Da wird Shakespeare lebendig
LEAF-Festival zeigt im September "A Midsummer Night's Dream"

Ohne die Aktiven von Interkultur und treue Sponsoren wäre das hochkarätige Programm undenkbar. In unterschiedlichen Rollen dabei: (v.l.) Gabriele Grillo (Grillo Werke Duisburg), Peter Stickney (LCM), Bronwen Gray-Specht (Interkultur) und Martina Naumann (Die Säule). | Foto: PR-Fotografie Köhring/AK
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  • Ohne die Aktiven von Interkultur und treue Sponsoren wäre das hochkarätige Programm undenkbar. In unterschiedlichen Rollen dabei: (v.l.) Gabriele Grillo (Grillo Werke Duisburg), Peter Stickney (LCM), Bronwen Gray-Specht (Interkultur) und Martina Naumann (Die Säule).
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Kunst, Sprache und Kultur spielerisch zu begegnen und gleichzeitig Generationen und Völker zu verbinden, das ist die Idee des LEAF-Festivals. Vom 10. bis 15. September finden rund um das Koster Saarn zahlreiche Veranstaltungen zum Thema Sommernachtstraum statt. Im Mittelpunkt stehen einmal mehr die Auftritte und Workshops der „Lord Chamberlain's Men“ (LCM), die Shakespeares „A Midsummer Night's Dream“ auf die Bühne bringen.

Von Andrea Rosenthal

Es wird ein Fest, das jedenfalls versprachen die Organisatorin Bronwen Gray-Specht und Regisseur Peter Stickney. Dafür gibt es einen doppelten Grund: Die Lord Chamberlain's Men gründeten sich vor genau 15 Jahren neu, während die Urbesetzung der berühmten Truppe vor 425 Jahren erstmals auftrat. „Und um diese Feste zu feiern, habe ich mich für ein Stück entschieden, in dem es selbst um viele Feiern, in diesem Fall Hochzeiten, geht“, erklärte Peter Stickney bei der Vorstellung des Programms am Mittwoch.

»Ein Sommernachtstraum« (»A Midsummer Night’s Dream«) ist eine Komödie von William Shakespeare, die zwischen 1595 und 1598 uraufgeführt wurde. Im Mittelpunkt dieses Verwirrspiels um die Liebe stehen die jungen Männer Demetrius und Lysander sowie die Frauen Hermia und Helena. Das Stück spielt in den Tagen vor dem Maifeiertag. Shakespeare greift den Volksglauben seiner Zeit auf, der mit der Walpurgisnacht einen besonderen Zauber verband. In einer fantastischen Traumwelt beeinflussen der Elfenkönig Oberon, der einen Streit mit seiner Ehefrau Titania gewinnen will, und dessen Diener Puck die Geschicke der Menschen.

„Mit meiner Arbeit will ich Shakespeare aus dem Museum holen und lebendig machen.“

Regisseur Peter Stickney zu seiner Motivation

Regisseur Peter Stickney ist für seine Inszenierungen der Werke Shakespeares bekannt. Schon als Schüler hat er die analytische Auseinandersetzung mit den Texten gehasst. „Man kann die Schriften nicht einfach nur lesen, man muss sie hören, sehen und erleben“, fordert der Brite. „Mit meiner Arbeit will ich Shakespeare aus dem Museum holen und lebendig machen.“

Dabei reißt er nicht wie viele andere Shakespeares Werk auseinander, versetzt es in eine andere Zeit oder versucht mit Stilmitteln der Groteske der Aufführung einen modernen Anstrich zu geben. Im Gegenteil: Peter Stickney und die Lord Chamberlain's Men bleiben dem Stil der Elisabethanischen Zeit treu. Die Sprache bleibt Englisch, oft auch Altenglisch. Der Regisseur setzt Musik und kleine Umstellungen im Text ein, um die Zuschauer in die Magie des Werks hineinzuziehen.

Wie bei Elisabeth I.

Wie bei Shakespeare sind alle Rollen von Männern besetzt. Jedes Jahr durchlaufen die Absolventen der besten Schauspielschulen des Landes ein hartes Auswahlverfahren, um in die Truppe aufgenommen zu werden. 2.400 Bewerbungen gab es für den Sommernachtstraum, 250 Schauspieler hat sich Peter Stickney angesehen, um schließlich sieben von ihnen auszuwählen. Alex Wilson, George Readshaw, James Camp, James Keningale, Joshua Glenister, Maximilian Marston und Will de Renzy-Martin nahmen schließlich Ende März die Proben auf. 19 Charaktere gibt es im Sommernachtstraum, also zwei bis drei Rollen für den einzelnen Schauspieler.

Die Charakterwechsel unterstützt Regisseur Stickney durch die Kostüme. „In diesem Jahr gibt es besonders viele Wechsel, die auch noch sehr schnell, manchmal in nur zehn Sekunden, passieren müssen“, berichtet er. Das mussten die Kostümbildner berücksichtigen, ebenso wie die Stiltreue zur Elisabethanischen Epoche mit weiten Puffärmeln und zarten Perlenstickereien. „Zusätzlich finden sich Elemente des Bühnenbildes auch in den Kostümen wieder“, verrät Peter Stickney. Der Zauberwald, in dem ein Großteil der Geschichte spielt, wird im Bühnenbild durch Blöcke und Streifen in Naturfarben angedeutet. Diese werden in den Farben und Mustern der Kostüme aufgenommen.

Allein das Kostüm der Elfenkönigin Titania hat 3.500 Pfund allein für die aufwändige Handarbeit gekostet, hinzu kommen noch einmal etwa 1.500 Pfund für das Material. Sieben solcher speziellen Maßanfertigungen und sechs entsprechende Kopfbedeckungen wurde in kürzester Zeit angefertigt. Der Rest der Ausstattung stammt aus dem Fundus.

Im Vorjahr wurde der Truppe gleich beim zweiten Auftritt der Saison der Truck mit allen Kostümen und dem Bühnenbild gestohlen. Peter Stickney hofft, dass so etwas nicht noch einmal passiert. „Ich schlafe im Truck“, scherzt er. Vor zwei Wochen startete die Tour der Lord Chamberlain's Men in Brighton, im September endet sie in Mülheim. Dazwischen liegen 17 Wochen mit mehr als 70 Aufführungen.

Abwechselungsreiches Rahmenprogramm

Das Gastspiel in Mülheim vom 10. bis 15. September ist bereits das Achte der Truppe in der Ruhrstadt. Der Verein Interkultur, der das LEAF-Festival organisiert, baut um die Auftritte der LCM herum ein abwechselungsreiches Rahmenprogramm auf.

Es startet am Dienstag, 10. September, um 20 Uhr mit einer musikalischen Lesung zum Thema „Midsummer“. Schauspieler Michael Kamp rezitiert verschiedene Texte, die international bekannte britische Harfenistin Elisabeth-Jane Baldry begleitet ihn.

Am Mittwoch, 11. September, um 20 Uhr startet eine Gitarrennacht mit Rafael Aquirre. Der internationale Star an den Seiten begann seine Karriere bei einer Veranstaltung von Interkultur und kommt immer wieder gerne zu Festival. Schon am Nachmittag um 14 Uhr haben 25 Schauspielfreunde im Duisburger Kleinkunsttheater „Die Säule“ von Martina Naumann die Gelegenheit, im offenen Workshop mit den LCM Szenen aus dem Sommernachtstraum zu erarbeiten.

Am Donnerstag, 12. September, um 20 Uhr spielt Elisabeth-Jane Baldry Harfenmelodien zum Thema Traum, die Michael Kamps mit kleinen Lesungen ergänzt.

Sonntag ist Familientag

Die Lord Chamberlain's Men geben die ganze Woche über Workshops in Mülheimer Schulen, bevor sich am Freitag und Samstag, 13. und 14. September, um 19 Uhr, und am Sonntag, 15. September, um 15 Uhr im Innenhof des Klosters Saarn der Vorhang für „A Midsummer Night's Dream“ hebt. Sonntag ist Familientag: Von 11 bis 18 Uhr ist ein traditioneller Handwerkermarkt zu bestaunen. Um 12.45 Uhr nach der Messe haben im Vortragssaal des Klosters die Nachwuchskünstler beim LEAFchen ihren Auftritt. Begleitend zur Nachmittagsvorstellung der LCM gibt es mit Quak eine professionelle Kinderbetreuung. Um 19 Uhr findet im Klostersaal die Abschlussparty mit guter Unterhaltung und griechischen Speisen aus der Küche des Restaurants Pandosia statt.

Tickets für alle Veranstaltungen gibt es im Vorverkauf bei Tabak Budde, Löhberg 4, im Leserladen an der Eppinghofer Straße 1-3, in der Touristinfo im Medienhaus und über westticket.de. Die Musikprogramme am Abend kosten 12, ermäßigt 10,50 Euro. Die Tickets für die Aufführungen der LCM sind für 20, ermäßigt 18 Euro zu haben. Die Teilnahme an der Abschlussparty kostet 35 Euro. Die Anmeldungen für letztere nur direkt an Interkultur unter Tel. 0208/3776839.

Das LEAFchen

Besonderen Wert legen die Organisatoren auf die Nachwuchsförderung, für die sie nun im dritten Jahr das LEAFchen ausloben. L (Language) E (Education) A (Arts) F (Friedship), der Name ist Programm. "Es geht uns um Begegnungen und das Lernen voreinander. Deshalb haben wir das Nachwuchsfestival diesmal auf den Sonntag und direkt ins Herz der Veranstaltung gelegt", erklärt Bronwen Gray-Specht. Sie hofft auf viele Anmeldungen von Nachwuchskünstler. Egal ob Schauspiel, Literatur, Malerei oder Musik - Nachwuchskünstler zwischen sechs und 17 Jahren sind gefragt. In drei Altersklassen (6-10, 11-14 und 15-17 Jahre) werden Preise vergeben.

Ausgewählte Kunststücke werden im Saal ausgestellt und die jugendlichen Talente sorgen für ein buntes Rahmen-Programm. Jedes Talent hat bis zu 5 Minuten Zeit auf der Bühne. Klavier, Mikrofon, Strom und einfache Beleuchtung sind im Saal vorhanden. Alle anderen Instrumente oder Ausrüstungen müssen von den Teilnehmern selbst gestellt werden. Ein schneller Bühnenwechsel muss gewährleistet sein.

Teilnehmer schicken per Email oder Post ein Bild oder einen Link zu einem Video (bzw. ein CD-ROM), in dem sie sich kurz vorstellen und ihr Talent präsentieren. Dazu müssen sie ein Bewerbungsformular ausfüllen, unterschreiben lassen und mitschicken. Das Formular ist erhältlich unter  kontakt@leaf-festival.de

Talente, die in die engere Auswahl kommen, werden telefonisch benachrichtigt und eingeladen, um sich persönlich vorzustellen.

Ohne die Aktiven von Interkultur und treue Sponsoren wäre das hochkarätige Programm undenkbar. In unterschiedlichen Rollen dabei: (v.l.) Gabriele Grillo (Grillo Werke Duisburg), Peter Stickney (LCM), Bronwen Gray-Specht (Interkultur) und Martina Naumann (Die Säule). | Foto: PR-Fotografie Köhring/AK
Regisseur Peter Stickney und Organisatorin Bronwen Gray-Specht stellten das Programm fürs LEAF-Festival 2019 vor. | Foto: PR-Fotografie Köhring/AK
Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

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