78. Jahresausstellung Mülheimer Künstler*innen
Ein kurzer Rundgang - 62 ist Durchschnittsalter der Ausstellenden - Neuer Verein soll jetzt für Nachwuchs sorgen

Die Künstlerin Ingrid Lievenbrück mit ihrer 9-teiligen Arbeit | Foto: Mülheimer Kunstverein und Kunstförderverein Rhein-Ruhr - KKRR
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  • Die Künstlerin Ingrid Lievenbrück mit ihrer 9-teiligen Arbeit
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Was wird aus der traditionellen Jahresausstellung Mülheimer Künstler?

Die letzte Kontroverse um die Jahresausstellung Mülheimer Künstler und die Suche nach einer Alternative
Bereits im Zuge der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 geriet die Jahresausstellung Mülheimer Künstler in den Fokus der öffentlichen Diskussion. Der Vorstand des 1956 gegründeten Kunstvereins, der dem Kunstmuseum angehört (Museumsleitung ist geborenes Mitglied) , äußerte die kontroverse Meinung, dass Künstlerinnen und Künstler im Alter von 55+ nicht mehr zeitgemäß seien und daher weniger gefallen könnten. Diese auch in der WAZ verbreitete Aussage rief nicht nur Unmut in der Kunstszene hervor, sondern stellte auch die bisherige Praxis der Selbstjurierung eines engen, eingeschworenen Zirkels infrage.
Herausforderungen der bisherigen Praxis: Die Selbstjurierung der Jahresausstellung durch eine eingeschworene Gruppe von Kunstschaffenden, bestehend aus sowohl professionellen Künstlern als auch Autodidakten mit Ausstellungsnachweis, wurde zunehmend als problematisch angesehen. Diese Praxis führte oft zu einer eingeschränkten Vielfalt an ausgestellten Werken und bot wenig Raum für neue, frische Perspektiven. Der Vorwurf der Vetternwirtschaft und der Bevorzugung von langjährigen Mitgliedern war dabei nicht von der Hand zu weisen.
Die Forderung nach einer Alternative: Die Kritik des Vorsitzenden und die damit verbundene öffentliche Diskussion machten deutlich, dass eine Reform notwendig war. Eine Alternative zur bisherigen Praxis sollte nicht nur die Altersgrenze und die Selbstjurierung überdenken, sondern auch einen transparenteren und inklusiveren Ansatz verfolgen. Ziel war es, sowohl die Qualität der Ausstellung zu sichern als auch eine breitere Vielfalt an künstlerischen Ausdrucksformen zu ermöglichen.
Ansätze für eine nachhaltige Veränderung:
1. Externe Jurierung: Die Einbeziehung externer Juroren, bestehend aus Kunstexperten, Kuratoren und Vertretern verschiedener Kunstinstitutionen, könnte für eine objektivere und vielfältigere Auswahl der Werke sorgen.
2. Altersunabhängige Förderung: Die Abkehr von starren Altersgrenzen und die Anerkennung der künstlerischen Reife und Erfahrung älterer Künstler könnten eine bereichernde Vielfalt in die Ausstellung bringen.
3. Transparenter Auswahlprozess: Ein transparenter Auswahlprozess, der klare Kriterien und eine offene Kommunikation mit den Künstlern umfasst, würde Vertrauen schaffen und die Akzeptanz der Ausstellung erhöhen.
4. Förderung junger Talente: Parallel zur Förderung erfahrener Künstler sollte der Fokus auch auf die Entdeckung und Unterstützung junger Talente gelegt werden, um innovative und frische Ideen zu integrieren.
Die Kontroverse um die Jahresausstellung Mülheimer Künstler zeigt die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Reflexion und Anpassung von Kulturveranstaltungen, um den sich wandelnden Anforderungen und Erwartungen gerecht zu werden. Durch eine reformierte, inklusive und transparente Herangehensweise kann die Ausstellung nicht nur als gesellschaftlicher Höhepunkt, sondern auch als nachhaltiger Förderer der künstlerischen Vielfalt in der Region dienen.

Gute Historie der jährlichen Schau

In 90 Jahren seit Gründung der ältesten Gruppe Mülheimer Künstler brachte man es auf immerhin 78 Ausstellungen von Kunstschaffenden, die einen Bezug zur Stadt Mülheim haben, die jedoch nicht alle in den Räumlichkeiten des städtischen Kunstmuseums Mülheim an der Ruhr gezeigt wurden. Ausweichräume waren auch schon einmal leerstehende Ladenlokale so wie jetzt der ehemalige WMF-Store im Komplex des Hotel Noy in der Schloßstraße 30.
2019 werden dort in der letzten Jahresausstellung des alten Mülheimer Künstler*innenverbundes im provisorisch eingerichteten "Museum Temporär" über 80 Werke bis zum 29. Januar 2020 gezeigt. Jedermann konnte eine Arbeit einreichen, die diesmal einschließlich Rahmen aber maximal die Größe DIN A4 haben durfte.

Ein kurzer Rundgang zur Einstimmung in über 80 Werke von 40 Kunstschaffenden

36 Künstler*innen und die 4rer Künstlergruppe RaumZeitPiraten (hier der Link zu dem ausgestellten Kunstwerk "GIFMeister") sind mit rund 82 Werken vertreten - das Durchschnittsalter beträgt diesmal 62 Jahre - Jungkünstler Lubens ist das dritte Mal in einer Jahresausstellung dabei und zieht zusammen mit den jungen RaumZeitPiraten das Durchschnittsalter schon deutlich nach unten.

Hier die Vorstellung der Ausstellenden

Barbara Adamek (*1950), Uwe Dieter Bleil (*1952), Erika Buck (*1943), Michael Cleff (*1961), Alfred Dade (*1965), Barbara Deblitz, Marta Martina Deli (*1964), RaumZeitPiraten/Tobias Daemgen/Jan Ehlen (*1980)/Moritz Ellerich, Ulrich Erbe, Peter Flach, Klaus Florian (*1954), Marianne Goldbach (*1967), Peter Helmke (*1968), Vera Herzogenrath (*1968), Ursula (Gräf-) Hirsch (*1929), Jan Homeyer, Pavel Hulka (*1952), Dirk Hupe (*1960), Helmut Koch (*1947), Karmen Laco, Lubo Laco, Marlies Liekfeld-Rapetti (*1939), Ingrid Lievenbrück (*1939), Dore O. (*1946), Joachim Poths (*1951), Ralf Raßloff (*1965), Hermann EsRichter (*1939), Dirk Salz (*1962), Walter Schernstein (*1956), Lukas Benedikt Schmidt (Lubens) (*1991), Heiner Schmitz (*1940), Harald Schmitz-Schmelzer (*1953), Sabrina Seppi (*1979), Natalija Usakova (*1979), Ursula Vehar (*1940), Imre Vidék (*1949), Wolfgang Vogelsang (*1938) und Alexander Voß (*1960).

Begleitausstellung in der Fußgängerzone in der Stadtmitte vom 8. bis 31. Dezember 2019

3 Arbeiten des Malers Wolfgang Vogelsang | Foto: Mülheimer Kunstverein und Kunstförderverein Rhein-Ruhr - KKRR
  • 3 Arbeiten des Malers Wolfgang Vogelsang
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Eine Begleitausstellung in Schaufenstern in der Innenstadt soll vom 8. bis 31. Dezember 2019 die Fußgängerzone mit Führungen von Kunsthändler Gerold d'Hamè in eine Kunstmeile umwandeln. Kunststadt-MH.de wird an dieser Stelle berichten

Neuer Verein will u.a. für Künstlernachwuchs sorgen

Ein neuer Verein mit dem Namen "Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Künstlerinnen und Künstler mit Sitz in Mülheim an der Ruhr e.V."hat sich aus einer der bisher freien Künstlergruppen in der Stadt Mülheim (AnDer, Kulturturm, KKRR, Makroscope, Kunsthaus Styrum - siehe unten) im Juli 2019 gegründet mit 9 Arbeitsschwerpunkten.

Zweck des neuen gemeinnützigen Vereins
 ist die Förderung von Kunst und Kultur in Mülheim an der Ruhr, insbesondere durch die Beratung und Unterstützung der Stadt Mülheim an der Ruhr mit dem Ziel, das kulturelle Leben in ihrer Gesamtheit zum Nutzen einer breiten Öffentlichkeit zu intensivieren.

1.
 Organisation und Durchführung der traditionellen Jahresausstellung der Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Künstlerinnen und Künstler im Kunstmuseum. Diese Ausstellung wird in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum vorbereitet und durchgeführt.
2. Verbesserung der Kunst- und Künstlerförderung, hier vor allem des Nachwuchses.
3. Bewahrung der künstlerischen Identität seiner künstlerisch schaffenden Mitglieder. Der Verein unterstützt ihre Ausstellungstätigkeit insbesondere bei der Entwicklung geeigneter Möglichkeiten für Kunstprojekte in unserer Stadt.
4. Forderung von Mitbestimmung bei der Präsentation von künstlerischen Arbeiten im öffentlichen Raum.
5. Sicherung einer Beteiligung bildender Künstlerinnen und Künstler an Baumaßnahmen der öffentlichen Hand und deren transparenter Durchsetzung bei Wettbewerben.
6. Kooperationen mit Künstlerzusammenschlüssen der Nachbarstädte und darüber hinaus und mit unseren Partnerstädten (Beykoz/Türkei, Darlington/Großbritannien, Kfar Saba/Israel, Kouvola/Finnland, Opole/Polen, Tours/Frankreich).
7. Vertretung mit Rederecht im Kulturausschuss.
8. Regelmäßige Erstellung von Publikationen um ein aktuelles Bild der Kunstschaffenden unserer Stadt nach außen herzustellen.
9. Mitspracherecht bei der Vergabe der Ateliers im Schloß Styrum.

Hier ist die Satzung des neuen Vereins zum Download:

In der Kunststadt Mülheim gibt es zahlreiche weitere aktive Kunstvereine

Eingang zum Museum Temporär, das voraussichtlich noch bis Mitte 2021 angemietet wird | Foto: Mülheimer Kunstverein und Kunstförderverein Rhein-Ruhr - KKRR
  • Eingang zum Museum Temporär, das voraussichtlich noch bis Mitte 2021 angemietet wird
  • Foto: Mülheimer Kunstverein und Kunstförderverein Rhein-Ruhr - KKRR
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Weitere Vereine in Mülheim sind:
Mülheimer Kunstverein e.V. gegr. 1956,  Kulturturm e.V. gegr. 1998, Künstlergruppe AnDer e.V. , Kunsthaus Mülheim e.V., Mülheimer Kunstverein und Kunstförderverein Rhein-Ruhr - KKRR gegr. 2012, Makroscope e.V. , Mülheimer Künstlerbund - MKB , Art-Hub - AHRR und weitere zahlreiche aktive Künstlergruppen wie die Fünte oder das M40.

Hier ist die Kunst-APP-Mülheim an der Ruhr mit allen aktuellen Kunst-Events:

Für die Jahresausstellung 2020/2021 rechtzeitig bewerben!

Die erste Jahresausstellung des neuen e.V. 2020 findet vom 6. Dezember 2020 bis 24. Januar 2021 Titel laut Programm des Kunstmuseums „Jahresausstellung der Mülheimer Künstler und Künstlerinnen“ – hier der Link zu allen geplanten Veranstaltungen 2020/ 2021 im Museum Temporär:

Nützliche Links auch im Blog Kunststadt-MH, wo dieser Artikel zuerst erschien.

Autor:

Alexander Ivo Franz aus Mülheim an der Ruhr

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