Stücke 2021
Deutschlands beste Bühnenstücke nun im Netz

"Der goldene Schwanz". | Foto: Nils Klinger
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Am Donnerstag, 13. Mai, beginnen die 46. Mülheimer Theatertage. Normalerweise wären auf den Parkplätzen rund um Stadthalle, Theater an der Ruhr und Vierzentrale dann Autos mit Kennzeichen aus ganz Deutschland und sogar Österreich und der Schweiz zu sehen, denn für Theaterliebhaber sind die Stücke ein Pflichttermin. Doch schon zum zweiten Mal ist alles anders.

Von Andrea Rosenthal

Das Coronavirus bremst die Kultur einmal mehr aus. Hatten die Organisatoren der Stücke 2021 rund um Stephanie Steinberg noch bei der Vorstellung der Nominierungsliste Anfang März gehofft, die Stücke zumindest für ein kleines Publikum mit Tests und Hygienekonzepten auf die Mülheimer Bühnen bringen zu können, so zeigte sich bereits im April, dass das nicht möglich sein würde.

Im Vorjahr fielen die Stücke noch komplett der Pandemie zum Opfer. Dieses Jahr gibt es einen Plan B: Alle sieben Inszenierungen der Stücke 2021 werden für jeweils 30 Stunden kostenlos auf dem Vimeo-Kanal der Mülheimer Theatertage zu sehen sein. So können Theaterfreunde die besten deutschsprachigen Inszenierungen vom heimischen Sofa sehen. Und als Zugabe finden sich auf www.stuecke.de auch die dazugehörigen Texte, um einen noch tieferen Zugang zu der Sprachkunst der nominierten Autoren zu bekommen.

„Natürlich hätten wir es uns anders gewünscht“, erklärt Stücke-Pressesprecherin Jenny Bohn, „aber wir nutzen das Internet, um die Inszenierungen und möglichst viel vom Rahmenprogramm zu inszenieren.“ Und vielleicht können so am Ende mehr Zuschauer in den Theatergenuss kommen als bei den räumlich begrenzten Bühnenauftritten.

Nur bei den KinderStücken setzen die Organisatoren auf den Kunstgenuss vor Ort. Deshalb haben schon im Rahmen des Möglichen die Vorbereitungen in den Mülheimer Grundschulen begonnen. Dort stehen die KinderStücke regelmäßig auf dem Stundenplan. Partnerklassen beschäftigen sich mit einem ausgewählten KinderStück und erarbeiten es mit der Mülheimer Theaterpädagogin Sarah Kranenpoot auf unterschiedlichen Wegen. Nach den Sommerferien hoffen die Organisatoren auf die Eindämmung der Corona-Pandemie und die Möglichkeit, die KinderStücke in die Schulen zu bringen.

Zum Programm

Das Oktoberfest-Attentat. | Foto: Julian Baumann

Der Stücke-Reigen im Netz wird an Christi Himmelfahrt, 13. Mai, um 19.30 Uhr eröffnet mit „9/26 – Das Oktoberfestattentat“ in einer Inszenierung der Münchner Kammerspiele. Die Autorin Christine Umpfenbach arbeitet darin das Bombenattentat auf der Theresienwiese im Herbst 1980 auf. Zu sehen ist das Stück bis Freitag, 14. Mai, 24 Uhr.

"Stummes Land" - Thomas Freyer - Staatsschauspiel Dresden | Foto: Sebastian Hoppe
  • "Stummes Land" - Thomas Freyer - Staatsschauspiel Dresden
  • Foto: Sebastian Hoppe
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Von Samstag, 15. Mai, 18 Uhr, bis Sonntag, 17. Mai, 24 Uhr, wird Thomas Freyers „Stummes Land“ in einer Inszenierung des Staatsschauspiels Dresden gestreamt. Es erzählt von einem Abendessen unter Freundinnen, die in der DDR aufwuchsen und sich nun bei Wein und mehr an die Zeit erinnern. Der Autor malt so ein Post-DDR-Porträt mit unterschiedlichen Sichtweisen auf den real existierenden Sozialismus.

"Die erste Staffel. Der große Bruder". | Foto: Konrad Fersterer
  • "Die erste Staffel. Der große Bruder".
  • Foto: Konrad Fersterer
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Eine Sozialstudie ganz anderer Art liefert Boris Nikitin mit „Erste Staffel. 20 Jahre Großer Bruder“. Das Staatstheater Nürnberg zeigt die Bühnenadaption des RTL-Formats „Big Brother“, die unter der Lupe des TV-Experiments soziale Strömungen bis hin zum Querdenkertum thematisiert. Zu sehen ist das Stück von Dienstag, 18. Mai, 18 Uhr, bis Mittwoch, 19. Mai, 24 Uhr.

"Reich des Todes" - Schauspielhaus Hamburg. | Foto: Arno Declair
  • "Reich des Todes" - Schauspielhaus Hamburg.
  • Foto: Arno Declair
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Das Deutsche Schauspielhaus Hamburg führt in Rainald Goetz‘ „Reich des Todes“. Der Autor nimmt die Ereignisse in den USA am 11. September 2001, um daran die Gefahren eines Ausnahmezustands aufzuzeigen, in dem Narzissten und Zyniker unter dem Deckmantel des Staatsschutzes Unterdrückung und Folter etablieren konnten. Zu sehen ist das Stück von Freitag, 21. Mai, 18.30 Uhr, bis Samstag, 22. Mai, 24 Uhr.

Sibylle Berg. | Foto: Katharina Lütscher

Eine gute Bekannte bei den Mülheimer Theatertagen ist sicher die Autorin Sibylle Berg. In diesem Jahr zeigt das Maxim Gorki Theater Berlin ihr Werk „Und sicher ist mit mir die Welt verschwunden“. Anhand von Mutter und Tochter malt Sibylle Berg verschiedene Frauenrollen, beleuchtet den Stand des weiblichen Geschlechts in der Gesellschaft oder hinterfragt Klischees. Das Stück rund ums Frausein ist zu sehen von Sonntag, 23. Mai, 18 Uhr, bis Montag, 24. Mai, 24 Uhr.

"Der goldene Schwanz" von Rebekka Kricheldorf in einer Inszenierung des Staatstheaters Kassel. | Foto: Nils Klinger
  • "Der goldene Schwanz" von Rebekka Kricheldorf in einer Inszenierung des Staatstheaters Kassel.
  • Foto: Nils Klinger
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Ebenfalls mit den Rollen von Mann und Frau, aber wesentlich bildhafter und humorvoller beschäftigt sich das Stück „Der goldene Schwanz“ von Rebekka Kricheldorf in der Inszenierung des Staatstheaters Kassel. Auch diese Autorin konnte in Mülheim schon Erfolge bei den Stücken feiern. Sie liebt es, Klischees aufzugreifen und zu zerlegen, nutzt gekonnt Sprachbilder und tritt in ihren Texten immer wieder in den Diskurs mit ihren Charaktere und dem Publikum. Gestreamt wird das Werk von Mittwoch, 26. Mai, 18 Uhr, bis Donnerstag, 27. Mai, 24 Uhr.

"Tragödienbastard" - Ewe Benbenek - Schauspielhaus Wien. | Foto: Matthias Heschl
  • "Tragödienbastard" - Ewe Benbenek - Schauspielhaus Wien.
  • Foto: Matthias Heschl
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Den Abschluss der digitalen Stücke 2021 bildet das Schauspielhaus Wien mit Ewe Benbeneks „Der Tragödienbastard“. Sie selbst hat den weinroten Reisepass seit der Geburt, ihre Eltern dagegen mussten sich ins Land mit den Niedriglohnsektoren erst rein arbeiten. Und die Großmutter? Die lebt noch in Polen und stellt so nervige Frage wie die, ob es einen Mann an ihrer Seite gibt. Ewe Benbenek, die in Frankfurt an der Oder, London und Erfurt Kultur- und Politikwissenschaften studierte, könnte selbst diejenige sein, die sich fragt, ob sie ein so viel freieres Leben führt wie ihre Eltern. In der Uraufführung ist ein Frauentrio unterwegs, das hinter Masken und wie in Trance spricht. Irgendwann fallen die Masken und dann kann es passieren, dass die junge Frau Wörter in den Mund nimmt, die ihre Eltern nicht mal zu denken wagen. Von Freitag, 28. Mai, 18 Uhr, bis Samstag, 29. Mai, 24 Uhr kommt man in den kostenlosen Genuss.

Das Rahmenprogramm, die Texte, Autorenporträts und vieles mehr findet man auf www.stuecke.de. Dort sind auch die aktuellen Links zu den Streams zu finden.

Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

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