Ein Blick durchs Schlüsselloch
Der bekannte Kabarettist Jürgen Becker (u.a. Mitternachtsspitzen) gastiert am 23. November 2018 mit seinem Soloprogramm „Volksbegehren“ in der Aula des Gymnasiums Voerde.
Der Niederrhein-Anzeiger sprach im Vorfeld mit Jürgen Becker über Hanns-Dieter Hüsch, seine Arbeitsweise und über das Programm Volksbegehren.
Jürgen Becker hat einen ganz engen Bezug zum Niederrhein. Bei einer Vorstellung des großen Kabarettisten vom Niederrhein, Hanns-Dieter Hüsch, fasste Becker den Entschluss, ebenfalls Kabarettist zu werden. „Ich habe seine Texte, die es in Buchform gab, gekauft und sie gelernt und geprobt. Aber ohne ihn zu kopieren oder nachzuahmen. Denn das funktioniert nicht.“
Zuvor war Becker als Sozialarbeiter tätig. „Ich war Zirkusdirektor in einem Kinderprogramm. Und da habe ich gemerkt, dass die Erwachsenen mehr über die Sketche und Blödeleien lachten, als die Kleinen.“ Irgendwann folgte der Besuch bei Hanns-Dieter Hüsch und aus dem Sozialarbeiter wurde der Kabarettist Jürgen Becker.
Schreiben ist Handwerk
Für die Umsetzung seiner Ideen, Einfälle und Gags benötigt Becker kein besonderes Ambiente. Es sei wie bei Handwerkern, die stehen morgens auf und machen ihren Job. So handhabt er auch seine Programme. „Wlan ist eine große Hilfe heutzutage, denn so kann ich schnell recherchieren und überprüfen was ich schreibe und dann anschließend dem Publikum mitteilen möchte.“ Für ihn ist das Kabarett dadurch wesentlich einfacher geworden. „Das kann ich dann auch schon mal in liegender Position im Bett machen“, sagt er schmunzelnd.
Wobei er auch auf Hilfe für seine Texte zurückgreift. Beispielsweise schreibt Dietmar Jacobs für Beckers Format „Mitternachtsspitzen“. „Der beste Kabarettschreiber Deutschlands kommt ebenfalls vom Niederrhein, und das ist Dietmar Jacobs!“, gibt er ein großes Lob an seinen Ghostwriter weiter.
Erfolgreiche Mitternachtsspitzen
Überhaupt ist Becker ein Teamplayer und Mann des Ausgleichs. „Ich kann auch alleine. Aber besser ist es, sich mit Anderen auszutauschen.“ So hält er es auch mit den Mitternachtsspitzen. Als er die Sendung vor 27 Jahren von Richard Rogler übernommen hatte, holte er sich kurzerhand den kongenialen Partner und Rheinländer Winfried Schmickler ins Boot.
Und weil damit das Rheinland „überbesetzt“ war kümmerte er sich um Westfalen. Oder genauer ums Ruhrgebiet. Uwe Lyko, alias Herbert Knebel, sorgt seit Jahren bei den Mitternachtsspitzen für Furore.
Lausiger Sex in der Natur
Jetzt kommt Becker bald nach Voerde und bringt sein erfolgreiches Programm „Volksbegehren“ mit auf die Bühne. Voyeuristisch ist sein Blick auf Sex nicht. Er blickt zwar durchs Schlüsselloch, doch sieht er über die Schlafzimmer weit hinaus - bis in die Geschichte der Menschheit, in die Botanik aber auch ins Tierreich: Blattläuse haben es leichter als Menschen. Wenn ihnen nach Fortpflanzung zumute ist, gebären die Lausmädels, ohne Zutun eines Lausbuben, bis zu zehn Töchter am Tag. Sie müssen nicht fragen: „Zu mir oder zu dir?“ Sie fragen: „Zu mir oder zu mir?“ So einfach kann das Leben sein.
Mit Worten angenehm kitzeln
Doch etwas muss ja dran sein am Sex. Geschlechtliche Fortpflanzung findet man gar bei Obstbäumen, Topfpflanzen, Ziersträuchern und in Blumenrabatten, wenn darin Herren- und Damenkegelclubs des Nachts bei ihren feucht-lustvollen Ausflügen übereinander herfallen. Wir sind Tiere und werden es immer bleiben, meint Becker. Daran erinnert uns der Sex, weshalb er so beunruhigend, aufwühlend, elektrisierend, schockierend, bedrohlich und oft so … angenehm ist. So wundern wir uns über das tierhafte unserer Körper und empfinden sie gelegentlich als peinlich, abstoßend und vulgär. Wir schämen uns ihrer, es sei denn, wir sind im Internet. Das Publikum darf sich beim Liebesspiel mit Worten aufs angenehmste gekitzelt fühlen und beim Anblick von hundert erotischen Meisterwerken in Deckung bleiben - und spürt dabei geflissentlich, dass schöne Schenkel nicht nur im Bett betören. Gelegentlich darf man sich auch darauf klopfen.
Zur Person:
Jürgen Becker erblickte im Mai 1959 in Köln das Licht der Welt.
Mutter gebürtige Kölnerin, Verwaltungsangestellte und Hausfrau, Vater aus dem bergischen Land, Kaufmännischer Angestellter bei Daimler-Benz, beide katholisch.
Auf dem Gymnasium zwei Mal sitzengeblieben und von der Schule geflogen. Dann Realschulabschluß in Köln-Ehrenfeld und Ausbildung als grafischer Zeichner bei 4711 in Köln. Auf dem 2. Bildungsweg ein Fachhochschulstudium der Sozialarbeit mit Abschluß, aber dann Firmengründung: Druckerei, 10 Mitarbeiter.
Seit dem Jahre 1991 ist er als Solokabarettist in Deutschland unterwegs.
Termin:
23. November 18; Beginn 20 Uhr. Gymnasium Voerde (Am Hallenbad 33), 46562 Voerde Friedrichsfeld
Autor:Heinz Haas aus Mülheim an der Ruhr |
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