Gespräche am Rande der musealen Schau
Frage: „Hatte Joseph Beuys schlechte Zähne?“
TOP-LINK: Die #KultAppMH zeigt wo was los ist in Mülheim im Ruhrtal
zum Artikel:
Als der Künstler Jonas Rüstemeyer zur Schau „Beuys100 Pflicht oder Kür“ in der RUHRKUNSTHALLE seine „Beuys-Büste“ vorstellte, erinnerte ich mich unmittelbar an dessen „Mundplastik“ - Gebissabdrücke in der Sammlung des Hessischen Landesmuseums in Darmstadt.
Rüstemeyer schuf aus Ton eine gedrungen wirkende Beuys-Büste mit geöffnetem Mund / ausgeprägtem Gebiss und massigem Hals. Das Werk des Künstlers zeigt den Ausnahmekünstler Joesph Beuys in einer merkwürdigen Pose – zwei Zähne im Unterkiefer fehlen – auch lässt Rüstemeyer die beim legendären Flugzeugabsturz im Jahr 1944 gebrochene Nase von Joseph Beuys nicht aus. Der ausgeprägte „Stiernacken“ symbolisiert die unerbittliche Stärke des Künstlers. Beuys scheint sich wegzuducken. Sein Blick ist müde.
Hatte Beuys doch mehrfach ins Fett gebissen, wie der Historiker Kay Lutze am 30. April 2021 in „zm-Online“ schreibt. Lutze zitiert aus [Zum „Urschlitten“ von Joseph Beuys, H. Schulz, in: Mund-, Kiefer-und Gesichtschirurgie, Bd. 3, 1999] : „Beuys transformiert schon in seinen frühen Zeichnungen Schädel und Unterkiefer zum Schlitten. Mit dem Schädel-Urschlittenthema verweist Beuys „auf transitorische Bewusstseinsschichten zwischen Tod und Leben“
DIE ZÄHNE IM STRÖMENDEN KREISLAUFPRINZIP
In seiner Kunst beschäftigt sich demnach Beuys auch intensiv mit dem Schädel unter verschiedenen Blickwinkeln. „Zähne, besonders Molaren, sowie Geweih und Hörner als organoid ausdifferenzierte Bildungen von Hartsubstanzen des Viszerokraniums brachte er sehr bildhaft unmittelbar mit dem strömenden Kreislaufprinzip in Verbindung“
Während der Aktion „Hauptstrom FLUXUS“ 1967 in Darmstadt hinterlässt Beuys seine eigenen Gebissabdrücke im Werkmaterial. Seine „Mundplastik“ zusammen mit einem „Fettgerät“ befinden sich heute im Hessischen Landesmuseum Darmstadt.
Auch zum Thema AMALGAM schuf Beuys 1981 das Werk „Oder nehmen wir jetzt AMALGAM? – Karton, Kordel, Zeichnung und Aufschrift; Inhalt: mit Chemikalien gefüllte Flaschen und weitere Restaurierungsmaterialien. Damit spielte er auf die möglichen Umweltgifte an.
Rainer Barthel schreibt am 23. Januar 2016 in „Der Düsseldorfer“ :
„Beuys war vielleicht der wichtigste Lehrer in meinem Leben. Ich begegnete ihm an meinem allerersten Tag als Student der Kunstakademie Düsseldorf, indem ich spontan an der Besetzung des Sekretariats durch ihn und seine Schüler teilnahm. Damit sollte dagegen protestiert werden, dass Beuys nicht mehr alle Bewerber in seine Klasse aufnehmen durfte.
Dann erlebte ich ihn einige Male beim Unterricht, bei Diskussionen und Präsentationen. Natürlich schaute ich regelmäßig im Laden der „Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung“ vorbei, die er mit gegründet hatte und wo er regelmäßig anzutreffen war.
Als er mit Studenten den Wald fegte, um gegen die Ausdehnung des Bonzentennisvereins in den Grafenberg Wald zu protestieren, war ich dabei. Und dann habe ich drei Jahre in der Gründungsphase der Grünen in stetigem Kontakt mit ihm verbracht.
Joseph Beuys war ein warmherziger, humorvoller Mensch, der nach Möglichkeiten suchte, die Menschheit zu sich selbst zu bringen. Wir wussten, dass er erhebliche Zahnprobleme hatte, aber niemand dachte, dass sie zu seinem Tod führen könnten."
Die Ausstellung "BEUYS100 - Pflicht oder Kür" in der RUHR GALLERY MÜLHEIM ist noch bis zum 27. Juni 2021 zu sehen.
Eintritt und Führungen durch den Mülheimer Kunstverein KKRR sind frei.
#Ruhrkunsthalle #KunststadtMülheim #RuhrGallery #Beuys100Mlhm
Alle Kunstevents in Mülheim und Details hier mit der KultAppMH finden:
Autor:Alexander Ivo Franz aus Mülheim an der Ruhr |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.