Vereinsleben in der Stadt Mülheim an der Ruhr
Neue Festschrift der Mülheimer Casinogesellschaft liegt vor
Neue Festschrift der Mülheimer Casinogesellschaft liegt vor. 200 Jahre Gesellschaft Casino in der Kunststadt Mülheim an der Ruhr.
Nein, mit Spielcasino und Glücksspiel hat einer der ältesten Mülheimer Vereine nichts zu tun.
200 Jahre Vereinsbestehen sind urkundlich nachgewiesen – wahrscheinlich liegt das Gründungsdatum im Jahr 1792 wie aus vorgefundenen Dokumenten hervorgeht. Alles nachzulesen in der offiziellen Festschrift des Mülheimer Bürgervereins Gesellschaft Casino e.V. , die jetzt vorliegt. Im September 2016 wird im ausgebuchten Schloß Hugenpoet in Essen Kettwig das große Jubiläumsfest gefeiert.[/p]
Die Mülheimer Casinogesellschaft ist urkundlich bereits im Jahr 1816 nachgewiesen, wie der Mülheimer Geschichtsverein im Jahr 2007 durch eine Recherche von Bernd Brinkmann herausfand, als diese das Thema Brauereien bearbeitete. Dort wo heute das Rathaus an die Ruhrbania - Neubauten angrenzt, stand das erste Stammhaus der Gesellschaft in der Ruhrstraße. Der Kaufvertrag über dieses Gebäude datiert am 27. April 1816 und wurde durch 19 bekannte Mülheimer Persönlichkeiten unterzeichnet, die auch den Kaufpreis aufbrachten.
Hier die Unterzeichner aus der Urkunde von 1816:
1tens der Herr Rath und Rentmeister Georg Wilhelm Bilger
2tens der Herr Doctor Joh. Friedrich Küntzel
3tens der Herr Kaufmann Friedrich Heller
4tens der Herr Kaufmann Bartel Charisius
5tens der Herr Kaufmann Johann Schmitz jun.
6tens der Herr J. C. Troost Kaufmann dahier
7tens der Herr Kaufmann Herm: Wilh. von Eicken
8tens der Kaufmann Herr Ferdinand Troost
9tens der Kaufmann Herr Caspar Troost jun.
10tens der Kaufmann Herr Peter Friedrich Denhardt
11tens der Kaufmann Herr L.W. Rheinen
12tens der Herr Landgerichts Assessor Arnold Berghaus
13tens der Herr Landgerichts Director Carl Bilger
14tens der Herr Landgerichts Secretair Heinrich Schramm
15tens der Herr Kaufmann Hermann Kriens
16tens der Herr Kaufmann Friedrich Wilhelm Fabarius
17tens der Herr Kaufmann Friedrich Middendorff
18tens der Herr Kaufmann Friedrich Vörster und
19tens der Herr Doctor Philipp Marcks
Als das Gebäude am Ruhmbach (damals noch mit „h“ geschrieben) zu klein wurde, baute die Casinogesellschaft 1841 – 1842 ein imposantes Ballhaus in der Luisenstr. 1 (heute "Auf dem Dudel 1" – heutige Adresse "Delle 57"). In den Kriegswirren wurde das Haus von der Casinogesellschaft an die Hugo Stinnes GmbH verkauft – in den historischen Clubräumen, wo sich alle Ruhrgebietsgrößen trafen wurden zunächst Lederhandschuhe produziert. Später erwarb das Anwesen die Evangelische Freikirche Mülheim, die es aufwändig restaurierte. Bis heute ist der ehemalige Eingang mit Pförtnerloge, Clubräumen und „Hochzeitszimmer“ an die Musikschule Tom Täger - dessen Vorfahre einst Vorsitzender der Gesellschaft war - vermietet. Im ehemaligen Ballsaal der Mülheimer Bürgerschaft ist heute der Kirchenraum eingerichtet.
Die Gesellschaft Casino nutze aber ihr Ballhaus 100 Jahre lang intensiv. Hier wurden auch die legendären Casino-Konzerte von Hubert Engels (1824-1891) gegeben.
Ein Ersatz war schnell gefunden – die Mülheimer Stadthalle förderte auch das lokale bürgerliche Vereinsleben und stellte den Mülheimer Bürgern lange Zeit die Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung. Wie in den Vereinsbüchern nachzulesen ist, fanden zahlreiche Bälle statt. Auch wurde jährlich in der vollbesetzten Stadthalle die Nikolausfeier veranstaltet. Anschließend schwangen die Eltern das Tanzbein in geselliger Runde. Leider wurden dann vom Rat der Stadt hohe Nutzungsbeiträge beschlossen, die dieses kulturelle Engagement wie so manche lebenswerte Vorzüge der Ruhrtalstadt Mülheim damit erstickten.
Das Programm der Gesellschaft und die Satzung sind unter www.gesellschaft-casino.com einzusehen. Dort sind auch die Aufnahmebedingungen und das Jahresprogramm nachzulesen. Der Verein hat aktuell um die 100 Mitglieder und Verkehrsgäste.
Autor:Alexander Ivo Franz aus Mülheim an der Ruhr |
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