#heimatruhr - Freilichtbühne bewirbt sich für Förderung
Kunst schafft Heimat
Was hat das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung mit Kunst zu tun? Warum investiert das Ministerium 1,5 Millionen Euro in die Förderung von lokalen Kulturprojekten?
Von Andrea Rosenthal
"Künstler und Kreative prägen Räume auch in der Wahrnehmung durch die Bürger", erklärt Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung, am Donnerstag auf der Freilichtbühne bei einer Pressekonferenz den wichtigsten Beweggrund. Durch den Strukturwandel seien viele Räume frei geworden, diese gelte es nun neu zu definieren.
Dafür wurden in einer Kooperation des Ministriums mit dem european centre of creative economy (ecce) und dem Institut für Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule 10.000 Fragebögen digital an die Kreativwirtschaft und Kunst- und Kulturschaffende verteilt. 744 Rückmeldungen gingen ein, davon waren 447 brauchbar. Dr. Judith Terstriep, die die Anlage und Auswertung der Befragung verantwortete, zog Bilanz. Die Rücklaufquote scheine zwar gering, sei aber für die Tiefe der Untersuchung durchaus zufriedenstellend. Besonders hob sie hervor, dass in den Rückmeldungen gleich 300 Konzepte vorgestellt wurden, die für die erste Förderphase in Frage kamen. 20 von ihnen wurden letztlich ausgewählt.
Kulturelle Vielfalt
Zentral war bei der Studie, wie der Heimatbegriff bei Künstlern und Kreativen im Ruhrgebiet besetzt ist. Die Aussagen "Heimat ist da wo ich Freunde habe" und "Heimat ist da, wo ich mich entfalten kann" wurden von jeweils mehr als 80 Prozent der Befragten unterstützt. Ein Blick auf die eingereichten Projekte fasst Dr. Terstriep so zusammen: "Ruhrgebiet ist kulturelle Vielfalt!" Dazu zählte die Industriekultur ebenso wie Kioske. Eine Mischung aus Tradition, Bergbau und Industrie prägt das Ruhrgebiet. Vieles sei dem Wandel unterworfen. "Zur Weiterentwicklung von Heimat braucht es Bildung und eine stimmige Quartiersentwicklung", fasst Dr. Judith Terstriep die Meinung der Künstler zusammen.
Heimat miteinander schaffen
Heimat-Ministerin Ina Scharrenbach griff das auf: "Wir wollen es nicht bei der Umfrage belassen, sondern Heimat miteinander schaffen." So werden zunächst 20 Projekte mit Summen zwischen 12.000 und 267.000 Euro gefördert. Dabei ist Bochum mit gleich fünf Projekten vertreten: Kunstaktionen auf dem Imbuschplatz, die Lichtinstallation "Naherholungsgebiet" in einem Kreisverkehr, dem Kunstkiez Stahlhausen, Figurentheater in Langendreer und dem Kiosk Schaubüdchen. In Dinslaken entsteht an der ehemaligen Zeche Lohberg "Kunst statt Leerraum". Auch das "Experementier.Labor Heimat.Dortmund" wird gefördert, ebenso wie das Plus am Duisburger Neumarkt und die Werkstatt auf der Zeche Carl in Essen. Auf dem Baldeneysee wollen Architekten schwimmende Pavillons als Werkstätten und Bühnen für Künstler errichten. Gelsenkirchen will unbekannte, versteckte Räume von Kreativen bespielen lassen, in Herten entsteht das Jazzprojekt "Heimat-Klänge". Kunst am Bau will die Kulturszene Hamm umsetzen. Unter dem Titel "Denk Mal" entstehen in Herten sieben Skulpturen im öffentlichen Raum. "Freiraumluxus für Kreative" heißt das Projekt in Herne, das Leerständen neues Leben einhauchen soll. In Lünen werden Fassaden mit Graffiti gestaltet, in Recklinghausen wird in der Kunst an die Zeche Blumenthal erinnert. Die Bürgerstiftung St. Viktor hat den Heimatort Schwerter Mitte geplant, der mit Kunst, Workshops und Café ein neues Begegnungszentrum für die Bürger werden soll. In Witten wird das Quartier Wiesenviertel als Kunstraum und Nachbarschaftstreff ausgebaut und #heimatortwitten soll mit Fassadengestaltung an öffentlichen Gebäuden Jung und Alt miteinander ins Gespräch bringen.
Brücken bauen
"Alle Kunstprojekte bauen Brücken in andere Bereiche. Diese Wechselwirkung mit der Gesellschaft, die brauchen wir", betont Prof. Dieter Gorny. Allen Projekten ist auch gemein, dass sie Kunst und Kultur nicht nur für Bürger, sondern auch mit Bürgern machen. In dieses Konzept passt auch die Mülheimer Freilichtbühne, wie Prof. Dieter Gorny im Gespräch mit der Mülheimer Woche unterstrich. Ein solcher Freiraum für Kreativität, ein Treffpunkt für die Bewohner der Stadt, sei wertvoll und müsse gefördert werden. Deshalb kündigte Uwe Koch von den Reglern schon an, man werde sich mit einem Konzept an der nächsten Förderrunde, in der nochmals 1,5 Millionen Euro eingesetzt werden, beteiligen.
Die Zukunft gemeinsam gestalten
Ministerin Ina Scharrenbach ermuntert alle Kreativen ausdrücklich, sich einzubringen: "Wer im Ruhrgebiet wohnt, der wohnt in der Zukunft! Und die dürfen wir gemeinsam gestalten." Deshalb so erklärt Dieter Gorny habe das Heimatministerium auch die Kulturschaffenden im Blick. "Künstler sind immer Mitgestalter, weil sie Ideen entwerfen und so die Zukunft formen." Darum sei es so wichtig, ihnen Rahmenbedingungen zu geben, in denen sich die Kreativen entfalten können.
Autor:Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr |
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