Beethovenpflege
Götterfunkenspeise
„Bürger für Beethoven“, dieser rührige Verein in meiner Geburtsstadt Bonn, schickt mir immer die neuen Termine seiner musikfördernden Aktivitäten. Immer irgendwie appetitanregend. Jetzt sogar in kulinarischem Sinne.
Eine Bonner Bäckereikette hatte bereits im Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 den "Götterfunken"-Preis der BÜRGER FÜR BEETHOVEN für die Initiative erhalten, auf einer Million Backtüten über den bonngeborenen Beethoven zu informieren.
Die Bäckerei versprach daraufhin ein eigenes Gebäck namens GÖTTERFUNKEN zu kreieren, welches nun der Öffentlichkeit vorgestellt und zum segensreichen Kauf angeboten werden soll, denn: „Vom Verkaufspreis (2,85 €) gehen pro Stück 50 Cent als Spende für die Beethovenpflege in Bonn an die BÜRGER FÜR BEETHOVEN.“
Ja, das ist doch mal ein unserer Zeit adäquater Schiller-Beethoven-Genuss: Konsumierbarer Götterfunken, der „Freude schöner“ aufkommen lässt und die Geschmacksnerven in höchstes Tremolo versetzt. Es fehlt allerdings noch der Premium-Internetservice mit Kühlbox.
Essbarer Götterfunken? Das ist so neu nicht. Es gab ihn schon als Praline. Aber schon optisch sind die Bonner Konditorkreationen allemal funkelnder:
„Es handelt sich dabei um eine exotisch-fruchtige Cremeschnitte: ein Butter-Mürbeteig mit luftigem Biskuit wurde gefüllt mit einer sehr fruchtigen Buttercreme mit Passionsfruchtpüree und kleinen Pfirsichstückchen. Der marmorierte Spiegel aus Passionsfruchtgelee mit Himbeermark soll an den Götterfunken erinnern“.
Die Rezeption der Kunst ging immer schon gerne durch den Magen: Mozartkugeln, Schillerlocken …. Und was einst eine nette Beigabe war, wird heute neben dem Diebstahl nicht selten zur einzig verbliebenen Form der Kunst-Aneignung.
Selbst für die Profis gilt: „Leerer Magen studiert nicht gern“. Das war auch schon immer die Grundausrichtung der Studentenschaft. Getränke inbegriffen.
So erhebe ich mein Glas Beethoven-Sekt und rufe den seligen Götterfunkenspeisenden entgegen: Wenn es denn der Kunst dient!
Zu hoffen bleibt nur, dass diese Fördersparte nicht so dominant wird, dass eine baldige Umbenennung des Vereins in BÜRGER ESSEN FÜR BEETHOVEN bzw. BEETHOVEN-KAFFEEKRÄNZCHEN notwendig wird!
Autor:Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr |
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