Halbgerauchtes
Halbrauchen ist eine snobistische Allüre, halb rauchen eher Zufall. Halb gerauchten Zigaretten haftet nicht nur der Geruch von halb gerauchten Zigaretten an, sondern auch der von Unerledigtem, von Hektik und Stress; deshalb findet man sie außer im Aschenbecher oft in Kriminalromanen. Halb gerauchte Zigarren dagegen selten. Die werden vor allem mit zwei bekannten Persönlichkeiten in Verbindung gebracht. Das eine ist Churchill, ein bekanntermaßen leidenschaftlicher Zigarrenraucher, und das andere Franz Liszt, ein unbekanntermaßen leidenschaftlicher Zigarren-Gourmet.
Ohne allzu tief in die Philosophie des Halbverzehrten einzudringen, zu dem Halbgegessenes, Halbgetrunkenes, Halbgeschlürftes, Halbgelecktes usw. zu rechnen ist, möchte ich an meine Mutter erinnern. Sie hätte sowas als ungehörig empfunden: „Bitte aufrauchen, ehe du vom Tisch aufstehst!“
Wer mal zigarriert hat, weiß, dass beim Wiederanzünden sich doch die Bitterstoffe unangenehm bemerkbar machen und man deshalb besser geduldig zu Ende raucht.
Aber zurück zu den beiden Rauchabbrechern. Ihr Halbgerauchtes erlangte auf unterschiedliche Weise Berühmtheit. Das von Winston brachte bei einer Versteigerung satte 12.000 Dollar ein, das von Franz rauschhafte Übelkeit und Erbrechen.
Hören wir dazu einen Augenzeugen: „Ja, bei einer Gelegenheit hatte eine Dame eine von Liszt halbgerauchte Cigarre erobert und trotz mehrfachen Erbrechens mit eingebildetem Entzücken weitergeraucht.“
Autor:Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr |
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