Holz und Geschichte(-n) im Schloß Broich, Mülheim an der Ruhr

Am Sonntag, dem 9. September 2012 um 11, 15 und 16 Uhr: Führungen durch die ständige Ausstellung des Historischen Museums unter Berücksichtigung des Themas "Holz" am diesjährigenTag des offenen Denkmals: Holz ist der älteste und beliebteste Baustoff seit Menschengedenken, aber auch einer der vergänglichen. So verwundert es nicht, dass Holz aus der Bauzeit historischer Gebäude selten am Ursprungsort anzutreffen ist. Dies gilt in hohem Maße für Schloß Broich: Von den Palisaden und Pfostenbauten aus dem 9. Jahrhundert
hat man bei den Ausgrabungen im 20. Jh. nur noch die Pfostenlöcher feststellen können. Immerhin können hölzerne Gegenstände „mit Vergangenheit" heute noch im Schloss als Originale besichtigt werden. Sie stellen zugleich die Verbindung zu dem durch den Landschaftsverband Rheinland geförderten neuen Ausstellungsbereich "Altes Handwerk - neu entdeckt" her.

1. Die „älteste Tür Mülheims" - wie sie von dem Hobby-Archäologen und Mitglied des Geschichtsvereins Alfred Zeischka genannt wurde- tut noch heute ihren Dienst; und zwar im Erdgeschoss des Hochschlosses an der Südostseite des Südturms. Sie könnte zusammen mit der Entstehung des Turms im 13. Jh. oder nach einem Brand im 15. Jh. eingebaut worden sein und hat auch erkennbar einige Ausbesserungen über sich ergehen lassen müssen. Die Tür bildete den Zugang zu einem Raum, der zeitweilig als Gefängnis diente, dann von der Post als Verteilerstation genutzt wurde und jetzt Lagerraum ist. [Schreiner]
2. Ein Bruchstück vom Holzsarg des Junggrafen Carl Alexander von Daun
(1643- 1659). Die gut erhaltene Inschrift in lateinischer Sprache klagt den Grafen Moritz von Styrum als Mörder seines Vetters an. Gut erkennbar ist auch das Daun-Falkenstein-Broicher Wappen, das seit 1880 von Mülheim (ohne die Grafenkrone) als Stadtwappen geführt wird. [Schreiner ]
3. Die „Große Hammerzunftlat" von 1794, eine mit dieser Inschrift versehene hölzerne Truhe zur Aufbewahrung von Wertgegenständen und Urkunden der bereits 1639 von Graf Wilhelm Wirich für die Herrschaft Broich genehmigten Schmiedegilde. [Schreiner, Schlosser]
4. Drei Reststücke von Deckenbalken aus dem Rittersaal des Niederschlosses, deren Eichenstämme auf Grund einer jetzt an der Universität Köln durchge-führten dendrochronologischen Untersuchung zwischen 1555 und 1567 gefällt worden sind. Diese Datierung gibt Rätsel auf, da von Bauarbeiten in dieser Zeit bisher nichts bekannt war. [Zimmermann]
5. Zwei Türbalken von Bauernhöfen mit den Namen der Aufsitzer und Sinn-sprüchen aus der Bibel, ( von 1747: „Gerhardus auf der Schauenburg ... Eheleut“ und von „1815, den 24 Juni, Herm. Sellenburg/Anna Jäger“). [Zimmermann]

Über diese Schaustücke hinaus, sind bei der baulichen Überholung der gesamten Schlossanlage im Zuge der Ausgrabungs- und Rekonstruktionskampagne der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts wieder hergestellte Bauteile aus Holz
der Beachtung wert:

6. Die spektakulärste der vorerwähnten Maßnahmen nach dem 1965 erfolgten Abbruch der „Stöckervilla“ ist gewiss die Wiederherstellung der Fachwerkgale
rie, die 1648 unter Graf Wilhelm Wirich an die Ostseite des Hochschlosses im zweiten Obergeschoss angebaut worden war. Sie ermöglicht den heutigen Museumsbesuchern einen reizvollen Blick auf die Ausgrabungen und --- „dank“
des von Eduard Stöcker veranlassten Teilabbruchs der Ringmauer — auf das Stadtpanorama Mülheims, vom Aquarius-Museum über Rathaus und Kirchenhügel bis zum Max-Planck-Institut.
7. Einen wesentlichen Beitrag zur Optik der dem Schlosshof zugewandten Fassade des Palas' liefern die hier nach der Wiederherstellung der gotischen Kreuzstockfenster auch die Anbringung der hier ehemals vorhandenen rot- weißen Fensterläden sowie der flaschenzug-bewehrten Luke im Dachgeschoss.
8. Die „Kölner Decke" im 2. Obergeschoss wurde nach dem Vorbild der 1648 eingebauten repräsentativen Holzbalkendecke wieder hergestellt. Es handelt sich um einen „Bestseller" der Barockzeit aus Köln, dessen aufwändige Konstruktion auf lienische Vorbilder (und Macher) zurückgeht und besonders im Rheinland bis in die Niederlande gerne nachgeahmt wurde. Die Balken sind sichtbar und oft mit
Stuckornamenten versehen; die Enden der Deckenfelder wurden häufig, so auch hier, ausgerundet.
Geschichtsverein Mülheim an der Ruhr e.V., gegr. 1906, , H. Hartling, 27.08. 2012

Autor:

Heinz Hartling aus Mülheim an der Ruhr

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