Stücke 2019 - so läuft's
Sieben Ensembles kommen mit den besten deutschsprachigen Aufführungen
Seit 1976 blickt die deutschsprachige Theaterszene jedes Jahr im Mai nach Mülheim. Im Rahmen der Mülheimer Theatertage NRW -Stücke 2019" sollten die von einer Jury erwählten acht bedeutendsten Uraufführungen des Jahres gezeigt werden. Am Ende wurden es nur sieben.
Von Andrea Rosenthal
Vom 11. Mai bis 1. Juni können Theaterfreunde in der Stadthalle, der dezentrale und im Theater an der Ruhr alle nominierten Stücke sehen, außer Simon Stones "Eine griechische Tragödie". Der Autor, der bereits im Vorjahr mit "Hotel Strindberg" nominiert war, und schon damals wegen eines nicht in Mülheim umsetzbaren Bühnenbildes, nicht gezeigt werden konnte, fällt in diesem Jahr wegen Terminschwierigkeiten mit dem Berliner Ensemble erneut aus der Wertung. Die weiteren Stücke werden wie geplant gezeigt.
Den Auftakt macht am Samstag, 11. Mai, um 19.30 Uhr, in der Stadthalle das Schauspiel Köln mit Sibylle Bergs "Wonderland Ave.". Es könnte schon sein, dass Menschen am Ende ihrer Erwerbsbiografie künftig in einem Orwell-Sanatorium landen und dort auf Roboter treffen, die sie herzhaft zu Tode gängeln. So jedenfalls sieht es die Autorin in ihrer schrillen Dystopie.
Mit einem beherrschenden Thema der Gegenwart beschäftigt sich am Dienstag, 14. Mai, und am Mittwoch, 15. Mai, jeweils um 19.30 Uhr, in der Stadthalle das Schauspiel Leipzig. In "Disko" von Wolfram Höll geht es um die Flüchtlingsströme nach Europa und die Versuche der Abschottung.
Die Grande Dame der Stücke, Elfriede Jelinek, ist mit "Schnee Weiss (Die Erfindung der alten Leier)" erneut im Wettbewerb. Das Schauspiel Köln zeit das Stück am Freitag, 17. Mai, um 19.30 Uhr, in der Stadthalle. Vor der Idylle eines Bergdorfes wird die aktuelle #metoo-Debatte aufgegriffen.
Auch das ETA Hoffmann Theater Bamberg zeigt am Freitag, 24. Mai, und am Samstag, 25. Mai, jeweils um 19.30 Uhr, in der Stadthalle mit Konstantin Küsperts "Der Westen" das Werk eines alten Bekannten. Konstantin Küsperts „Der Westen“ nimmt sich historische oder zeitgenössische Webfehler in unserer politischen Ordnung mit vergifteter Freundlichkeit zur Brust: In jeder seiner 22 Kurz- und Kürzest-Szenen legt er westlichem Spitzenpersonal auf seinem langen Marsch durch Geschichte und Kultur nett den Arm über die Schulter, um dann langsam zuzudrücken. Küspert gräbt tief in der europäischen Geschichte, streift ein paar tatsächliche oder Beinahe-Katastrophen der westlichen Welt.
Um "Die Abweichungen" von Clemens J. Setz geht es am Montag, 27. Mai, um 19.30 Uhr, und am Dienstag, 28. Mai, um 18 Uhr, in der Stadthalle. Das Schauspiel Stuttgart zeigt in Spiel um Selbst- und Fremdwahrnehmung, um Lebensentwürfe und Lebenslügen. Diese Realitätsverschiebungen irritieren, provozieren und wachsen sich ganz leise zu handfesten Krisen aus.
Am Dienstag, 28. Mai, um 20.30 Uhr, und am Mittwoch, 29. Mai, um 19.30 Uhr, hebt sich in der dezentrale der Vorhang für Thomas Köcks "atlas". Das Schauspiel Leipzig widmet sich hier der Geschichte zweier Gastarbeiterinnen aus Vietnam. Thomas Köck erzählt keine Biografien von individuellem Leid oder glücklichem Ausgang, ihn interessieren die Verschränkungen über Grenzen, Staaten und vor allem über die Zeit hinweg.
Den Schlusspunkt der Stücke 2019 setzt das Schauspielhaus Wien mit Enis Macis Werk "Mitwisser". Am Freitag, 31. Mai, um 19.30 Uhr, und am Samstag, 1. Juni, um 18 Uhr, hebt sich der Vorhang im Theater an der Ruhr, Akazienallee 61. Enis Maci hat wahre Kriminalfälle aufgegriffen und daraus ein weltumspannendes Bild gewalttätiger Gesellschaften gestrickt. Im Anschluss an die letzte Aufführung wird nach der öffentlichen Jurydebatte der Gewinner des diesjährigen Dramatikerpreises bekannt gegeben.
Der Vorverkauf für die Stücke 2019 beginnt am Freitag, 15. März. Karten sind dann online erhältlich sowie bei allen reservix-Vorverkaufsstellen und in Mülheim in der Touristinfo im Medienhaus, Synagogenplatz 3. Neu neben dem Abonnement für alle Stücke ist ein Rabatt beim Kauf von Karten für mindestens vier Stücke. Informationen und Verkauf nur beim Theater- und Konzertbüro.
Autor:Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr |
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