Jury in einer öffentlichen Diskussion auswählt. Und auch die Zuschauer dürfen die Aufführungen bewerten und am Schluss seinen Favoriten mit dem Publikumspreis auszeichnen.
Die Nominierten
"Thematisch ist bei den Stücken von Dokumentationen bis zu grotesken Märchen alles dabei," verrät Cornelia Fiedler. Als gemeinsame Motive sind aber vor allem Gewalt und der Drang nach Veränderung erkennbar. Nominiert sind die Europa-Trilogie "Empire" von Milo Rau, die auf den unterschiedlichsten Sprachen mit deutschen Untertiteln von Exilerlebnissen erzählt. "europa verteidigen" von Konstantin Küspertist eine europäische Geschichte der Gewalt, Elfriede Jelineks Stück "Wut" ist eine Reaktion auf die vergangenen Terroranschläge auf die Pariser Redaktion. In Clemens J. Setz "Vereinte Nationen" filmen Eltern, wie sie ihr Kind bestrafen, Olga Bachs "Die Vernichtung" malt ein Endzeitbild, "der thermale widerstand" von Ferdinand Schmalz überträgt die moderne Marktwirtschaft auf ein Kurbad und das märchenhafte "Mädchen in Not" von Anne Lepper befasst sich mit Emanzipation in einer comic-haften Gesellschaft.
Neben den "Stücken 2017" sind seit acht Jahren auch die "KinderStücke" für Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren fester Bestandteil des Festivalprogramms. Sie bilden vom 15. bis zum 19. Mai den Auftakt der Thatertage. Auch dieses Jahr sind wieder fünf von 30 gesichteten Stücken eingeladen, aus denen die "KinderStücke"-Jury einen Gewinner wählt, der sich über den Förderungspreis in Höhe von 10000 Euro freuen kann. "Inhaltlich fällt in diesem Jahrgang die Konzentration auf Außenseiter-Stücke auf", so Jury-Mitglied und Autor Thomas Irmer. Nominiert sind "Die Glücksforscher" von Marc Becker als Theater zum fröhlichen Lernen, "Dickhäuter" von Tina Müller über Verwandlung und Fantasie, Julia Penners "Der dicke Sternschnuppe" über galaktische und irdische Fragen, Roland Schimmelpfennigs "Die Biene im Kopf" sowie "Aus die Maus" aus dem Berliner Grips-Theater.
Von Jung bis Alt
Veranstaltet werden die Theatertage vom vom Theaterbüro des Kulturbetriebes Mülheim und dem Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport ds Landes NRW. Dieses unterstützt die "Stücke 2017" außerdem mit 220000 Euro und die "KinderStücke 2017" noch einmal gesondert mit 30000 Euro. Kulturdezernent Ulrich Ernst und auch Staatssekretär des Kulturministeriums, Bernd Neudorf, betonten in diesem Zusammenhang die Bedeutung des Festivals und des Theaters im Allgemeinen in der heuten Zeit: "Die momentan aufgewühlte politische Situation hat zur Folge, dasss junge Menschen sich wieder stärker mit gesellschaftlichen Fragen auseinandersetzen", lobt Bernd Neudorf. "Und Kunst und Kultur und besonders die 'Stücke' profitieren davon."
Das bunt gestaltete Rahmenprogramm sorgt auch zwischen den Stücken für Unterhaltung. Studierende verschiedener Fachrichtungen begleiten beispielsweise das Festival und teilen ihre Eindrücke durch Text-, Audio- und Video-Beiträge online auf einem Blog. In der Übersetzerwerkstatt übersetzen die Teilnehmer Stücke in ihre Muttersprachen, außerdem werden ein Gastspiel des polnischen Puppentheaters sowie die Stücke der Preisträger des Heidelberger Stückemarktes aufgeführt.
Termine
Das genaue Programm wird innerhalb der nächsten zwei Wochen bekannt gegeben. Karten kann man ab dem 25. März an allen bekannten Vorverkaufsstellen, online unter adticket.de sowie in der Touristinfo im Medienhaus, Synagogenplatz 3, kaufen. Im Studio in der Stadthalle, im Theater an der Ruhr und im Ringlokschuppen gilt ein Preis von 24 Euro, in der Stadthalle variiert der Preis je nach Platz zwischen 24 und 37 Euro.
Autor:Sibylle Brockschmidt aus Mülheim an der Ruhr |
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