Corona
„Ein Virus stellt unser Leben auf den Kopf.“


Das ist eine verbreitete Kurzbeschreibung der weltweiten Gesundheitskatastrophe dieser Tage.
Ein oft gehörter und gelesener Satz, mehr oder weniger modifiziert. Selbst Bischof Overbeck aus Essen schreibt ihn in an die Menschen in seinem Bistum.
Natürlich ist dieser Satz nur eine kurze Zusammenfassung unserer Bestürzung angesichts der momentanen Krise.
Ich möchte dazu als alter Mensch mir selbst einige Fragen stellen und Anmerkungen machen, ohne sie verallgemeinern zu wollen.

Ein Virus?
Sicher nicht wirklich als Singular gemeint, sondern als Vertreter einer Klasse der unsichtbaren Winzigkeiten, die so eine verheerende Seuche auslösen können. Fast klingt ein Vorwurf mit: „Darf der das überhaupt?“
Unser Leben?
Hier ist wieder Singular und Plural zu denken, aber zu fragen: Ist das Leben wirklich unser, das eigene wie das fremde, das öffentliche wie private; gehört das dir, mir, uns? Sind die allermeisten von uns nicht immer gezwungen, so zu leben wie es uns vorgemacht wird? Und meinen nicht gerade die, die von „unser Leben“ sprechen, andere bevormunden zu müssen?
Auf den Kopf?
Das kann sowohl „ins Gegenteil verkehren“ als auch generell „in Unordnung bringen“ bedeuten. Was aber, wenn es schon auf dem Kopf stand und durch die Krise wieder auf die Füße gestellt wird? Ich sage nur Egoismus/Hilfsbereitschaft!
Und die in Schule und Kita abgestellten Kinder wachsen wieder bei den Eltern auf. Wir haben vergessen: Vorindustrielle Kinderbetreuung war die längste Zeit! Dass beide Elternteile berufstätig außer Haus sind, das gibt’s noch nicht lange.
Was mich riesig freut: Der genau um 6.10 einsetzende Lärm der aus Düsseldorf anröhrenden Verkehrsmaschinen, das war doch das Kranke vor Corona.
Und ist es auf den Kopf gestellt, wenn man auch zwischen den Ampeln die Straße sicher überqueren kann.
Heißt es das Leben auf den Kopf zu stellen, wenn wir durch den Ausfall von Veranstaltungen, die wir passiv erleben, gezwungen werden, die Zeit aktiv mit uns selbst zu verbringen?
Dazu wurden jede Menge neue Entwicklungen angestoßen bzw.neu belebt, die Notfallvorsorge überarbeitet usw.
Und man entdeckt, dass bereits Robert Koch zu seinen Lebzeiten den "Kommabazillus", also das zunehmende Wichtignehmen von Kleinigkeiten in allen Lebensbereichen feststellte. Auch das eine Art Epidemie.
Ja, ich bin dankbar, dass es mich (noch) nicht getroffen hat, den Fluglärm und den dichten Verkehr wünsche ich mir trotzdem nicht zurück.

Ehe ich jetzt über das „Positive“ ins Schwärmen gerate und einige mich für einen Corona-Fan halten: Es hieße tatsächlich das Furchtbare der Krise auf den Kopf zu stellen, wolle man behaupten, dies sei alles nötig gewesen, um ein paar längst fällige Korrekturen vorzunehmen, z. B. sauteure Konferenzen, sog. Gipfel, künftig per Videokonferenzen abzuhalten.

Die frei wählbare Nähe aber hat sich als ein kostbares Gut erwiesen!

Doch hoffe ich sehr, dass wir trotz der zahlreichen Opfer, auch finanzieller Art, aus der Klima- wie aus der Gesundheitskatastrophe mit einem langfristigen Gewinn für die kommenden Generationen herauskommen.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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