Fatzer Tage starten

Das Thema Krieg bestimmt in diesem Jahr die Fatzer Tage des Ringlokschuppens, Am Schloß Broich 38. | Foto: Gregor Knüppel
  • Das Thema Krieg bestimmt in diesem Jahr die Fatzer Tage des Ringlokschuppens, Am Schloß Broich 38.
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Das Thema Krieg durchzieht in diesem Jahr die vierten Mülheimer Fatzer Tage. 100 Jahre nach Beginn des Ersten und 75 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkrieges ist das Fragment aktueller denn je.

Brechts 500-seitiges Fragment gilt bis heute als Ausnahmetext. „Die Stoffvielfalt überragt alles“, resümiert Matthias Frense, Geschäftsführender Dramaturg des Ringlokschuppens bei der Vorstellung des Programms.

Angesichts der Jahrestage rückt der Krieg ins Zentrum der Theaterschaffenden. Damit nehmen die vierten Fatzer Tage vom 11. bis 13. Juli eine zentrales Element des Fragments auf. Brecht beschreibt die Geschichte von Johann Fatzer. Zusammen mit seinen Kameraden desertiert Fatzer während des Ersten Weltkriegs. Die kleine Gruppe schlägt sich nach Mülheim durch und taucht unter.

Johannes Wenzel und Matthias Naumann zelebrieren zusammen mit Ballhaus Berlin eine „Zeremonie“. Im Zentrum des chorischen Stückes steht der sexuelle Mißbrauch von Frau Kaumann durch Fatzer. Der wird anschließend von seinen Kameraden getötet. „Die Inszenierung folgt dem Gedanken eines musikalisch-rhytmischen Rituals“, erläutert Frense. „Es ist fast wie ein sakraler Text einer utopischen Gemeinschaft.“

Ganz anders nähern sich „andcompany&Co“ dem Fragment. Sie untersuchen den „modernen“ Bürgerkrieg. Dabei stellen sie die Frage, wie man einen Krieg beendet, den keiner erklärt hat. Neben Brechts Fatzer greifen sie Gedanken aus Edward Estlin Cummings Roman „Der ungeheure Raum“ auf. „Bereits in den 20er-Jahren griff der Amerikaner die Lagersituation außerhalb jeder Rechtsnorm auf“, erklärt Frense. Der Roman nehme das Leben und Sterben in den Konzentrationslagern nachfolgender Zeiten visionär vorweg.
„Die Cross-Over-Gruppe KGI zeigt den Krieg von heute als Krieg der Produktionmittel“, fährt Frense fort. Der eingesetzte Kinderchor stellt klar, dass die junge Generation die Kriegsfolgen tragen muss. „KGI kombiniert fluxus mit Lehrstück. Durch die Einbindung des Publikums entsteht dann ein Do-It-Yourself-Fatzer“, beschreibt Frense den Ansatz des Theaternachwuchses.

„Absagen stehen im Vordergrund der niemals endenden Aktion von Helene Ewert und Julia Nitschke“, erzählt der Dramaturg. Die beiden verfassen Absagen. Sie schreiben an Länder, Firmen und Politiker, die direkt oder indirekt in kriegerische Handlungen verstrickt sind. Ihre Ausstellung ist in der Dezentrale, Leinweberstraße 15-17, zu sehen. Bereits am am Donnerstag, 10. Juli, steht das Duo ab 18 Uhr für Fragen bereit.

DIY-Fatzer begibt sich auf die Spuren der strukturellen Gewalt in Brechts Text. Für ihn war sie Ausdruck des Klassenwiderspruches. DIY geht einen Schritt weiter, die Schuldenkrise und Bournout deuten für sie an, dass der äußere Krieg auch zu einem inneren Kampf geworden ist.

Die Teilnehmer des Symposiums beschäftigen sich mit Spuren vergangener und aktueller Kriege sowie Flüchtlingskatastrophen. Dabei versuchen sie, die Verbindung zum Theater herzustellen.

Das Programm:

 Donnerstag, 10. Juli:
Öffentliche Sprechstunde: „Absagen an den Krieg“. Leineweberstraße 15-17.

 Freitag, 11. Juli
20 Uhr: „Fatzer - eine Zeremonie“ Performance/Theater/Tanz.

 Samstag, 12. Juli:
13-18 Uhr: Symposium „Krieg“.
19 Uhr: „Fatzer - eine Zeremonie“
21 Uhr: „Sound like war Kriegserklärung“

 Sonntag, 13. Juli:
13 Uhr: „Fatzer & Selbstkritik der KGI“.
14.30 Uhr: „Absagen an den Krieg“, Dezentrale, Leineweberstraße 15-17
16 Uhr: „DIY-Fatzer“.
17.30 Uhr: Künstlergespräch mit allen Beteiligten.

Autor:

Dirk-R. Heuer aus Hilden

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