IGS Speldorf, VfB Speldorf, Rennverein und Verein zum Erhalt des Raffelbergparks ziehen an einem Strang
Ein Kleinod am Rande der Stadt

Blick vom Gebäude im Park auf den Springbrunnen und Teich. | Foto: ARCHIV
  • Blick vom Gebäude im Park auf den Springbrunnen und Teich.
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Mülheim, die sympathische Stadt an der Ruhr, hat einiges an Freizeit- und Erholungsstätten zu bieten. Natürlich die Ruhr mit den Saarner Ruhrauen. Den Auberg. Und neuerdings Ruhrbania mit Hafenbecken und mediterranem Flair in den Sommermonaten.
Ein besonderes Kleinod jedoch, und nicht so richtig im Blickpunkt vieler Mülheimer, liegt am westlichen Rand Mülheims. Nahe zur Stadtgrenze zu Duisburg und Oberhausen befindet sich seit nunmehr 110 Jahren der Raffelbergpark.
Um 1880 wurden auf der Zeche Alstaden salzhaltige Quellen entdeckt. In unmittelbarer Nachbarschaft wurde daraufhin 1884 ein kleines Solbad errichtet, das nach zwanzigjährigem Betrieb den wachsenden Ansprüchen nicht mehr genügte. Es entstand der Plan für eine Verlegung und 1907 wurde die "Aktiengesellschaft Solbad Raffelberg" gegründet, die das Gelände des Gutes Raffelberg in Mülheim kaufte. Dort sollte das neue Solbad und ein Kurpark entstehen. Die Sole wurde von der Zeche Alstaden über ca. 2,5 km zum neuen Solbad gepumpt.
Nachdem der Gebäudekomplex des Solbades errichtet worden war, entwarf der Düsseldorfer Landschaftsarchitekt Walter Baron von Engelhardt den Park. Er plante eine 5,9 ha große, vom Jugendstil geprägte, Parkanlage. Engelhardt zählte zu den namhaften deutschen Gartenkünstlern des frühen 20. Jahrhunderts. Seine Schöpfungen sind der klassischen Moderne zuzuordnen. Die Anordnung der Gebäude im Kurpark passte sich der Geländestruktur an und orientierte sich am vorhandenen Waldbestand im südlichen Parkteil. Auf der Nordseite des Kurhauses entstand eine Terrassenanlage auf drei Ebenen. Treppenanlagen führten hinunter zu einem Teich, der von einer Mauer beckenartig eingefasst war. Den Abschluss dieser Achse zum Ruhrtal hin bildete eine Pergola.

Ackerland während des Kriegs

Umgesetzt wurde die Planung durch den Gartenarchitekten Reinold Hoemann. Die gesamte Anlage war von einer zwei Meter hohen Mauer umgeben, unterbrochen durch drei Eingänge an denen Pförtner das Kommen und Gehen überwachten.Zunächst endete der Park noch nördlich der Teiche, wurde jedoch in einer zweiten Ausbaustufe, im Jahr 1928, um einen 3,4 ha großen Landschaftspark erweitert und umfasst seitdem die Fläche, die wir auch heute bei unserem Aufenthalt im Park sehen können.

Während des Krieges diente der Park als Ackerland beziehungsweise verwahrloste, Solbad und Kurhaus wurden als Krankenhaus und Lazarett genutzt. Erst Ende der 50er Jahre waren die ursprünglichen Strukturen des Raffelbergparks gänzlich überarbeitet und drei städtische Gärtner kümmerten sich wieder täglich intensiv um die Pflege von Flora und Fauna.
Finanzielle Probleme des Solbads in den 80er Jahren führten zu konkreten Plänen eine große Therme inmitten des Parks zu bauen, allein über 13000 Quadratmeter Parkplatzfläche war damals angedacht um ca. 1000 – 1500 Autos Platz zu bieten. Auf Grund der besorgniserregenden Absichten gründete sich am 26.3.1990 der Verein zur Erhaltung des Parks am Solbad Raffelberg e.V. dessen Mitglieder in den kommenden zwei Jahren maßgeblich daran beteiligt waren, dass die Bebauungsabsichten letztendlich aufgegeben wurden.
Im Jahr 1994, nachdem ein Gutachten den Park als „bedeutendes, zu erhaltendes Gesamtkunstwerk der Jahrhundertwende“ beschrieben hatte, wurde die gesamte Fläche in die Denkmalliste der Stadt aufgenommen.
Ebenfalls im selben Jahr entstand im Rahmen der Internationalen Bau-Ausstellung das Konzept des sogenannten Emscher Landschaftspark. Um mehr Lebens- und Wohnqualität für die Menschen in den dichtbebauten Städten zu schaffen, sollten zukünftig zusammenhängende „Grünzüge“ entstehen und auch besondere Einzelobjekte hervorgehoben werden, so auch der Raffelbergpark.

Skulptur am Eingang

Des Weiteren erhielten im Jahr 1994 die Gartenarchitekten und Gartendenkmalpfleger G. und R. Wörner den Auftrag ein Parkpflegewerk über den Raffelbergpark zu erstellen. Dieses Parkpflegewerk dient noch heute dem Grünflächenamt der Stadt Mülheim an der Ruhr als Grundlage ihrer Arbeit. Betont wird, „Die weitere dauerhafte Sicherung dieses bedeutendsten, weitgehend bis heute in den Grundstrukturen bewahrten historischen Parks der Stadt Mülheim als Gesamtkunstwerk, Gartendenkmal und unverzichtbarer Naherholungsraum.“
Auch künstlerisch hatte der historische Park im Laufe seines Bestehens viel zu bieten. Sowohl vor dem Krieg, als auch regelmäßig in den 80er Jahren, fanden sonntags Kurkonzerte statt. Im heute kaum noch als dieser erkennbare Musikpavillion, spielten die Musiker für die Zuhörer auf den Terrassen unterhalb des Kurhauses.
Seit 2003 ziert die Skulptur des Künstlers Jochen Leyendecker, den Parkeingang an der Ruhrorter Straße, auch verschiedene Ausstellungen fanden statt und insbesondere die Weißen Nächte des international bekannten Theaters an der Ruhr, erfreuen seit vielen Jahren zahlreiche Besucher.
„Der Raffelbergpark ist gartenhistorisch höchst bedeutungsvoll und wichtiger Bestandteil der Überlegungen zur IGA 2027 im Kontext der Parklandschaft Ruhr.“sagt Maximilian Klar vom Amt für Stadtplanung, Bauaufsicht und Stadtentwicklung der Stadt Mülheim.

Teil der IGA

„Als nächstes Dekadenprojekt steht die Internationale Gartenausstellung (IGA) 2027 in der Metropole Ruhr bevor.“ führt Klar weiter aus.
Der Rat der Stadt Mülheim an der Ruhr hat in der Sitzung am 08.11.2018 die Teilnahme an der IGA 2027 beschlossen. Dabei präsentiert sich die Stadt Mülheim mit der „Parklandschaft Ruhr“ in der IGA-Kategorie „Unsere Gärten“, in der u.a. Park- und Gartenschätze der Region gezeigt und noch stärker miteinander in Zusammenhang gebracht werden sollen. Angesichts der gartenkulturellen Bedeutung könnte die Überarbeitung und Weiterentwicklung des Raffelbergparks entsprechend des Pflegewerks einen Beitrag zur IGA 2027 darstellen. Weiterführende Überlegungen stehen angesichts des frühen Projektstadiums jedoch erst noch bevor und sollen in enger Abstimmung mit dem Verein zum Erhalt des Parks am Solbad Raffelberg erfolgen. Die Durchführung der jeweiligen Einzelprojekte ist fördermittelabhängig und bedarf einer gesonderten politischen Beschlussfassung.

Autor:

Heinz Haas aus Mülheim an der Ruhr

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