Pfingstspektakulum Ritterturnier
Das Ritterturnier beim Pfingstspektakulum 2023 auf Schloss Broich - eine Rezension
Die diesjährige Show der Stuntpferde.de beim Pfingstspektakulum auf Schloss Broich lässt sich leider nur mit einem Wort beschreiben: unterwältigend! Was besonders schade ist, wenn man die anderen, vorherigen Shows kennt, die alle durchweg inhaltlich dichter und auch deutlich mitreißender waren.
Der Plot der Show
Ein weiser Mann (Michael Cornély) berichtet von der Zerrissenheit Britanniens nach dem Untergang des römischen Reiches im Jahre 450 n. Chr. und von dem Auftauchen des Königs Artus (Peter Wolter), der das Land eint und zur Blüte führt.
Doch dessen Herrschaft wird jäh beendet, als sein Bruder Mordred (Thomas Płodzień) ihn am Heiligen Stein von Inismore zum Kampf um das magische Schwert Excalibur herausfordert und sich die Brüder im Zweikampf gegenseitig töten. Excalibur wird dann von dem im Sterben liegenden Artus an Guinevere (Denise ?) übergeben. Sie soll es der der Herrin vom See (Nina Wolter) zurückbringen. Nachdem der weise Mann diesen See in die hiesige Welt beschworen hat, schließt die Herrin vom See Excalibur dann wieder im heiligen Stein ein.
Nach Artus Tod, so berichtet der weise Mann, zerfällt sein Reich und erneut bricht Chaos über Britannien herein. Jener aber verschläft nach eigener Erzählung diese Zeit, da er durch die Beschwörung fast seiner ganzen Kraft beraubt war und erhebt sich erst ca 700 Jahre später um 1260 erneut. Währenddessen versuchen die vier mächtigsten Grafen Britanniens, sich des Schwertes würdig zu erweisen, scheitern aber.
Daher ruft der weise Mann die tapfersten, edelsten Streiter der Christenheit zusammen: Alessandro di Verona (Karel Hajek), der Ritter des Papstes in gelb-schwarz, Philip von Leiningen (Peter Luckau), Heerführer des Friedrich Barbarossa, Kaiser der Heiligen Römischen Reiches in blau-weiß und Richard of Oxford (Andreas Wolter), der Vertreter Britanniens in rot-gelb. Diese drei sollen nun ein Turnier in ritterlichen Exerzitien abhalten, um den würdigsten unter ihnen zu bestimmen, auf dass dieser die Herrschaft über Britannien übernimmt und dem Land Frieden bringt (und sich nebenbei Excaliburs als würdig erweist). Nach drei der Exerzitien ist allerdings nur ein Gleichstand erreicht und so soll die Entscheidung im Lanzengang getroffen werden. Da taucht Morgana (Denise ?), die Ehefrau von Richards Bruder John of Mortain (Thomas Płodzień) auf dem Plan auf und fordert dessen Zulassung zum Turnier. Diese wird ihm nach Rücksprache mit Richard vom weisen Mann auch gewährt, der ihn warnt, ritterlich zu streiten und ihn darauf hinweist, dass ihn keiner für des Herrschens für würdig hielte, weshalb man ihn auch John Ohneland nennen würde. Der erste Durchgang des Buhurt (alle vier auf einmal gegeneinander) geht dann auch unentschieden aus und man geht zum Tjost Mann gegen Mann über. Dabei zeigt sich John (in schwarz-gelb) entsprechend der Erwartungen ausnehmend unritterlich und tötet Alessandro di Verona, wiewohl der sich bereits ergeben hatte. Wesentlich ehrenvoller geht es bei dem Duell Philips gegen Richard zu, doch verliert Philip schließlich und so stehen sich am Ende die beiden Brüder gegenüber. Der weise Mann warnt Richard, dass sein Bruder noch nie ritterlich zu kämpfen pflegte, doch dieser lässt sich nicht abschrecken und stellt sich dem Kampf trotzdem. Und natürlich kommt es wie es kommen muss: John befördert Richard zwar selbst aus dem Sattel, stellt sich aber dann nicht alleine im Zweikampf mit dem Schwert. Stattdessen ruft er seine Gemahlin und zwei Mannen zur Hilfe, die Richard umringen und mürbe machen. Dieser schlägt sich tapfer und entledigt sich zumindest der Mannen, doch wird er dann durch einen hinterhältigen Angriff Morganas doch besiegt. Da jedoch erhebt der weise Mann noch einmal die Stimme, denn er fühlt, wie sich das Schwert im Stein regt und beschwört dieses erneut, da sich Richard nun als einziger würdig erwiesen hat. Der rappelt sich auf und kann nun das Schwert aus dem Stein ziehen und dann doch schlussendlich seinen Bruder besiegen, die Herrschaft über Britannien übernehmen und das Land zu neuer Blüte führen. Dieser Richard, so erklärt der weise Mann, sei als Richard Löwenherz in die Geschichte eingegangen. Und auch der weise Mann enthüllt schließlich seine wahre Identität: Merlin
Der Kommentar
Was erst einmal nach einer gar nicht so schlechten Prämisse für eine Turniershow klingt, hat in der Umsetzung leider so viele Löcher und Schwächen, dass es doch merklich hinter den üblicherweise hervorragenden und mitreißenden Shows der Truppe zurückbleibt. Vielleicht liegt es daran, dass sie deutlich von dem abweichen, was gemeinhin zu ihren größten Stärken zählt und ihnen einen unvergleichlichen Charme verleiht und dass sie auch bei eher schlichten Shows sonst zu einem Vergnügen für Augen und Ohren des Publikums macht. Doch dazu später.
Erst einmal zu der Geschichte als solcher. Vorauszusetzen, dass die Besucher so firm in der Sage um Artus und das Schwert Excalibur sind, dass sie die Zusammenhänge anhand der knappen, eingangs gegebenen, Erklärung folgen können, halte ich für etwas gewagt. Michael Cornély bemüht sich zwar um einen knappen Abriss der Geschichte und des Zustands Britanniens um 450, was allerdings unglücklicherweise ausnehmend trocken daherkommt. Man erwartet schon fast, dass sich neben Oberlehrer Michael und seinem Frontalunterricht demnächst ein Overhead Projektor auf dem Turnierplan materialisiert. Das ist ausnehmend schade, denn der Mann hat nicht nur beeindruckend viel Ahnung sondern kann diese üblicherweise auch spannend und interessant vermitteln, was es normalerweise zu einem Vergnügen mach ihm zuzuhören.
Der ganze Themenkomplex um die Entstehung Excaliburs, Artus Leben und die Errungenschaften seiner Herrschaft wird in keinster Weise visuell untermalt, und ich glaube nicht, dass der durchschnittliche Marktbesucher sich ein Bild von der Zerrissenheit und dem desolaten Zustand Britanniens nach Abzug der Römer machen kann. Hier könnte man sehr schön Elemente entweder von der „Feuershow“ am Sonntag einbauen, zumindest wie das Schwert geschmiedet und der Herrin vom See übergeben wird. Dann hätte die Dame auch ein wenig mehr in der Show zu tun. Auch wäre es möglich, hier schon einmal Artus und die später auftauchenden vier Grafen des Reiches (die die hinterher das Schwert zu erringen versuchen) einzuführen, beispielsweise mit einer kleinen Kampfeinlage, die damit endet, dass sich die vier Herren unterwerfen. Und die Herrin vom See könnte Artus sein Schwert übergeben, was sich sicherlich schön in Szene setzen ließe. Damit hätte die reine Erzählung auch direkt eine visuelle Komponente und man entwickelte als Zuschauer bereits erstes Interesse an den Personen und ihrer Geschichte.
Die Artussage kann schließlich als die Rittersage schlechthin gelten und gäbe an sich schon genug Stoff für eine ganze Show her. Sie daher auf eine knappe Einleitung um die Relevanz Excaliburs (DES Schwertes, das die ritterlichen Tugenden und die Macht der Krone Britanniens symbolisiert) zu reduzieren und von der ganzen großartigen Geschichte nur den Tod Artus‘ und die Entrückung Excaliburs als Aufhänger für den eigentlich wichtigen Teil zu missbrauchen ist sicher eine Entscheidung, über deren Sinnhaftigkeit sich trefflich streiten ließe. Obendrein reitet dann in dieser Szene Guinevere auf den Plan, von der man nur Minuten zuvor durch Mordreds Spott gegen seinen Bruder erfuhr, dass sie Artus verlassen habe (für einen seiner Ritter, wenn man die Sage denn kennt, was eigentlich ein riesiges Drama in Camelot ausgelöst hat). Das ist schon kein Plotloch mehr, sondern eine ganze Plothöhle. Und Artus vertraut dieser untreuen Gattin nun das mächtigste Artefakt schlechthin an, damit sie es zurück zur Herrin vom See bringen kann und entschuldigt sich mit seinem letzten Atemzug dann noch bei Guinevere? Äh, für was genau bitte? Das Rudel Fragezeichen über meinem Kopf verwundert sich. Dieser ganze Passus ist in sich unlogisch und gefühlt nur einer als notwendig erachteten Frauenquote geschuldet. Entschuldigt bitte, Freunde, aber das könnt ihr bei weitem besser. Fairerweise muss allerdings gesagt werden, dass Peter Wolter einen ganz vorzüglichen Artus abgab, der zwar außer dem Satz, er sei Artus und stünde nun hier und dies sei Excalibur, nichts sonst zu sagen hatte, es aber trotzdem schaffte, der Rolle durch bloße Anwesenheit eine beträchtliche Würde und Gravitas zu verleihen.
Die Darstellung der Beschwörung des Sees und das Auftauchen dessen besagter Herrin ist dafür sehr schön und durchaus beeindruckend umgesetzt. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht einfach ist, einem Pferd beizubringen, über dieses riesige, blaue, wabernde Tuch zu schreiten. Aber auch hier ist die Darstellerin, wiewohl ausnehmend bezaubernd anzusehen, primär Dekoration, die doch weit hinter ihren in anderen Shows gezeigten Kompetenzen zurückbleibt. Die Herrin vom See versenkt das Schwert dann in dem Stein, anders als in der Sage, wo es auf Nimmerwiedersehen im See verschwindet, denn man braucht es später ja noch.
Dieser ganze erste Teil der Show hat leider den großen Nachteil, dass man sich als Zuschauer davon wenig bis gar nicht berührt fühlt, selbst wenn man versuchen wollte, eine Bindung zu den Charakteren aufzubauen und damit ein Interesse an deren Geschichte zu entwickeln. Doch vier der fünf Charaktere sind für die restliche Show gar nicht oder im Falle der Herrin des Sees nur minimalst relevant. Wenn man es mit dem Anfang der Show von 2022 vergleicht, wird das noch augenscheinlicher. Diese spielte nämlich nicht nur in Broich selbst, weshalb man schon über den Ort des Geschehens ein gewisses Interesse an der folgenden Geschichte entwickelte, sondern hatte auch fast mit die beste Charakterexposition eines Bösewichts in einer Show, die ich je gesehen habe. Jene Show begann nämlich damit, dass der Herr von Broich in einem Hinterhalt von Friedrich von Isenburg und seinen Mannen überfallen und mit dem legendären Satz „Macht das weg!“ seines Lebens beraubt wurde. Das war extrem geschickt gemacht, denn es erzeugte nicht nur sofort eine gewisse moralische Entrüstung, sondern fesselte die geneigten Zuschauer auch emotional, denn man wollte sehen, was der Graf von Isenburg denn nun danach noch für weitergehende finstere Pläne hatte. Außerdem musste man Isenburg (gespielt übrigens von Andreas Wolter) alleine für seinen unnachahmlich coolen Stil irgendwo Respekt zollen und man freute sich ab diesem Zeitpunkt bereits darauf, die Geschichte dieses Bösewichtes erster Güte weiter zu verfolgen.
Aber zurück zu 2023. Da man also zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich in irgendeiner Form emotional von den Ereignissen berührt war, erzählte Merlin nun darüber, dass er erst einmal ein entspanntes Nickerchen von 700 Jahren gemacht habe. Währenddessen ging es in Britannien drunter und drüber, ähnlich wie es bereits vor Artus Tod der Fall war, und das Land war wieder einmal in Elend und Krieg versunken. Leider ist einem das zu diesem Zeitpunkt genauso egal, wie es das 700 Jahre zuvor war, wenn man entspannt und gut versorgt im sonnigen Broich auf einer Bank sitzt. Immerhin aber versuchen die Fürsten des Reiches, das Schwert und damit die Herrschaft an sich zu bringen und einmal gründlich Kehraus zu halten, was allerdings keinem gelingen will. Auch an dieser Stelle hätte die Erzählung von mehr visueller Untermalung deutlich profitiert, zumal es die Show auch in sich um einiges spannender gemacht hätte. Da wäre zum einen die Möglichkeit, die in einer anderen Show schon einmal zum Einsatz kann, nämlich strohgedeckte Hütten anzuzünden und das gemeine Volk vom Leben zum Tode zu befördern, oder auch nur einen kleinen Kampf zwischen den Gefolgsleuten der Fürsten, die sich am Stein um das Schwert bemühten. Oder auch eine Mischung aus beidem, jedenfalls irgendetwas, was die Zerrissenheit des Landes und die Notwendigkeit für das folgende Geschehen optisch fassbar gemacht hätte.
Dann aber kommt endlich der Teil, wo es um die Ritter und ihre Exerzitien geht und wo das eigentliche Turnier beginnt. Merlin trommelt also drei Zacken aus der Krone der Ritterlichkeit zusammen, damit die untereinander ausmachen, wer denn nun der Beste unter ihnen sei und in Britannien endlich klar Schiff machen könnte.
Karel Hajek als Alessandro di Verona auf seinem Pferd Flash (nie ward ein Name passender vergeben, denn dieses Ross fegte wie ein geölter Blitz über den Platz, als gäbe es kein Morgen) kam von Anfang an so fröhlich und sympathisch daher, dass er sich schnell der Zuneigung des Publikums sicher sein konnte und legte auch bei den Exerzitien mehr als beeindruckende Leistung hin. Die Exerzitien waren das Treffen von drei saufurzgefüllten Ziegendärmen mit einer brennenden Lanze (will heißen dreier mit brennbarer Flüssigkeit gefüllten Ballons, zwei auf dem Boden, einer auf einer stehenden Holzplatte), dem Ritt gegen den Mann am Boden (Hut ab vor Alexander Schmidt als Alexander von Utrecht, der so schön theatralisch über den Plan flog) und dem Ritt durch die Flammenwand, was sicherlich Reitern und Pferden einiges an Training abverlangt.
Ihm gleich tat es sein Kollege Peter Luckau als Philip von Leiningen, der mit einem Grinsen auf seinem Pferd Capo den Plan durchritt und sich die Sympathien des Publikums verdiente. Dieser glänzt üblicherweise damit, sich mit seiner entspannten Art und beredten Mimik für keinen Blödsinn zu schade zu sein, wenn es die Show unterhaltsamer macht und wer ihn im verbalen Schlagabtausch mit Andreas Wolter, Michael Cornély oder auch dem Publikum erlebt hat, kann sich bei den witzig sarkastischen Sprüchen nur mehr die Lachtränen aus dem Gesicht wischen. Leider wurde diese Geheimwaffe bei dieser Show nur mehr auf den Platz des generischen Ritters verbannt, was dem Charme der Show nicht zum Vorteil gereichte und was in anderen Shows der Truppe einen nennenswerten Teil deren Qualität ausmacht.
Das gleiche gilt im Übrigen auch für Michael Cornély, dessen Fähigkeit, mit dem Publikum zu spielen und in ein sarkastisch-spöttisch-neckendes Wortduell zu gehen, nicht zu hoch geschätzt werden kann, und das ganz unabhängig der Rolle. Sei es nun beispielsweise als Heinrich der Löwe (auch ein absolut großartig gespielter Bösewicht) oder als Herold Michael von Aragon. Er zeichnet außerdem für den besten Spruch (einer von gar zu wenigen) der drei Tage und fünf Shows verantwortlich, als er die Aussage des schwarz gewandeten Bösewichtes, er werde gewinnen nur mit den lakonischen Worten kommentierte: „Habt ihr euch mal euren Wappenrock angesehen? Schwarz und gelb… ihr werdet nicht gewinnen!“
Als dritter Ritter mischte Andreas Wolter als Richard of Oxford auf seinem Pferd Apollo mit, der zwar aufgrund der Geschichte qua definitionem der gefeierte Held sein sollte, doch damit nur bedingt erfolgreich war. Denn das, was ihn zu einem phantastisch guten Bösewicht macht, transportiert sich nicht gut in die Heldenrolle, kam er doch mitunter von der Außenwirkung so kühl und verbissen bis hin zu arrogant rüber, dass man nur nach Aufforderung so recht applaudieren wollte. Mir ist vollkommen bewusst, dass man als Verantwortlicher für eine solche Show vielleicht nicht immer mit einem entspannten Lächeln zu Pferd sitzen kann, wobei man gerechterweise sagen muss, dass dieses sich zumindest gelegentlich zeigen konnte, sondern zwangsläufig alles Mögliche im Blick haben muss, trotzdem tat es der Rolle nicht gerade gut. Auch kann ich nachvollziehen, dass man nicht immer die gleichen Art Rolle spielen möchte. Leider ist er darin so gut, gerade wenn er dann auch noch Text bekommt und mit den anderen Darstellern und dem Publikum interagieren kann, dass es fast schon bedauerlich ist, ihn nicht in der Rolle des Bösewichtes zu sehen, die ihm gefühlt wesentlich besser zu Gesicht gestanden hätte.
Als letztes gesellte sich dann Thomas Płodzień als John Ohneland, der offensichtliche Bösewicht, auf seinem Pferd Massimo zu den Anderen, der zumindest versucht hat, was ihnen nicht gegönnt wurde, nämlich ab und an mit dem Publikum zu interagieren. Dabei wäre ein Mikrofon allerdings hilfreich gewesen. Das waren dann aber auch die Augenblicke, die jenseits des gescripteten Plots die Rolle erst so recht greifbar machten und hervorhoben. Auch dass er, nachdem Alessandro den Zweikampf aufgab, ihn in einer Show einmal nicht abstach, sondern gekonnt durch die Schranken auf die andere Seite des Plans warf, war mit Abstand mit die coolste Aktion der gesamten Shows, wenn auch wahrscheinlich nicht geplant.
Die Anwesenheit von Denise ? als Morgana, das Anhängsel (namentlich die Ehefrau) des schwarzen Ritters, die zumindest minimal weniger Dekoration war und aktiv im letzten Gefecht mitkämpfen durfte, wirkte ein wenig wie Frauenquote Teil 2, aber als schön schauriges böses Pärchen haben die beiden eine solide Leistung abgeliefert. Auch hier könnte man wieder den Vergleich zu der Show von 2022 ziehen, in denen Friedrich von Isenburg und seine Gemahlin Beatrix (ein geborenes Fräulein von Broich) eine ähnliche Dynamik entwickelten, die aber wesentlich mehr Einfluss auf die damalige Geschichte hatte und damit eine weidlich bedrohlichere Wirkung entfalteten.
Zum restlichen Verlauf des Turniers bleibt nicht viel zu sagen, wobei sich dort eigentlich die zweite große Plothöhle auftat, nämlich als John Ohneland Alessandro di Verona, trotzdem der aufgegeben hatte und gegen die Ermahnungen Merlins, schlichtweg umgebracht hat. Ein Kind neben mir hat das sehr schön auf den Punkt gebracht, als es sagte: „Das ergibt doch keinen Sinn, dass der weiterkämpfen darf. Der (also Merlin) hat doch eben gesagt, der muss ritterlich kämpfen.“ Wenn es schon dem Kind auffällt, dass die fortgesetzte Teilnahme Johns am Turnier eigentlich keinen Sinn ergibt und nur der Geschichte geschuldet ist, dann könnte man da bestimmt eine elegantere Lösung finden (zum Beispiel der erwähnte Wurf durch die Schranken; ist genauso unsympathisch vom Bösewicht aber nicht so offensichtlich kontraintuitiv wie ein quasi Mord).
Gerade den ersten beiden Rittern hätte man außerdem zwischendurch gerne, auch wenn die Geschichte das zwangsläufig verbot, den Turniersieg gegönnt. Wenn sie gewonnen hätten, hätte man sie sicher gefeiert, denn sie haben sich eigentlich jedes Mal deutlich mehr zu Sympathieträgern entwickelt als der eigentliche Heldencharakter.
Eine schöne Szene gab es dann noch in der fünften und letzten Show des Wochenendes, als Richard of Oxford ein Kind aus dem Publikum mit der Aufgabe versah, seinem Gegner Philip von Leiningen das Schwert für den Zweikampf zu bringen. Das war höchst ritterlich getan.
Nachdem jedenfalls dann auch Richard von John, Morgana und ihren Spießgesellen erstmal ordentlich vermöbelt wurde und platt auf dem Plan lagt, erklärte Merlin, dass sich Excalibur rege und beschwört das Schwert zusammen mit der Herrin vom See noch einmal, damit Richard dann schlussendlich doch seinen bösen Bruder besiegen kann. Dabei bleiben die beiden aber so weit hinten im Backstage stehen, dass man schon wirklich darauf achten muss, dass die Zwei überhaupt etwas tun. Hier hätte sich noch einmal eine schöne Gelegenheit für einen Auftritt der Herrin vom See ergeben, sowohl für die Rolle als solche als auch für die Darstellerin, ihre Reitkunst noch einmal in Szene zu setzen.
Das Fazit
Abschließend bleibt zu sagen, dass die ganze Show leider etwas blutleer daherkommt. Das mag für den durchschnittlichen Zuschauer reichen, wann man denn annimmt, dessen Anspruch läge im Wesentlichen darin, einer Handvoll Rittern dabei zuzusehen, wie sie sich gegenseitig mit langen Holzstecken vom Pferd schubsen. Da die Show aber offensichtlich inhaltlich und darstellerisch doch einen Anspruch an sich zu haben scheint, muss man leider sagen, dass da noch einiges an Verbesserungpotential zu finden wäre. Und hier wären wir bei den eingangs erwähnten Stärken der Truppe, die zu wenig ausgespielt wurden. Sie sind sicher nicht die einzige Stuntreitertruppe, denen man auf Mittelaltermärkten begegnen kann, aber was sie in meinen Augen so gut macht, ist ihre persönliche Dynamik, die zum einen durch die sonst wirklich atmosphärisch dichten, emotional packenden Plots ihrer Shows aber auch zu einem nicht unwesentlichen Teil durch die Darsteller selbst getrieben ist. Markenzeichen ist normalerweise ein charmant sarkastischer Witz in den Dialogen der Charaktere untereinander als auch im Umgang mit dem Publikum, der dieser Show vollkommen fehlte, zumal außer Michael Cornély niemand wirklich eine größere Sprechrolle hatte. Aber auch die Helfer auf dem Plan lassen es sich normalerweise nicht nehmen, zwischendurch in der Show einmal ein wenig rumzualbern und sich zu veräppeln, was leider in den 5 Shows nur ein-, zweimal wirklich passierte (Alexander von Utrecht, der sich hinter dem Stein versteckte, um der Verpflichtung, der Mann am Boden zu sein, zu entgehen und schändlich von seinem Kollegen verraten wurde seih hier das einzig herausstechende Beispiel). Sicher, es war eine eher ernst zu nehmende Show, doch auch da kann Humor dem Ganzen eine frische Note verleihen, und das kann die Truppe üblicherweise ganz vorzüglich. Daher erlaube ich mir zum Abschluss ganz unbescheiden einen Apell: stunpferde.de haben wahnsinnig viel Erfahrung, hervorragende Reiter und Pferde, und großartige Darsteller. Nutzt das aus und macht die Show zu dem Highlight, das sie verdient hätte zu sein.
Autor:Felicitas Zoch aus Gelsenkirchen |
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