Ssinter mätes vögelsche: Ein Martinslied mit Tradition

Immer wieder hört man zu St. Martin die gleichen Lieder. In Mülheim kannn es aber passieren, dass sich zwischen "Laterne, Laterne", "St. Martin ritt durch Schnee und Wind" oder "Ich geh mit meiner Laterne" auch andere, zunächst unverständliche Texte mischen. Dann handelt es sich bestimmt um "Ssinter mätes vögelsche", ein altes Mülheimer Martinslied in Mölmsch Platt. Wie das so ist mit alten Dialekten ist auch das Mölmsch Platt aus dem Alltagsleben praktisch verschwunden. Entsprechend immer weniger Kinder können das alte Lied. Auch ich habe es zu Kinderzeiten einfach auswendig gelernt, wusste aber nicht immer, wovon ich da singe. Ich persönlich finde es schön, wenn es heute noch Kinder gibt, die an den Haustüren "Ssinter mätes vögelsche" anstimmen, aber viele wissen nicht, wo sie den Text herkriegen. Deshalb habe ich ihn einfach mal kopiert:

Mülheimer Martinslied: Der Text

(Schreibweise nach Fritz Sauerbrey)
Ssinter Määtes Vöögelsche

Ssinter Määtes Vöögelsche
heet ssu"n roat Kapöögelsche,
cheflooge, chestoowe
wiet, wiet ööwer dä Rhien,
woo die fette Ferkes ssien.
Chutt Frau, cheeff uss wat,
aal die Hünnerkes leege wat!
Boowen in die Fääsche
hangen di lange Wööste,
cheeft uss di lange,
loot di kotte hangen.
Loot uss nee ssu lang hie stohn,
we-i mööten en Hüüske widder chohn;
hie van dän noh Äässe,
hoolen en fettem Bläässe;
hie vöär, doo vöär,
vöär die rieke Koupmannsdüär.
Hier wohnt ein reicher Mann,
der uns was geben kann,
viel soll er geben, lang soll er leben,
selig soll er sterben,
das Himmelreich erwerben!
Die Maad, die löp di Trappen "erop,
pack wahl in dä Nöötesack,
pack wahl nee derneewe,
sse wädd uss wahl wat cheewe.
Chiff wat, haul wat,
teegen"t Johr wirr wat.
Ssinter Määtes Stuppstatt,
schmiet en Appel duar dat Chatt,
schmiet en nee suu" wiet,
ssüss fällt hee in "en Driet,
schmiet en nee ssu" hatt,
ssüss fällt hee in "et Chat!

Muus, Muus kumm "eruut,sin
chiff uss Äppel un Nööte;
Äppel un Nööte ssiend ssu" chutt
füär dän aulem Pattsfoot!

Im übrigen, wer sich für die Herkunft und Inhalt des Liedes interessiert, wird hier auf der städtischen Homepage fündig.

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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