Stadtarchiv
Mit den Waffen eines Klosters
Was passierte eigentlich mit dem Kloster Saarn, nachdem es die Zisterzienserinnen 1808 verlassen mussten? Die Antwort auf diese Frage lieferte der Ingenieur Dr. Dirk Ziesing. Mit einem Portrait des Unternehmers Silvester Trenelle, über den er auch eine Biografie geschrieben hat, rundete Ziesing die diesjährige Vortragsreihe zur Mülheimer Geschichte ab.
Das stadtgeschichtlich interessierte Publikum erfuhr, dass Silvester Trenelle (1776-1845) der eigentlich Samuael Trenelle hieß und Spross einer jüdischen Familie war, im ehemaligen Kloster Saarn von 1813 bis 1862 Gewehre und Pistolen für die preußische Armee produzieren ließ. "Die Schlacht von Waterloo wurde auch mit Waffen aus dem Kloster Saarn gewonnen", erklärte Ziesing. Dabei hatte Trenelle zuvor als Beamter der napoleonischen Militärverwaltung in Deutschland und Russland kariere gemacht.
Laut Ziesing wurde das 1214 gegründete und seit 1990 als Bürgerbegegnungsstätte genutzte Kloster Saarn vor allem deshalb als Standort für eine Waffenfabrik gewählt, weil es im preußischen Westen und damit nahe an Frankreich lag. Ironie der Geschichte: Mit dem gleichen Argument rechtfertigte der preußische Staat 1862 die Verlagerung der Gewehr- und Pistolenfabrik, in der mutmaßlich auch einige Säbel produziert wurden, ins thüringische Erfurt.
Doch diese neue Etappe der Geschichte sollte der 1845 gestorbene Silvester Trenelle nicht mehr miterleben. Schon kurz vor seinem Tod verlor Trenelle, der im Kloster Saarn viele Gastarbeiter aus Frankreich und den Niederlanden beschäftigte, seine Waffenfabrik, die 1842 von der preußischen Regierung verstaatlicht wurde.
Neue Vorträge im neuen Jahr
Der Leiter des Stadtarchivs, Dr. Stefan Pätzold, ließ die Gelegenheit nicht ungenutzt, dass stadtgeschichtlich interessierte Publikum auf die ersten historischen Vorträge im kommenden Jahr hinzuweisen, die, wie gewohnt, eintrittsfrei im Saal des Hauses der Stadtgeschichte an der Von-Graefe-Straße 37 gehalten werden. Das Haus der Stadgeschichte ist auch mit den Linien U18 (Haltestelle Christianstraße) und 131 (Haltestelle: Brückstraße) zu erreichen.
So beantwortet Prof. Dr. Ralf-Peter Fuchs, von der Universität Duisburg-Essen am Donnerstag, 19. Januar, um 18.15 Uhr die Frage, warum das Schloss Broich um 1600 ins Visier der damaligen katholischen Großmacht Spanien geriet. Und am 30. Januar beantwortet der Mülheimer Historiker Daniel Mühlenfeld, was die Machtübernahme der Nationalsozialisten vor 90 Jahren für Mülheim bedeutete.
Autor:Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr |
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