Großes Theater für junges Publikum
Die KinderStücke gehen in die elfte Spielzeit

Anah Filou beschreibt in "Am Hafen mit Vogel" den ersten Flug eines Kindes und die Begegnung mit Menschen in einer kosmopolitischen Welt. | Foto: Jan Bosch
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  • Anah Filou beschreibt in "Am Hafen mit Vogel" den ersten Flug eines Kindes und die Begegnung mit Menschen in einer kosmopolitischen Welt.
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2010 wurde sie geboren – die kleine Schwester der Mülheimer Theatertage. Im Mai und Juni wird der elfte Jahrgang der KinderStücke in der Ruhrstadt gezeigt. Und der Nachwuchs hat sich emanzipiert. Erstmals ist die Dotation für den Preis der KinderStücke an den des Mülheimer Dramatikerpreises angeglichen worden. Für den Autoren des besten KinderStücks gibt es nun ebenfalls 15.000 Euro. Und auch das begleitende Angebot kann sich wieder einmal sehen lassen.

Von Andrea Rosenthal

Auf der Pressekonferenz der am Dienstag, 11. Februar, stellte Thomas Irmer als Sprecher des Auswahlgremiums der KinderStücke 2020 die nominierten Autoren und ihre Werke vor. Nach einer Gesamtschau von 30 Stücken für Kinder, die in diesem Jahr uraufgeführt wurden, kamen zunächst acht in die engere Auswahl. Letztlich können in Mülheim aber nur fünf KinderStücke gezeigt werden. Eingeladen wurden nun Anah Filou mit „Am Hafen ein Vogel“, Finn-Ole Heinrich und Dita Zopfel mit „Zonka und Schlurch“, Tina Müllers Werk „Schokolade“, Jens Raschke mit „Wer nicht träumt, ist selbst ein Traum“ und Holger Schobers „Familie auf Bestellung“.

Thematisch stehen die Theaterinszenierungen für Kinder denen für Erwachsene in nichts nach. Thomas Irmer erklärte: „Die Themen spiegeln die Welt der Kinder und der größeren Welt um sie herum. Die Texte befragen diese mit einer Ernsthaftigkeit, die dafür beinahe alle Formen zeitgenössischer Theaterstücke heranzieht – von der geschlossen erzählten Fabel bis zur postdramatischen Spiel- und Diskurskaskade.“

Berührende Themen

Es geht in Anah Filous „Am Hafen ein Vogel“ um das erste Reisen eines Kindes mit dem Flugzeug und die Befindlichkeiten der Menschen in der globalen Welt. Gezeigt wird das Stück für Kinder ab sieben Jahre in einer Version des Hessischen Landestheaters Marburg.

Das Autorenduo Finn-Ole Heinrich und Dita zipfelt beschäftigt sich in „Zonka und Schlurch“ auf den ersten Blick mit Künstlicher Inteligenz. Im Kern der Hadlung geht es aber um Freundschaft, Entfremdung und Verlustängste. Das Stück wurde im April 2019 in Esslingen uraufgeführt und wird auch in dieser Version in Mülheim zu sehen sein. Geeignet ist es für Kinder ab acht Jahre.

Die Schweizerin Tina Müller konnte bereits 2017 mit „Dickhäuter“ den KinderStücke-Preis gewinnen. In ihrem Werk „Schokolade“, aufgeführt vom Theater Fallalpha aus Zürich, geht es ums Teilen und Gerechtigkeit. Die Bühne ist ein Versuchsraum, in dessen Mitte eine Tafel Schokolade hängt, die drei Personen gerecht untereinander teilen sollen. Doch was ist Gerechtigkeit? Wie mäßigt man die eigenen Bedürfnisse? Wer macht eigentlich die Regeln? Ein clowneskes Spiel für Kinder ab sechs Jahre.

Das Theater an der Rott aus Eggenfelden zeigt Jens Raschkes „Wer nicht träumt, ist selbst ein Traum“. Das Stück wendet sich an Kinder ab neun Jahre. Es geht um den kleinen Finn, der seine Schwester bei einem Skiunfall verloren hat und nun jede Nacht von ihr träumt. Die Eltern sorgen sich um seine Psyche und adoptieren das Flüchtlingsmädchen Ahlam, das auf der Flucht seine Familie verloren hat. Nachdem Finn den Neuling zunächst bekämpft, finden die Kinder bald Gemeinsamkeiten in der Trauer und dem Umgang mit dem Verlust.

Um Trauer, Verlustängste und einen sehr kreativen Umgang damit geht es auch in dem Werk von Holger Schober „Patchwork-Familie“. Das Nationaltheater Mannheim zeigt das Stück für Kinder ab neun Jahre, in dem Lisa, die sich nach dem Tod ihrer Mutter schuldig fühlt, ihre restliche Familie entlasten will, indem sie sich für ein Internat bewirbt. Um dort aufgenommen zu werden, engagiert das Mädchen Schauspieler, die ihre Eltern im Gespräch mit der Schulleitung verkörpern und dem Mädchen zeigen wie es ist eine ganz normale Familie zu sein. Werner Mink vom Auswahlgremium schwärmte: „In Zeiten, in denen Kinder immer häufiger die Auflösung von Familie erfahren, zeigt sich in dieser Komödie Familie als Ort der Geborgenheit, Liebe, Wärme und Vertrautheit.“

Anspruchsvolles Begleitprogramm

Die KinderStücke werden wieder eng von den Mülheimer Theaterpädagoginnen Ludmilla Ebert und Sarah Kranenpoot begleitet. Wie schon in den Vorjahren suchen sie Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren, die Spaß an der Textarbeit haben und sich im Vorfeld in Workshops mit den KinderStücken beschäftigen mögen. Natürlich sehen sie auch alle Aufführungen um dann letztlich den selbstkreierten Jugendjurypreis zu überreichen inklusive Laudatio und Feierstunde.

Auch in den Schulen soll man sich im Vorfeld der KinderStücke wieder mit den Texten beschäftigen. Die Theaterpädagoginnen suchen zwei Patenklassen, die sich einem Stück intensiv nähern und das Thema in einer eigenen Szene, einem Tanz, einem Lied oder per Bild künstlerisch aufbereiten.

Der Vorverkauf zu den KinderStücken beginnt am 9. März. Schulklassen können reservieren bei Sarah Kranenpoot, Tel. 0208-4554124 oder unter kinder@stuecke.de.
Der Eintritt kostet für Kinder 3, für Erwachsene 6 Euro.

Anah Filou beschreibt in "Am Hafen mit Vogel" den ersten Flug eines Kindes und die Begegnung mit Menschen in einer kosmopolitischen Welt. | Foto: Jan Bosch
Thomas Irmer stellte als Sprecher des Auswahlgremiums die KinderStücke 2020 vor. | Foto: PR-Fotografie Köhring/SH
Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

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