Hühnerberg in Saarn
I found my thrill on Saarns Chicken-Hill

Den durch überdimensionierte Bauarbeiten erbarmungswürdigen Zustand der ehemaligen via principalis des antiken Saarn gilt es endlich einmal laut zu beklagen und in ehrende Erinnerung zu rufen, welche zentrale Rolle im Ortsgeschehen dieser Berg einst einnahm.
Unglaubliche Geschichten haben sich hier zugetragen, und der ansteigend geschwungene Straßenbogen atmet noch heute diese lustvoll träge (lazy) Atmosphäre der alten Zeit wie sie die beiden Plattpoeten Otto Kiy und Wemm Beekes so treffend beschreiben. Man glaubt, Wemm vam Hönnerberch, der Sohn von Pröümkes-Hermann, zu begegnen. Leider war er keine gute Partie für das gute Mienchen. Ja, hier tummelten sich am Strängsken der Beekes-Clan, z.B. Hennerk Beekes, der das frisch geweißte Haus  einmal unfreiwillig mit zuviel genossenem Rotwein vom oberen Giebelfenster aus kräftig einsaute.
Am Kirmessonntag aber in der Frühe, da gab es hier für die ansässigen Hühner besondere Leckerbissen, deren geräucherter Duft das Federvieh schon länger unruhig machte. Jetzt  ließ Heinrich Beekes „in’ne Uchde“ die Hühner endlich auf ihren Hühnerberg. In Originalsprache klingt das so: „He schloot de Döar van’ne Hönnerfeekel (Hühnerstall) un datt Pootsche (Türchen) an’ne Stroote op un reep: „Tuck, tuck tuck, kommend ees chau, hie cheef et leckere Feesch!“ Dat leeten sseech di Dierkes nee noch ees ssägge, plarrden (flatterten)stantepee no de noch rouhige Strooten un peckden flietig Feeschoate (Fischreste) op.“
Ja, dieser Hühnerberg wäre einer der sagenumwobensten Berge in Saarn, hätte er sich nicht in neuerer Zeit diesen schrecklich platten Malernamen überstülpen lassen, der zwar einen recht bedeutsamen Maler meint, aber wörtlich schlicht einen Pfannekuchen bezeichnet.
Nein, der Volksmund nannte die Straße „Hühnerberg“ und so sollte sie auch offiziell wieder heißen. Aber niemand hätte etwas dagegen, wenn man ihn gleichzeitig in die Weltsprache Englisch übertragen würde: Chicken Hill!
Sicher, die Düsseldorfer Straße wird wegen ihrer großzügigen Eleganz oft mit den Champs-Élysées verglichen, aber hier, hier schlug das Herz von „Aul Ssaan“.
Der Saarner lazy Chicken Hill ist am ehesten mit dem Montmartre zu vergleichen, auf dem allerdings statt Sacré Coeur die Feuerwehr und das Gefängnis (Pittermann) thronte. Wären nur die Bauarbeiten und grässlichen Rampen nicht, sommers wie winters ergösse sich ein nicht enden wollender internationaler Touristenstrom auf- wie abwärts, tagsüber wie auch nächtens.

Genau das ist es, was man in der momentan schrecklichen Situation fast vergessen könnte.

PS. Wäre es nach Adolf Beekes von der Strängsken-Gang gegangen, würde der Chicken Hill allerdings international Mulberry Hill heißen - im Gedenken an die Maulbeerbäume im Pfarrgarten.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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