Schaufenster gesucht
Kunstmeile an der Schloßstraße zum Ausstellungjubiläum

"Haben Sie mal ein Schaufenster für uns?": Citymanagerin Gesa Delia und die Mülheimer Kunstschaffenden Helmut Koch (links), Uwe-Dieter Bleil (2. von links) und Heiner Schmitz in der Brunnenlandschaft des Mülheimer Bildhauers Ernst Rasche (1926-2017) auf der Schloßstraße, die im Dezember 2019 zur Kunstmeile werden soll. | Foto: Thomas Emons
  • "Haben Sie mal ein Schaufenster für uns?": Citymanagerin Gesa Delia und die Mülheimer Kunstschaffenden Helmut Koch (links), Uwe-Dieter Bleil (2. von links) und Heiner Schmitz in der Brunnenlandschaft des Mülheimer Bildhauers Ernst Rasche (1926-2017) auf der Schloßstraße, die im Dezember 2019 zur Kunstmeile werden soll.
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Zum 90. Geburtstag der Jahresausstellung Mülheimer Künstler möchte die Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Künstler die Schloßstraße vom 8. bis 31. Dezember zu einer Kunstmeile machen. In 13 Schaufenstern wollen die Mülheimer Künstler Barbara Adamek, Max Schulz, Uwe-Dieter Bleil, Peter Rytz, Karin Dörre, Jochen Leyendecker, Ursula Vehar, Helmut Koch, Peter Flach, Peter Helmke, Alfred Dade, Wulf Golz und Heiner Schmitz Dialog-Kunstwerke ausstellen.

Zurzeit fehlen der Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Künstler noch vier Schaufenster an der Schloßstraße, in denen die Mülheimer Künstler ihre aktuellen Arbeiten, inspiriert und im Dialog mit den Arbeiten ihrer Vorgänger des Ausstellungsjahrgangs 1929 präsentieren wollen. "Das wird ein werbewirksamer Hingucker für alle Hauseigentümer und Händler, die uns ein Schaufenster zur Verfügung stellen können und wollen", sind sich City-Managerin Gesa Delija und Fotograf Heiner Schmitz einig. Anlieger der Schloßstraße, die ein Schaufenster für die Kunst übrig haben, erreichen City-Managerin Gesa Delija per E-Mail an: g.delija@muelheim-business.de oder unter der Rufnummer 0174-1514702. Die Kunstmeile auf der Schloßstraße wird durch vom Mülheimer Kunsthistoriker Dr. Tobias Kaufhold geführte Sonntagsrundgänge am 15., 22. und am 29. Dezember mit der aktuellen Jahresausstellung Mülheimer Künstler im Museum Temporär an der Schloßstraße 28 verbunden. 

Künstlerische Spurensuche

Rückblende: "Vor Mülheimer Bildwerken": Unter diesem Titel berichtete die Mülheimer Zeitung vor 90 Jahren über die erste Jahresausstellung Mülheimer Künstler im Kunstmuseum der Stadt. Das 1909 vom Kunstsammler Robert Reinen gegründete Kunstmuseum der Stadt wurde damals vom Kunsthistoriker Dr. Werner Kruse (1886-1968) geleitet. Kruse, der bis 1952 an der Spitze des auch damals nur provisorisch untergebrachten städtischen Kunstmuseums stand, war ein Entdecker und Förderer Mülheimer Künstler. Die von ihm initiierte Werkschau vom Dezember 1929 präsentierte Arbeiten von Künstlern, die damals noch jung und vielversprechend waren und die Kunstfreunden heute ein Begriff sind. 

So hieß es zum Beispiel über den 1893 in Saarn geborenen später als Professor an der Kunstakademie in Düsseldorf lehrenden Otto Pankok: „Unter den hier geborenen, aber nicht ständig hier wohnenden Mülheimern ist der Maler Otto Pankok wohl die künstlerisch stärkste und charakteristischste Persönlichkeit. Seine Kohlebilder, die im roten Kabinett ausgehängt sind, zeigen schon auf den ersten Blick dass ihm die seltene Gabe zuteilwurde, mit einfachen Mitteln große Effekte zu erzielen. Es gehört schon einer große Eigenwilligkeit dazu, auf die gebräuchlichen Mittel und Techniken zu verzichten und sich lediglich zur einfachen Schwarz-Weiß-Malerei, zur Kohlezeichnung zu bekennen. So ist Otto Pankok der große Wurf gelungen, diese Art der Malerei aus der Zufälligkeit des skizzenhaften herauszuheben und zu einer Kunstgattung zu entwickeln, die Anspruch auf höchste Wertung stellt.“

Zu den 24 Mülheimer Künstlern, die vor 90 Jahren im Kunstmuseum der Stadt ausstellten, gehörten unter anderem auch der 1894 geborene Maler Werner Gilles, dem der Kunstkritiker der Mülheimer Zeitung eine "kräftige Farbbehandlung" bescheinigte, Artur Kaufmann, der als "vom schweren Klang nordischer Malerei inspirierten Meister der Portraitkunst" vorgestellt wurde und der 1898 geborene Bildhauer Hermann Likfeld, dessen Skulpturen er für ihre "träumerische Schönheit, die Weichheit und Zartheit ihrer Konturen" lobte. Der 1888 geborene Maler Arthur Kaufmann, der aufgrund seiner jüdischen Herkunft nach der Machtübernahme der NSDAP 1933 ins Exil fliehen musste, wurde den Lesern der Mülheimer Zeitung 1929 als "vom schweren Farbenklang der nordischen Malerei" inspirierter "Meister der Portraitkunst" vorgestellt.

Auch nach der Machtübernahme von 1933, als der 1929 noch hochgelobte Otto Pankok den Nationalsozialisten als "entarteter Künstler" galt, weil er in einem "Passions-Zyklus" von den Nationalsozialisten verfolgte Künstler im Kreuzweg Jesu portraitierte, kauften Kruse und Mülheims damaliger Oberbürgermeister Edwin Hasenjäger (1888-1972) weiterhin Pankoks Arbeiten an und halfen ihm so in seiner existenziellen Not.

Neben den bereits genannten Ausstellungsteilnehmern des Jahres 1929 werden Heinrich Siepmann, Hermann Haber, Hermann Prüßmann, Greta Schick, Otto Marotz, Willi Deus, Fritz Peretti und Carl Altena als alte den aktuellen Mülheimer Meistern als künstlerische Inspiration dienen.

Autor:

Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr

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