Ein Nachbericht von Rolf Blessing
Die 63. MÜLHEIMER LESEBÜHNE im Hotel Handelshof
63. Mülheimer Lesebühne am 06.09.2019
„Die nächste Geschichte ist wieder mit Text“. Dieses Motto gilt generell für die Lesebühne in Mülheim an der Ruhr, die nun zum 63.ten Mal eingeladen hatte. An diesem Abend musste sie mit der gleichzeitig in der Freilichtbühne gefeierten Premiere von „Pflaumenmus“ (Helge Schneider) konkurrieren, die unter dem ähnlichen Motto „Das nächste Lied ist wieder mit Musik“ stand. Außerdem haben sicher noch zahlreiche Zeitgenossen zuhause am Fernsehen miterlebt, wie Deutschland wieder mal im Hamburger Volksparkstadion eine Schlappe gegen die Niederlande hinnehmen musste.
So waren noch ein paar Plätze frei, als Manfred Wrobel die treuen Besucher der Lesebühne begrüßte und anschließend das Wort weitergab an Christiane Rühmann, die selbst Autorin, Erzählerin, Dichterin und Malerin ist und vor der man angesichts ihrer Vita nur den Hut ziehen kann.
Es ging los mit Heike M. Major, die ihr schon recht erfolgreiches Buch „Tambara-Oh Stadt, oh meine Stadt“ dem Publikum vorstellte. Tambara ist eine perfekte Stadt, in der die optimale medizinische Versorgung sowie ein breites Freizeitangebot ein langes Leben zu garantieren scheinen. Doch den Bürgern wird etwas vorenthalten, nämlich die Natur. Und als plötzlich eine einfache rosa Muschel auftaucht, deren Existenz im Verborgenen bleiben muss, wird es spannend.
Der vielseitige und stets hervorragend recherchierende Wolfgang Brunner, diesmal als Autor eines Thrillers, führte die Zuhörer in eine Haftanstalt. Nicht irgendeine, sondern eine solche, in der Experimente an den Gefangen durchgeführt werden. Natürlich mit deren Einverständnis, und so sieht es danach aus, dass der Wissenschaftler Dr. Manfred Weinlaub eine große zukunftsträchtige Entdeckung gemacht hat. Aber die Sache hat wohl einen Haken.
Dass die Erzählerin und Geschichtenkrämerin Silke Höttges eine ganz brillante Vorleserin ist, davon konnte sich das von dem Vortrag gefesselte Publikum an diesem Lesebühnenabend überzeugen. Ihr (noch unveröffentlichter) Krimi „Rabenschwarz“ beginnt sehr vielversprechend und man wird sicher gerne abwarten, um zu sehen, was aus dem ungewollt Vater werdenden Casanova mit der Münsterländerin Jackie nachts im Wald wird, nachdem er einen Schlag auf den Kopf bekommen hat.
Musik ist in der Lesebühne Pflicht und Manfred Wrobel landete mit der Verpflichtung des Humoristen, Entertainers, Gitarristen, Sängers, Spielmanns und Autors Michael Völkel einen Volltreffer. Natürlich ist es nicht bei einem Auftritt geblieben und seine Lieder und Texte begeisterten und bereicherten den Abend ganz besonders.
Der romantische Kurzroman „Sie fanden Liebe südlich der Sahara“ wurde von Esther Samson fortgesetzt und um zwei weitere Kapitel („Trennung durch Krieg“ und „Wiedervereint) ergänzt. Nach schrecklichen Kriegserlebnissen im Nigeria des Jahres 1991 folgen den schrecklichen Bildern und fürchterlichen Geschehnissen Gott sei Dank wieder gute Zeiten und die sich Liebenden landen schließlich vor den Altar. Aber so romantisch wird es nicht weitergehen – Esther Samson schreibt bereits an dem nächsten Kapitel, das 2020 fertig sein soll.
Die „Solinger Autorenrunde“ hatte sich an diesem Abend dem Thema „Literatur ist immer gut“ verschrieben und trat mit vier sehr unterschiedlichen, inhaltlich und auch im Vortrag professionellen Beiträgen folgender Autoren an:
Martina Hörle,
mit einer sehr einfühlsam geschriebenen mystischen Geschichte
Karla J. Butterfield,
eine Expertin in Sachen Erotik, Tanz und Verführung
Annette Oppenlander,
erinnerte eindrucksvoll an die leidvollen Erfahrungen ihres Vaters bei seiner Musterung 1944
und Kay Ganahl,
der die wirren Gedanken eines der Organisation „Stempel“ angehörenden STASI-Mitarbeiters nach der Wende versuchte nachzuvollziehen.
Zum Abschluss spielte wieder Mitchel Summer mit seiner Gitarre auf. Alle waren sich einig: Heute war er besonders gut.
RB 08.09.2019
Autor:Manfred Wrobel aus Mülheim an der Ruhr |
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