Ausstellung
Fotografische Lebensgeschichten

Heiner Schmitz betrachtet sein Portrait von Paul Kissmann. | Foto: Thomas Emons
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  • Heiner Schmitz betrachtet sein Portrait von Paul Kissmann.
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"Ich will mit meinen Fotos Geschichten erzählen", sagt Fotograf Heiner Schmitz. Der Ruhrpreisträger präsentiert in der Galerie 46 eine Werkschau, Titel: "Mehr vor Corona", die am kommenden Sonntag, 17. November, um 16 Uhr von der Kunsthistorikerin und vormaligen Museumsleiterin, Prof. Karin Stempel eröffnet wird.

Der in Speldorf beheimatete Grafiker und Kommunikationsdesigner erzählt mit seinen Portraitfotos und seinen fotografischen Stillleben Lebensgeschichten.
Es sind zum Beispiel die Lebensgeschichten von Chinesen, die in traditionellen eingeschossigen Huttonhäusern leben, deren Wände bereits mit Abrisszeichen markiert worden sind, weil die Kommunistische Partei Chinas ihre Volksgenossen in moderne Hochhauswohnungen umquartieren will, die ihnen mehr Wohnkomfort, aber weniger gute Nachbarschaft bescheren.
Nicht nur in China hat Schmitz Menschen portraitiert und sein fotografisches Wissen als Hochschullehrer weitergegeben. 

Vom Leben gezeichnet

Auch Paul Kissmann, einen jüdischen Mülheimer der seine Heimatstadt nach seinem Abitur an der heutigen Otto-Pankok-Schule, 1936 verlassen musste, um in seiner neuen Heimat Israel 100 Jahre alt werden zu können hat der in der Künstlergruppe AnDer aktive Fotograf besucht und fotografiert. Wir schauen in Kissmanns lebenserfahrenes, lebensfrohes und zugleich auch melancholisches Gesicht, das von einem wechselvollen Leben gezeichnet worden ist. "Trotz seiner schlechten Erfahrungen in der NS-Zeit hat er seine Heimatstadt bis zuletzt auch in guter Erinnerung behalten", berichtet Schmitz.

Wenn er sich selbst portraitiert, dann tut er dies in der Regel kunstvoll verfremdet. So sehen wir ihn oder erahnen ihn zumindest auf einem Foto, auf dem er sich nach vorne beugt und mit seinen Fingerspitzen fast den Boden berührt, um so den Blick auf seine handschriftlich niedergeschriebene Lebensgeschichte freizugeben.
"Ich mache, was mir Freude macht", erklärt der Fotograf, der als Professor auch an der Fachhochschule Dortmund gelehrt hat, seinen wichtigsten Grundsatz.
Do hat er mit einem Schalck im Nacken ein reifes Ehepaar auf einem Sofa sitzend, Loriot lässt grüßen, fotografiert. Doch danach hat er Hand angelegt und die beiden Ehepartner, die er bewusst in unterschiedliche Richtungen schauen ließ, so ummontiert, dass sich jetzt in seinen großformatigen Fotocollagen scheinbar miteinander vertraute Zwillingsgeschwister beieinandersitzen.

Ein starkes Portrait ist ihm auch mit der Schwatz-Weiß-Aufnahme gelungen, die ein Pianistin an ihrem Klavier sitzend zeigt, umgeben von einem kreativen Chaos in der Tiefe des Raumes, dass sie aber, vertieft in ihre Musik, vollständig ignorieren kann.

Scheinbare Idylle

Was Ignoranz, wenn sie aus Machtanmaßung und Fanatismus gespeist wird, anrichten kann, zeigt Heiner Schmitz, mit zwei großformatigen Meeresblicken, hinausgeworfen auf die hohe See, von der Terrasse eines Strandclubs und aus dem Glaspavillon eines Strandhotels. "Da möchte ich sofort hin", denkt man spontan, ehe man erfährt, dass es diese vor 25 Jahren in Gaza aufgenommene Strandidylle heute, kriegsbedingt nicht mehr gibt.

Die Werkschau, die Heiner Schmitz in der Galerie 46 bis zum 20. Dezember präsentiert, zeigt Arbeiten aus den vergangenen 60 Jahren. Im Rahmen der Ausstellung lädt der Fotograf am 6. Dezember von 15 bis 17 Uhr zu einem Künstlergespräch in die Galerie an der Aktienstraße 46 ein.

Zu besichtigen ist Ausstellung dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr oder nach Vereinbarung unter: www.rahmen-vogt.de und per E-Mail an: rahmen@vogt-mh.de Die Galerie 46 ist auch mit den Straßenbahnlinien 104 (Haltestelle: Rot-Kreuz-Zentrum), 102 (U-Bahnhof Aktienstraße) und 112 (Haltestelle Friedrich-Ebert-Straße) erreichbar.

Zur Gruppe AnDer

Heiner Schmitz betrachtet sein Portrait von Paul Kissmann. | Foto: Thomas Emons
Heiner Schmitz vor seinem Selbstportrait | Foto: Thomas Emons
Autor:

Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr

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