Ausstellungseröffnung in Mülheim
Die "Körperwelten" gehen ans Herz

Dieses Eiskunstlaufpaar gehört zu den Höhepunkten in der neuen Ausstellung in Mülheim. | Foto: PR-Fotografie Köhring
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  • Dieses Eiskunstlaufpaar gehört zu den Höhepunkten in der neuen Ausstellung in Mülheim.
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Eine der berühmtesten und zugleich auch umstrittensten deutschen Ausstellungen hat seit diesem Freitag erstmals in Mülheim geöffnet. Die weiteren Öffnungszeiten hängen von den aktuellen Verordnung des Landes NRW ab. Bis zum 22. August dreht sich im Technikum auf dem ehemaligen Tengelmann-Gelände bei „Körperwelten – eine Herzenssache“ alles um das lebenswichtige menschliche Organ - vorausgesetzt, die Notbremse wird wieder gelockert.

„Das Herzkreislaufsystem ist das, was in der heutigen schnelllebigen Zeit besonders unter Strom steht“, erklärt die Ausstellungskuratorin Dr. Angelina Whalley kurz vor der Eröffnung. Jede Organfunktion ist davon abhängig. „Das Herz ist der Motor, der alles in Gang hält“, sagt Whalley.

Nicht umsonst ist das Organ in so viele Sprichworte und Redewendungen eingebunden, wird es mit so vielen Emotionen in Verbindung gebracht. „Wenn uns etwas emotional bewegt, spürt man das am Herzen“, erklärt auch der Philosophieprofessor Dr. Franz Josef Wetz, der die Körperwelten schon seit vielen Jahren begleitet.

Ausstellung umfasst 150 Exponate

20 Ganzkörperplastinate und 150 Exponate insgesamt umfasst die Ausstellung im Technikum. Viele 100 Stunden wurde zuvor an jedem Körper gearbeitet. Dazu muss als allererster Schritt die Verwesung gestoppt werden. Anschließend wird das Gewebewasser durch Kunststoff ausgetauscht. „Die Plastinate sind enorm haltbar, trocken und geruchsfrei“, erklärt Dr. Angelina Whalley.

Die meisten Spenden kommen aus Deutschland, über die Jahre hat sich das Projekt aber herumgesprochen und es habe sogar schon Körperspenden aus Australien gegeben. „Die meisten Spender wollen nach ihrem Ableben einem guten Zweck dienen“, erklärt Whalley. Bei schweren Krankheiten sei es ein Trost, dass zumindest der Körper noch weiterleben könne.

Keine Zurschaustellung von Leichen

Dass es sich um anatomische Exponate und nicht um Leichen handelt, ist Dr. Franz Josef Wetz besonders wichtig. Schließlich ist die Ausstellung wegen dieses Vorwurfs bereits das ein oder andere Mal in die Kritik geraten. „Der Skandalwert ist einer gewissen Normalität gewichen“, hat Wetz aber beobachtet.

Dadurch, dass die Körperspender dies zum einen freiwillig tun und sie zum anderen in der Ausstellung anonym bleiben, sorge nicht nur für die nötige Würde, sondern erfülle auch den Zweck von „Körperwelten“. Diesen beschreibt die Kuratorin so: „Die Menschen sollen sich ihrer Leiblichkeit bewusst werden. Wir können nur das wertschätzen und achten, was wir auch kennen.“

Besuch hinterlässt nachhaltigen Eindruck

Tatsächlich gelingt es den Verantwortlichen, selbst Laien den feingliedrigen Aufbau des Körpers nahezubringen. An Hand der faszinierenden Präparate werden Organfunktionen und oft auftretende Krankheiten leicht verständlich erläutert. Mit bleibendem Eindruck. „Neun Prozent der befragten Besucher haben mit dem Rauchen aufgehört“, sagt Dr. Angelina Whalley nicht ohne Stolz.

Die Corona-Pandemie hat freilich auch die Körperwelten vor Herausforderungen gestellt. Vor allem logistischer Natur. Stand jetzt kann die Ausstellung aber eröffnen – unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln. Beim Kauf des Tickets ist die Buchung eines Zeitfensters erforderlich, damit die Gastgeber die Besucherströme regulieren und gewährleisten können, dass pro 20 Quadratmeter nur eine Person gleichzeitig die Körperwelten besucht.

Wird Corona ein Thema künftiger Ausstellungen?

In naher Zukunft könnte Corona sogar einmal ein Thema einer neuen Ausstellung werden. „Es liegt nahe, ein solches Thema aufzugreifen, ich bin aber unsicher, ob es das Publikum wertschätzen würde“, hadert Dr. Angelina Whalley. In ihrem Institut gibt es bereits einen Menschen, der an dem Virus verstorben ist. „Es ist aber noch unklar, ob das mit dem bloßen Auge erkennbar ist.“

Die Ausstellung öffnet dienstags bis freitags von 9 bis 18 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr. Sonderöffnungstage sind Oster- und Pfingstmontag. Bei einer durch Corona bedingten vorübergehenden Schließung sind kostenlose Umbuchungen möglich.

Rabatt für Funke-Leser

Für Funke-Leser gibt es im Vorverkauf vergünstigte Tickets! 40 Prozent Vorteilsrabatt auf Familien- und Erwachsenenkarten für einen Ausstellungsbesuch bis einschließlich 30. April. Die Rabatte sind erhältlich unter www.reservix.de mit dem Aktionscode FUNKE und in den WAZ-Leserläden.

Autor:

Marcel Dronia aus Mülheim an der Ruhr

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