Omas Schätzchen an der Wand

Was mag es wert sein - das alte Bild von Oma an der Wand? Könnte es ein Meisterwerk sein? Fragen über Fragen. Wer Gewissheit haben möchte, dem wird geholfen.

Kunstmuseum Mülheim, Synagogenplatz 1. Menschen betreten schwer bepackt das Museum. Sorgfältig tragen sie umhüllte Gegenstände in die Räume - bei dem einen oder anderen schwingt ein Traum mit. Jeder erhält eine Nummer - und dann heißt es warten.

Es ist wieder einmal einer dieser Donnerstage, an denen sich zwischen 15 bis 16.30 Uhr das Leben eines Menschen entscheidend verändern kann. Es ist der Donnerstag, an dem die monatliche Bildberatung und kostenlose Begutachtung privater Kunstgegenstände stattfindet.

„Das ist schon mal gut, wenn die Künstler ihren Namen auf das Bild schreiben“, sagt Dr. Gerhard Ribbrock, wendet sich dem Computer zu und öffnet die Datenbank. Was folgt ist Ernüchterung: „Der Name ist nirgends verzeichnet“, erklärt der Experte. Den Wert des Bildes schätzt Ribbrock auf rund 30 Euro.

Auch der nächste Mann, der wenig später Ribbrocks Büro betritt, wird weiter arbeiten müssen. Sein Bild ist eine Reproduktion von Jacob von Ruisdals „Die Mühle von Wijk“. „Das Original hängt im Amsterdamer Reichmuseum“, klärt Ribbrock den Mann auf. Er geht an eines seiner Regale, zieht mit traumwandlerischer Sicherheit ein kleines Büchlein von der Größe eines Reclamheftches heraus und blättert kurz: „Sehen Sie, hier ist die Beschreibung.“
„Wenn es heil wäre, würde das Bild rund 90 Euro bringen“, erläutert der Experte der nächsten Ratsuchenden. „Ein Augenwischerbild“, bezeichnet er das folgende Bild. „Das ist eine photomechanische Reproduktion, eine Verlegenheitsarbeit“, stellt er fest.
„Ich habe das Bild von meinem Onkel geerbt“, erzählt der Mann, auf dessen Bild „E. Miesler“. „Das Bild würde ich behalten“, antwortet Ribbrock dem Mann. Die „Datenbank“ verrät, dass Werke des 1930 verstorbenen Künstlers zwischen 350 und 500 Euro gehandelt werden.

Die Bilder oder Drucke einiger der anderen Besucher erweisen sich als wenig oder gar nichts wert. „Viele Menschen besitzen Bilder, die irgendwann von einem Künstler für die Familie gemalt worden ist. Diese Auftragsarbeiten kosteten seinerzeit natürlich Geld, sind aber heute leider nichts mehr wert.“

Beim Anblick der alt aussehenden asiatischen Bilder zuckt Ribbrock mit den Achseln. „Ich kann Ihnen nur raten, die Bilder dem ostasiatischen Museum in Köln vorzulegen“, empfiehlt der Experte.

Fröhlich verlässt der Mann den Raum, dessen Vater ein Ende der 20er-Jahre ein Bild in Worpswede gekauft hat: Der Künstler ist bekannt und das Bild rund 2500 Euro wert.

„Die Crux ist, dass den Käufern oft etwas vorgemacht wurde.“ Die handsignierter Zeichnungen, die er nun begutachtet, erweisen sich als „Drucke, die aber nichts wert sind.“ Doch pauschale Urteile fällt Ribbrock nicht: Den 19. Abzug (von 40) einer Radierung eines unbekannten Künstlers bewertet er mit rund 30 Euro.
Bisweilen warnt er seine Besucher auch, wenn beispielsweise Bilder schlecht gerahmt sind. „Lassen sie den Rahmen durch einen Fachmann wechseln.“

Bildberatung und Artothek

Die nächste Bildberatung findet am Donnerstag, 6. Juni im Kunstmuseum in der alten Post, Synagogenplatz 1, statt. Zwischen 15 und 16.30 Uhr schätzt Dr. Gergard Ribbrock kostenlos den Wert alter Bilder und anderer Kunstgegenstände ein. Am Donnerstag, 13. Juni, können von14 bis 19 Uhr Kunstwerke entliehen werden. Die Leihgebühr beträgt 5 Euro für drei Monate.

Autor:

Dirk-R. Heuer aus Hilden

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