Mit dem Beitrag „38. Grad-unbeschwerte Lust“
Literaturpreis für Helga Loddeke
Die Mülheimer Autorin Helga Loddeke erhielt den 1. Preis des Literaturpreises
des PIEREG Druckcenter Berlin 2022.
Die Urkunde und Verleihung fand am 06.Dezember 2022 durch Bodo Krusenbaum,
1. Vorsitzender des FDI Berlin und dem Ehrenmitglied Michael Müller (bis 2021 Regierender Bürgermeister von Berlin), in Berlin, in dem Restaurant „Jelänger Jelieber“ statt.
Darüber hinaus erscheint ein Sonderdruck der Anthologie „Worte wandeln sich“ mit allen Texten aus dem Literarischen Wettbewerb des FDI.
Helga Loddeke wurde in Quakenbrück geboren. Sie absolvierte eine Lehre als Schaufenstergestalterin und machte ihr Abitur auf dem 2. Bildungsweg. Es folgte ein BWL-Studium. Von der Schmückerin zur Diplom-Kauffrau zur Autorin. Sie arbeitete des Weiteren einige Jahre als Projektleiterin in Internet- und eCommerce Start-ups. Sie ist Mutter einer Tochter mit Migrationshintergrund [*1982]. Verheiratet und hat zwei Enkelkinder in München. Sie veröffentliche mehrere Bücher und Texte. Eine Publikationsliste ist als Foto angehängt.
Hier ist ihr preisgekrönter Text:
38 Grad
unbeschwerte Lust
Werbekampagne für F. Grohe Armaturen
für das shooting
wurde der extravagante
Modefotograf
Claus Wickrath
aus Paris gewählt
I do not think. I feel.
ein Modefotograf soll Armaturen knipsen? Das klappt nie!
doch Chef, wegen der kreativeren Herangehensweise, so mein Argument
OK, OK dann muss es aber richtig gut werden!
shooting from 11am to 11pm eine Woche in Paris
genau in diesem Zeitraum
zwei NYC Models wurden ausgewählt
er blond muskulös, sie dunkele schmale Latina
zwei Klempner aus dem Banlieue sorgten für das fließende Wasser in einem eigens dafür installierten Bassin
kritisch gestaltete sich die Fotosession mit dem weiblichen Modell unter der Küchenarmatur
wieder und wieder wurde geprobt
sie musste ihren Kopf stark nach hinten neigen, damit ihr das Wasser erotisch aus der Küchenarmatur in den Mund floss
Perspektivisch
in der realen Welt
ein nogo
sie schluckte und schluckte
Unmengen von Wasser
die stämmigen Vorstadtinstallateure feixten und feixten und feixten
Claus Wickrath wurde darüber laut, wütend, wies sie zurecht
erst nach 2 Tagen war er mit dem Foto Ergebnis zufrieden
schelmisch roch er oft
im Vorbeigehen
am one Liter
Hermes Flakon, der auf einem weißen Podest stand
sein persönlicher Kick
sofort besserte sich seine Laune
I do not think. I feel.
das männliche Modell war sehr prüde, er wollte partout nicht seine Unterhose ausziehen
Ami halt
dabei wäre es für alle Beteiligten einfacher gewesen
wir Frauen linsten verstohlen das attraktive Modell an
hier dauerte das Gesamtergebnis noch länger
das Resultat einzigartig, allein der neue Slogan:
38 Grad
unbeschwerte Lust
um 23:00 ging es immer
mit der gesamten Crew zum Diner ins
La Coupole
Meeresfrüchte Platte & Champagner
dieses fine dining war im Werbebudget inclusive, darauf bestand Claus Wickrath, sonst hätte er den Auftrag nicht angenommen
I do not think. I feel.
die Kampagne wurde ein voller Erfolg
38 Grad
unbeschwerte Lust
selbst der Jahreskalender 1991, den wir aus unserer Laune heraus drucken ließen, bekam das Prädikat „Anerkennenswert“ vom Grafischen Klub Stuttgart
I do not think. I feel.
Claus Wickrath starb Weihnachten 2013.
In der Traueranzeige stand: Seine Beerdigung wird die Feier seines Lebens sein
gewünscht hätte ich ihm noch weitere famose Feiern zu Lebzeiten!
Für mich ist diese energiegeladene Woche 1990 in seinem Pariser Atelier noch immer da. Gegenwärtig.
In meinem langen Business gab es niemanden wie ihn. Ein temperamentvoller Charakter, wie er mir sonst nie mehr begegnet ist.
Den Jahreskalender 1991 habe ich wegen seiner phantastischen Fotos aufgehoben.
heute ist die Website
clauswickrath.com
Leer
I do not think. I feel.
© Helga Loddeke , Oktober 2022
Autor:Manfred Wrobel aus Mülheim an der Ruhr |
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