"Hands up" beim Reggae Summer 2018

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Drei Tage lang die Hände hoch, die Hüften schwingen, mitsingen und friedlich das Leben und die Musik feiern. Das gelang perfekt auf dem 12. Ruhr Reggae Summer Festival in Styrum mit mehreren tausend Fans jeder Altersgruppe.

Die Veranstalter u-concert hatten eine glückliche Hand bei der Auswahl der Künstler. Sie mischten Musikstile (Hip-Hop, Rap, Reggae) und zwischen Top-Acts fand sich die ein- oder andere Entdeckung.
Organisatorisch ist dieses Festival eine große Herausforderung, da die Wege durch Unterführungen und verschiedene Kassenbereiche und Eingänge nicht ganz einfach zu druchschauen sind. Wegen der großen Brandgefahr gab es in diesem Jahr für alle besondere Brandschutzauflagen, die Feuerwehr war präsent und die Kontrollen waren konsequent.
Alpha Blondy (65) setzte am Sonntagabend mit seiner Band Solar System einen furiosen Schlusspunkt unter das Festival. Er gehört zu den erfolgreichsten Reggaebands Westafrikas. Mit einem Feuerwerk hinter der riesigen Bühne konnten Organisatoren und Gäste sich über drei absolut gelungene, feuerfreie und entspannte Tage freuen.

Ein paar bemerkenswerte Künstler

Megaloh, ein deutscher Rapper niederländisch-nigerianischer Abstammung aus Berlin-Moabit, stand gleich am Freitag auf der Bühne und war einer der Top-Acts. Er brachte eine perfekte Band mit, die einen satten Sound lieferten, der nicht einen Moment eintönig war. Seine Texte sind hörenswert, sozialkritisch, persönlich, leidenschaftlich. Sein Publikum hatte er im Griff und die meisten kannten seine Hooks und sangen mit. Seine Show war eine perfekte Einstimmung auf die kommenden Tage.

Max Romeo aus Jamaica, mit 74 Jahren der Senior unter den Musikern, singt seit 1968 und er kann es immer noch. Der schmale, agile Sänger, mit Dreadlocks bis zu den Waden, begeistert mit seinem klassischen, ehrlichen und musikalisch abwechslungsreichen, farbigen Reggae Sound. Seine Band - mit zwei Background- Sängerinnen, einem Saxophonisten und Trompeter - sorgte für viel Groove und Begeisterung bei den Fans.

Ich seh' Vorboten einer neuen Eiszeit
Dekantier' die Welt, schenk uns reinen Wein ein
Mir egal wohin, ich steig ein
Was für ein Horizont, so ohne Skyline

Skyline-Lyrics, Trettmann

Trettmann, (Ronnie Trettmann) der vor Jahren sächselnd den Reggae persiflierte, hat seinen Stil gefunden und das Sächsische längst verlassen.  Nach holpriger und steiniger Karriere, die er mit großem musikalischem und finanziellen Einsatz verfolgte, steht er seit seiner letzten Veröffentlichung "DIY" ganz oben auf der Liste der eher intellektuellen RAP-Fans. Seine Texte sind ab und an wahre Wortkunst, die außergewöhnlich poetisch und oft wie eine Ballade gesungen werden. Melancholie kostenfrei im Gepäck. Trettmann kam mit einer D-Jane auf der Bühne, die Musik aus der Retorte. Das war ein minimalistischer Auftritt, der durch die engen elektronischen Vorgaben wenig Raum für Improvisation ließen. Trettmann scheint momentan im Mainstream angekommen: Das Publikum kannte alle Hooks und langen Texte. Fazit: Trettmann muss man nicht auf der Bühne erleben. Seine im Studio produzierten Songs aber sollte man unbedingt einmal hören. Oder dreimal.

Drumherum

Um drei Tage mit 19 Live-Bands gut zu überstehen, braucht es Rückzugsmöglichkeiten. Das Naturbad auf dem Gelände ist eine Oase mit Schatten, Wasser, Beach-Lounge und Wiesen zum Ausruhen.
Organisatorisch ist es den Veranstaltern wieder gelungen unaufgeregten Service mit vielseitiger Verpflegung zu schaffen. Zu bemängeln war nur der Zustand und die Anzahl der Toiletten. Die Sauberkeit und Ausstattung ließ schon nach kurzer Zeit zu wünschen übrig.

Fotos: Joshua Belack / Text: Heike Marie Westhofen

Autor:

Joshua Belack aus Mülheim an der Ruhr

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